AKUTER PFARRER-MANGEL VERLANGT NEUE, üBERGREIFENDE, KREATIVE LöSUNGSWEGE

Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz befasste sich am Samstag in Hoyerswerda mit dringenden Zukunftsfragen.

Hoyerswerda. Der Evangelische Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz stellt sich auf akuten Pfarrer-Mangel ein. „In den nächsten sieben Jahren gehen 16 Pfarrer von insgesamt 51 Pfarrern in den Ruhestand. Damit sind wir noch besser dran als die Niederlausitz und das Oderland. Die Vakanzen können nicht allein durch Ehrenamt gedeckt werden“, unterstrich Superintendent Daniel Schmidt am Sonnabend zur Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Schlesische Oberlausitz.

Lösungen, so die Botschaft der Synode, sollten die derzeit 54 Kirchengemeinden kreativ, gemeinsam und in übergreifender Zusammenarbeit finden. In der Aula der Christlichen Schule Johanneum ging es am Sonnabend um dringende Zukunftsfragen. Verbunden war die Synode mit einer Hoffnungswerkstatt.

Im vorigen Jahr, so Daniel Schmidt, verlor die Evangelische Kirche in Deutschland 593.000 Gemeindeglieder. Dies entsprach einem Verlust von 3,8 Prozent. „In unserem Kirchenkreis haben wir aktuell 32.358 Gemeindeglieder. Der Abgang mit 3,1 Prozent voriges Jahr war etwas weniger als der Bundesdurchschnitt“, sagte er. Die Austritte überwogen die Sterbezahlen.

Aktuell gibt es 54 Kirchengemeinden. Davon sind zwei Pfarrstellen vakant. „Damit sind wir in der Landeskirche Spitzenreiter. In Regionen wie dem Oderland zum Beispiel sind 50 Prozent der Pfarrstellen vakant ...“, so der Superintendent. Im Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz sind aktuell die Pfarrstelle der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde für Hoyerswerda-Spreewitz und die Pfarrstelle für den Pfarrsprengel Markersdorf-Königshain ausgeschrieben. „Von 51 Pfarrern haben wir jetzt 39 Stellen in Vollzeit“, so Daniel Schmidt.

Neue Pfarrer kommen nicht ohne Weiteres. Viele zieht es (nach der Ausbildung) zum Entsendungsdienst nach Berlin. In Görlitz ist Jan Mävers im Entsendungsdienst. „Wir haben auch eine Vikarin, die ihre Ausbildung in Görlitz absolviert. Dieses Jahr werden wir zwei weitere Vikarinnen bekommen – für Schleife und für Niesky“, so der Superintendent. Der Kirchenkreis hat 17,5 Vollzeitstellen für Kinder- und Jugendarbeit, Kirchenmusik und Verwaltung. Die Kirchengemeinden selbst weisen 73 Vollzeit-Stellen vor. „Wir haben viele Gebäude. Wir sind sozusagen "steinreich". Derzeit erstellen wir eine Erhebung. Sie wird in Form einer Karte einsehbar sein. Das ist eine große Aufgabe, der wir uns stellen“, betonte der Superintendent.

Klare Worte fand er zum Umgang mit der AfD. Ein öffentliches Amt in der Kirche und ein öffentliches Amt in der AfD sind unvereinbar. „Das wird uns bei der kommenden Wahl der Gemeindekirchenräte mit bewegen.“

Dringendes Handeln geboten

2013 bereits brachte der Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz das sogenannte „Regionen-Modell“ zur verstärkten Zusammenarbeit der Gemeinden auf den Weg. „Schon damals war die Notwendigkeit vorhanden. Jetzt tut es langsam weh. Wir müssen dringend handeln“, meinte Andreas Fünfstück, seit 1996 Pfarrer der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Waldhufen-Vierkirchen mit insgesamt 1.700 Gemeindegliedern. Dazu gehören die acht Kirchen Arnsdorf, Nieder Seifersdorf, Ullersdorf, Jänkendorf, Diehsa, Melaune, Tetta und Buchholz. Mindestens einmal im Monat ist jeweils Gottesdienst. Mehr ist personell nicht leistbar. „Doch es sind Offene Kirchen“, unterstrich Andreas Fünfstück. In der Synode stellte er einen dringenden Antrag. Das Regionen-Modell, so sein Anliegen, sollte aufgrund der akut bevorstehenden Vakanz-Situation erneuert werden einschließlich der Satzung über die Zusammensetzung der Kreissynode und des Kreiskirchenrates.

Die Ehrenamtlichen entlasten

Andreas Fünfstück begründete dies mit dem Verschleiß Ehrenamtlicher, mit den stark zurückgehenden Gemeindeglieder-Zahlen, mit der Überalterung der Gemeinden, mit der geringen Anzahl von Taufen, mit der Arbeitsbelastung durch Gebäude. „Die Gemeinden müssen mehr miteinander reden. Doch das passiert nicht. Jeder denkt immer noch zu sehr in seinem eigenen Bereich“, erklärte der Pfarrer. „Ziel muss es sein, dass Gemeinde-Konstellationen übergreifend und zum gemeinsamen Nutzen entstehen. Die ehrenamtlichen Gemeindekirchenräte müssen entlastet werden von überborden-den Verwaltungsaufgaben, die sie nicht leisten können. Wir müssen auch Anstellungen von kreislicher Ebene aus organisieren. Das kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam handeln.“ Bei 54 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen wurde der Antrag mehrheitlich beschlossen.

Die Aufgabenstellung ist klar, betonte Superintendent Daniel Schmidt. Ein Arbeitskreis befasst sich jetzt intensiv mit dem Thema. Ihm gehören Mitglieder des Kreiskirchenrates, betroffener und benachbarter Kirchengemeinden, Mitarbeiter der Kirchenmusik, der Kinder- und Jugendarbeit und Gemeindepädagogik, Vertreter bestehender Gesamtkirchengemeinden und des Kirchenverwaltungsamtes an. Zur Herbstsynode 2024 soll der Arbeitskreis die Ergebnisse vorstellen. Bis dahin soll ein Konzept vorliegen. Zur Frühjahrssynode 2025 soll der Beschluss dazu folgen. Am Ersten Advent 2025 folgt die Wahl der Gemeindekirchenräte in den Gemeinden. „Das heißt: Im Frühjahr 2026 liegt uns dann ein fertiges neues Regionen-Modell vor“, so Daniel Schmidt.

In der „Hoffnungswerkstatt“ zur Synode ging es vor allem um die Ermutigung für künftiges Handeln. Andreas Schlamm und Heiko Kienbaum von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung hielten Impulsvorträge. „In die Kirche kommen heute nur noch wenige Menschen. Es sind vor allem die, die sich bekennen“, meinte Synodaler Manfred Hermasch aus Rohne, Vertreter für die Sorben in der Synode. „Wir haben gemerkt: Wenn wir hinaus gehen, direkt in die Dörfer, dann gibt es Anknüpfungspunkte und eine ganz geringe Barriere. Dann kommen wir miteinander ins Gespräch. Dann können wir Gottes Wort verkünden.“

Kirchenkreis wird sich verändern

Lars Städter war seit März 2022 Pfarrer im Entsendungsdienst in Weißwasser. Ab 1. Juni 2024 ist er berufender Pfarrer in Weißwasser. „Unser Kirchenkreis wird sich verändern“, ist er überzeugt. „Wir müssen mehr in Regionen denken, mehr Kräfte bündeln. Wir vor Ort haben jetzt einen Prozess angestoßen, in dem wir zuallererst über unsere Stärken reden.“

Oft arbeitet Pfarrer Lars Städter (Weißwasser) mit Pfarrerin Jadwiga Malinkowa (Schleife) und mit Pfarrerin Miriam Arndt (Bad Muskau, Gablenz, Krauschwitz) zusammen. Jede Gemeinde hat ihr ureigenes Profil. Jede Gemeinde hat ihre Besonderheiten und Stärken. „Wir arbeiten bereits gut zusammen im Bereich Konfirmanden-Unterricht“, so Lars Städter. „Erste Schritte gehen wir jetzt bei der Planung der Veranstaltungen und der Gottesdienste.“

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