ANALYSTEN BEFüRCHTEN, DASS DIE RENDITEN VON US-STAATSANLEIHEN üBER 5 PROZENT STEIGEN KöNNTEN UND EIN BöRSENCRASH FOLGT

Könnte es zu einer Wiederholung der Fünf-Prozent-Renditen kommen? Für Analysten hängt alles von der Finanzpolitik und der Inflation ab.

US-Staatsanleihen sind vielleicht nicht gerade der rasanteste Markt. Aber ein Renditeanstieg, der nicht allzu weit von den aktuellen Niveaus entfernt ist, könnte die Dinge schließlich alles andere als langweilig machen.

Während der diesjährige Aktientrend die Wall Street ablenkt, ist der zehnjährige Referenzzinssatz seit 2023 um 83 Basispunkte gestiegen. Im April lag er bei 4,7 Prozent und damit nicht mehr weit von der Schwelle entfernt, die die Märkte im vergangenen Herbst aus dem Gleichgewicht brachte: fünf Prozent.

Als dieser 16-Jahres-Höchststand im Oktober durchbrochen wurde, löste dies einen der schlimmsten Marktzusammenbrüche der Geschichte aus. Während die US-Staatsanleihen am Freitag nach einem durchwachsenen Arbeitsmarktbericht fielen, blicken die Märkte angesichts der hartnäckigen Inflation in den USA und der allgemeinen wirtschaftlichen Stärke immer noch vorsichtig auf weitere Aufwärtsbewegungen.

Könnte es zu einer Wiederholung der Fünf-Prozent-Renditen kommen? Für Analysten hängt alles von der Finanzpolitik und der Inflation in den USA ab.

Wohin sich die Renditen bewegen

Der "Anleihenkönig" Bill Gross gehört zu denjenigen, die zur Vorsicht mahnen und den Anlegern sagen, dass die hohe Staatsverschuldung die Renditen in den nächsten zwölf Monaten auf ein Niveau von fünf Prozent treiben werde.

Die Renditen entwickeln sich umgekehrt zu den Anleihekursen, was bedeutet, dass eine schwache Nachfrage die Zinsen in die Höhe treibt. Aus diesem Grund sind die Versteigerungen von Staatsanleihen für die Märkte zu interessanten Ereignissen geworden, da die Anleger darauf achten, ob es genügend willige Käufer gibt.

"Schlampige" Auktionen seien die Ursache für die Anleihenkrise im vergangenen Herbst gewesen, erklärte Marktveteran Ed Yardeni zu Business Insider. Durch sogenannte Auktionen werden die Anleihen an die Interessenten verkauft. Viele Käufer seien durch die explodierende Verschuldung Amerikas abgeschreckt worden, und da es kaum Bemühungen gebe, diese einzudämmen, könnten weitere enttäuschende Auktionen bevorstehen, sagte er.

Sowohl das Finanzministerium als auch die Notenbank Federal Reserve (Fed) haben in dieser Woche Liquiditätsanpassungen vorgenommen, um den Druck von den Käufern zu nehmen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Bemühungen ausreichen.

Für den Fall, dass die Fünf-Prozent-Marke aus diesem Grund überschritten wird, könnte es nach Ansicht des Präsidenten von Yardeni Research anders laufen: „Dieses Mal könnten wir feststellen, dass die fünf Prozent nicht erreicht werden, und dann werden wir uns alle fragen, ob der nächste Schritt in Richtung sechs oder zurück zu vier geht.“

Die Investmentgesellschaft SEI äußerte im April ähnliche Bedenken und fügte hinzu, dass die hartnäckigen Inflationsdaten in diesem Jahr das Problem auf kurze Sicht nur noch verschärfen würden. Da die Verbraucherpreise nach wie vor hoch sind, sind die Zinssätze unverändert geblieben, was einen Ansturm auf festverzinsliche Wertpapiere verhindert hat: „Es würde uns nicht überraschen, wenn die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen erneut die Fünf-Prozent-Marke überschreiten würde, selbst wenn Zinssenkungen in Aussicht stehen“, heißt es in einer Mitteilung.

Eric Sterner von Apollon Wealth Management ist jedoch der Ansicht, dass die Märkte noch pessimistischer werden müssten, um einen Anstieg über fünf Prozent zu rechtfertigen. Nur wenn die Inflation die Fed zu einer Zinserhöhung zwingen würde, wäre dies ein Grund zur Besorgnis. Aber das scheint nicht wahrscheinlich.

Dennoch würden die Renditen in absehbarer Zeit nicht sinken, solange die Inflation anhalte, sagte er Business Insider: „Wenn wir diese eine Zinssenkung durchsetzen können, können wir uns möglicherweise auf vier Prozent zubewegen“, sagte er. „Aber ich glaube nicht, dass wir unter vier Prozent kommen werden.“

Die Gefahren von fünf Prozent

Als die zehnjährigen Renditen im vergangenen Herbst die Fünf-Prozent-Marke durchbrachen, gerieten die Händler in Panik, und der S&P 500 brach von seinem Höchststand im Oktober bis zum Tiefpunkt um fast sechs Prozent ein. Ein Teil davon sei darauf zurückzuführen, wie schnell die Rendite gestiegen sei, so Yardeni, was dieses Mal nicht der Fall sei.

"Es war eine eher heimliche Bewegung, die in einem langsameren Tempo vor sich ging; sie hat auf dem Aktienmarkt keine Aufmerksamkeit erregt", sagte er. "Selbst die Wachstumswerte haben sich gut entwickelt, obwohl sie eigentlich nicht gut laufen sollten, wenn die Anleiherenditen steigen."

Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Fünf-Prozent-Marke überschritten wird. Laut einer Notiz von Goldman Sachs hätten Höchststände über fünf Prozent in der Vergangenheit negative Auswirkungen auf Aktien gehabt. Im Jahr 1994 sei es selbst bei hohen Gewinnen schwierig gewesen, Aktien gegen höhere Renditen anzukurbeln.

Sogar Sterner stimmte zu, dass dies ein Risiko darstellt, wenn auch nur auf kurze Sicht: „Hypothetisch gesprochen, wenn wir fünf Prozent überschreiten, könnte das eine Marktkorrektur oder einen Ausverkauf von zehn Prozent oder mehr auslösen.“

Dieser Artikel wurde von Jonas Metzner aus dem Englischen übersetzt. Den Originalartikel könnt ihr hier lesen.

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