ATOMKRAFT: ZEITPLAN FüR VERSPäTETEN BETRIEBSSTART VON FLAMANVILLE 3 WACKELT

Eigentlich sollte der um zwölf Jahre verspätete Reaktor in Flamanville nun mit Brennstoff beladen werden. Das verzögert sich nun um Wochen.

Der neue Reaktor vom Typ EPR am AKW-Standort Flamanville an der französischen Ärmelkanalküste wird doch nicht wie geplant noch in diesem Monat mit Brennstoff beladen. Die französische Atomaufsicht ASN hat am Mittwoch noch eine öffentliche Konsultation zu ihrer Genehmigung für die Inbetriebnahme des Reaktors anberaumt, bevor sie ihre endgültige Entscheidung fällen will. Diese soll bis zum 17. April laufen, heißt es in einer ASN-Mitteilung.

Betreiber EDF ging bisher davon aus, dass die Beladung im ersten Quartal 2024 beginnen und Flamanville 3 Mitte dieses Jahres ans Netz gehen könne. Frankreichs zuständiger Industrieminister Roland Lescure äußerte sich im französischen Sender Fance Info vorsichtig zu der Frage, ob der bisherige Zeitplan eingehalten werden kann. Einen Reaktor in Betrieb zu nehmen, sei nicht so einfach, wie etwa einen Renault Clio oder Peugeot 208 zu starten.

Verzögerte Zeitpläne, explodierende Kosten

Der EPR Flamanville 3 ist ohnehin verspätet; an ihm bauen Framatome und Siemens seit 2007, ursprünglich sollte er schon vor zwölf Jahren ans Netz gehen. Die Baukosten summieren sich auf 13,2 Milliarden Euro; ursprünglich angesetzt waren 3,3 Milliarden Euro. Diese Rückschläge könnten nützliche Erkenntnisse für künftige Projekte dienen, sagte Lescure, zum Beispiel für die sechs weiteren EPR, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereits im vergangenen Jahr angekündigt hat. Und auch hier steigen offenbar die Kostenschätzungen. EDF geht nun von 67,5 Milliarden Euro für die sechs neuen EPR aus statt wie zurvor 51,7 Milliarden.

Der EPR ist ein Reaktor der dritten Generation, nach der ersten, die aus frühen Prototypen bestand, und der zweiten aus kommerziellen Reaktoren wie zum Beispiel den Leichtwasserreaktoren in Deutschland. EPR sind eine Weiterentwicklung der Reaktoren der zweiten Generation mit mehr Leistung, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Ein EPR ging vor knapp einem Jahr im finnischen Olkiluoto ans Netz, auch mit einer langen Verspätung, nämlich um 14 Jahre, und auch mit einer Vervierfachung der ursprünglich veranschlagten Kosten. Die Verzögerungen und Kostenexplosionen des EPR Hinkley Point C, der zurzeit in Großbritannien entsteht, sind nicht ganz so gravierend.

2024-03-28T10:05:50Z dg43tfdfdgfd