BANKEN: BBVA MöCHTE MIT SABADELL-BANK FUSIONIEREN

Noch vor vier Jahren sind Fusionsgespräche zwischen den spanischen Banken gescheitert. Doch nun will die Großbank BBVA wieder mit der Sabadell-Bank über einen Zusammenschluss sprechen.

Die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA (BBVA) hat Interesse an einer Fusion mit der Banco Sabadell SA. Falls das erfolgreich ist, könnte es eine der größten europäischen Bankenfusionen seit Jahren werden.

Die BBVA hat dem Vorstandsvorsitzenden von Sabadell ihr Interesse an der Aufnahme von Verhandlungen „über eine mögliche Fusion zwischen den beiden Unternehmen mitgeteilt“, heißt es in einer am Dienstag eingereichten Mitteilung bei der spanischen Börsenaufsicht. BBVA hat demzufolge bereits Berater eingeschaltet.

Die beiden Banken hatten im Jahr 2020 kurzzeitig Gespräche über einen Zusammenschluss auf Aktienbasis geführt, die jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Bewertung scheiterten. Sabadell erklärte am Dienstag, man „analysiere“ den aktuellen Vorschlag von BBVA. Zuerst hatte Sky News darüber berichtet.

Die Aktien von Sabadell sprangen nach der Nachricht um bis zu 7,3 Prozent in die Höhe, während BBVA im Madrider Handel um 5,8 Prozent nachgab. Die kleinere Bank Sabadell hat einen Marktwert von etwa zehn Milliarden Euro. BBVA hat einen Börsenwert von rund 60 Milliarden Euro.

Nuria Alvarez Añibarro, Analystin von Renta 4 in Spanien, erklärt den Einbruch der BBVA-Aktie damit, dass der Wert von Sabadell seit 2020 stark gestiegen ist: „Heute ist Sabadell viel teurer als damals – da fragt man sich schon, wieso BBVA jetzt bereit ist, so viel zu bezahlen.“

Der materielle Buchwert pro Aktie von Sabadell liegt derzeit bei 0,8. Während der Verhandlungen vor drei Jahren habe er bei 0,2 gelegen, so Alvarez Añibarro. Das heißt, er hat sich seitdem vervierfacht.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Sabadell seitdem die Probleme mit seiner britischen Tochter gelöst hat. Zum Zeitpunkt des Scheiterns der Gespräche machte die britische Einheit TSB Verluste. Die Bewertung der Tochter war ein Grund dafür, dass die Fusionsgespräche 2020 scheiterten. Inzwischen sind die Probleme gelöst, die britische Tochter ist profitabel. Sabadell hat zudem verschiedene Sparprogramme umgesetzt und im vergangenen Jahr den Nettogewinn um 55 Prozent gesteigert.

BBVA müsste als größere der beiden Banken für einen Zusammenschluss ihr Kapital erhöhen. Die Kernkapitalquote von BBVA lag Ende März bei 12,82 Prozent (CET1 fully loaded). „Das Ziel von BBVA für die Kernkapitalquote liegt langfristig bei zwölf Prozent. Das heißt, die Bank hat nur 3,1 Milliarden Euro an überschüssigem Kapital“, sagt Alvarez Añibarro. Das ist weit entfernt von Sabadells Marktwert von rund zehn Milliarden Euro.

Eine Kapitalerhöhung könnte jedoch geringer ausfallen, falls beide Banken sich zumindest zum Teil auf einen Aktientausch einigen. Zudem ist auch BBVA heute deutlich mehr wert als vor drei Jahren und hat sich anders aufgestellt.

Die Großbank hat 2021 ihr US-Geschäft für 9,6 Milliarden verkauft. Mit dem Geld übernahm sie die türkische Garanti Bank, kaufte Aktien zurück und zahlte hohe Dividenden.

Inhaltlich würden sich Sabadell und BBVA gut ergänzen: Sabadell hat sich vor allem auf das Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen konzentriert, während BBVA vor allem im Retail-Geschäft aktiv ist sowie bei großen Unternehmenskunden.

Kommt der Zusammenschluss zustande, würde in Spanien eine neue Großbank entstehen, die dem größten Institut Banco Santander Konkurrenz machen würde. Santander hat eine Marktkapitalisierung von 70 Milliarden Euro.

Am Dienstag meldete Banco Santander einen Gewinnsprung von zehn Prozent für das erste Quartal, während BBVA am Montag die Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben hatte. Sabadell wird seit Langem entweder als Übernahmeziel für die drei größeren spanischen Konkurrenten Santander, Caixabank SA und BBVA oder als Konsolidierer kleinerer Konkurrenten im Lande angesehen.

Mit Agenturmaterial

2024-04-30T17:09:45Z dg43tfdfdgfd