BATTERIEFERTIGUNG: ROCK TECH MUSS AUF FöRDERUNG DES WIRTSCHAFTSMINISTERIUMS VERZICHTEN

Der Lithium-Produzent bekommt nicht die angedachte Bundesförderung für Batteriezellen. Der Firmenchef setzt nun auf das Land Brandenburg. Ein Großkunde von Rock Tech ist Mercedes.

Der Lithiumproduzent Rock Tech bekommt keine Bundesmittel im Rahmen der Förderrichtlinie „Resilienz und Nachhaltigkeit des Ökosystems der Batteriezellfertigung“ für sein Projekt im brandenburgischen Guben. Nach Angaben von CEO Dirk Harbecke erhielt das Unternehmen am Montag einen Ablehnungsbescheid vom Bundeswirtschaftsministerium.

Die Förderrichtlinie war vom Wirtschaftsministerium im vergangenen Jahr im Rahmen des von der EU-Kommission geschaffenen Beihilferahmens „Temporary Crisis and Transition Framework“ (TCTF) aufgelegt worden.

Die Ablehnung der Förderung von Rock Tech kommt überraschend. Denn das Konzept der Firma zur Lithiumproduktion gilt als mustergültig, um in der Batteriezellfertigung voranzukommen. Der Aufbau einer Batterieproduktion gehört zu den wichtigen Bausteinen für die Transformation der europäischen Automobilindustrie zur Elektromobilität.

Rock Tech will 800 Millionen Euro in Brandenburg investieren

Harbecke sagte dem Handelsblatt: „Es ist enttäuschend, dass wir die Gelder aus dem TCTF-Programm nun nicht bekommen.“ Nach eigenen Angaben beläuft sich die geplante Investition in Guben auf 800 Millionen Euro, das Volumen der beim Bundeswirtschaftsministerium beantragten Förderung auf „bis zu 200 Millionen Euro“. Alternativ setzt der Rock-Tech-Chef nun auf Unterstützung von anderer Seite, insbesondere vom Land Brandenburg.

„Wir sind in einem sehr konstruktiven Austausch mit der brandenburgischen Landesregierung. Wir gehen davon aus, dass das Land Brandenburg ausreichende Mittel der Regionalförderung mobilisieren kann, um das Projekt zu realisieren“, sagte Harbecke. Auch die Standortgemeinde Guben habe ein „großes Interesse daran“, dass das Projekt fertiggestellt werde. „Von beiden Seiten erfahren wir massive Unterstützung“, sagte der Unternehmenschef.

Rock Tech will in Brandenburg einen Lithiumkonverter errichten. In Lithiumkonvertern wird der Rohstoff Lithium so aufbereitet und veredelt, dass er für die Batterieproduktion verwendet werden kann. Rock Tech hatte angekündigt, einen geschlossenen Lithiumkreislauf zu entwickeln. Bereits 2030 sollen 50 Prozent des in Guben eingesetzten Lithiums aus recycelten Batterien stammen. Der erste Spatenstich für die Anlage in Brandenburg erfolgte im März vergangenen Jahres.

Batterien für E-Autos kommen aktuell überwiegend aus Asien, insbesondere aus China. Politik und Wirtschaft arbeiten daran, Teile der Wertschöpfung für die Batterieproduktion nach Europa zu holen.

Schon Peter Altmaier (CDU), Amtsvorgänger des amtierenden Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), hatte damit begonnen, die Batteriezellfertigung voranzutreiben, und dazu Förderprogramme aufgelegt, die den Regeln der „Important Projects of Common European Interest“ (Ipcei) der EU entsprechen. Projekte, die von der EU-Kommission den Status von Ipcei-Vorhaben zugesprochen bekommen, können von den EU-Mitgliedstaaten großzügig gefördert werden.

Das TCTF-Programm, von dem Rock Tech nun nicht profitiert, kam später hinzu. Ziel ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums, den „Auf- und Ausbau von Produktionskapazitäten entlang der Batteriewertschöpfungskette zu unterstützen“. Wirtschaftsminister Habeck hatte bei der Präsentation des Förderprogramms gesagt, Investitionen in die Batteriewertschöpfungskette leisteten einen Beitrag zur strategischen Souveränität Europas.

Mercedes-Benz will jährlich 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid abnehmen

Deswegen gibt sich Rock-Tech-Chef Harbecke umso enttäuschter von der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums. Von der Versagung der Fördermittel gehe das falsche Signal aus. „Wir wollen zeigen, dass wir hier in Deutschland ein verlässlicher und innovativer Partner sind“, sagte er.

Er verwies darauf, das Vorhaben zahle auch auf die Ziele der EU-Kommission ein. Die Brüsseler Behörde hatte im vergangenen Jahr ihren „Critical Raw Materials Act“ vorgestellt. Bis 2030 sollen demnach zehn Prozent des Bedarfs der EU an kritischen Rohstoffen aus eigenem Bergbau gedeckt sein, 40 Prozent aus lokaler Weiterverarbeitung und 15 Prozent aus EU-Recyclingkapazitäten. 2026 soll mit der Produktion für den europäischen Markt begonnen werden.

Mercedes-Benz ist Hauptkunde des Lithiumproduzenten. Nach Angaben von Rock Tech wurde ein verbindlicher Abnahmevertrag für die Lieferung von jährlich 10.000 Tonnen batteriefähigem Lithiumhydroxid geschlossen.

Wenn die EU ihr Ziel erreichen wolle, 40 Prozent der Verarbeitung von kritischen Rohstoffen nach Europa zu holen, so Harbecke, dann brauche Europa zwölf Lithiumkonverter. „Bislang gibt es keinen einzigen.“

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