BI KäMPFT GEGEN NEUE RECHENZENTREN

BI kämpft gegen neue Rechenzentren

Anwohner sammeln Unterschriften gegen Data-Campus am Friedhof

Hattersheim - Ja zum Erhalt unserer Grünflächen in Hattersheim! Nein zu weiteren Rechenzentren!“ Unter diesem Slogan gründete Svenja Stöbbe Ende Januar dieses Jahres eine Online-Petition gegen den geplante Data-Campus in unmittelbarer Nähe zu ihrem Haus in der Heddingheimer Straße. Rund 1700 Unterschriften konnte Stöbbe zum Zeitpunkt der Bürgerversammlung Ende Februar vorweisen. Von Bürgermeister Klaus Schindling (CDU) wurde die Petition jedoch kurzer Hand abgewatscht. Der Protest auf der Online-Plattform change.org sei irrelevant, da sich nicht verifizieren lasse, ob es sich bei den Unterzeichnern tatsächlich um individuelle Hattersheimer handele.

Der Einwand des Rathauschefs war durchaus berechtigt, denn theoretisch hätten Außenstehende unterzeichnen können, sogar mehrmals. Doch die vehemente mit der sich Schindling gegen die Online-Petition stellte, entmutigte Stöbbe nicht. Im Gegenteil. „Ich glaube, der Bürgermeister hätte die Petition nicht so angegriffen, wenn er sich nicht langsam in die Ecke gedrängt sehe“, sagt Stöbbe, die mittlerweile eine Bürgerinitiative gegründet hat. Ohne die vorangegangene Online-Petition wäre das wohl nicht möglich gewesen, so Stöbbe, denn viele Unterstützer hätten erst so etwas über das Projekt in Friedhofsnähe erfahren.

Dazu zählt Michael Habel, ebenfalls ein Anwohner, der künftig auf die großen Hallen der Rechenzentrenbetreiber NTT und Ionos schauen wird. Wenn das Projekt nicht doch noch gestoppt wird. Genau das haben Stöbbe, Habel und ihre Mitstreiter der „BiENe“ - der Bürger initiative im Einsatz für Natur erhalt - vor. Wenn es sein muss, auch mit dem letzten Mittel. „Sollte das Projekt durch die Stadtverordnetenversammlung kommen, dann werden wir ins Klagenverfahren gehen“, betont Habel. Doch noch hofft man, dass es so weit nicht kommen muss, appelliert weiter an die Vernunft der Verantwortlichen aufseiten der Stadt.

Dass die Betreiber sehr gerne am Friedhof sowie an jedem anderen verfügbaren Flecken Erde in der Hattersheimer Gemarkung bauen wollen, nehmen Stöbbe und Habel den Unternehmen gar nicht übel. Diese Aussagen, die im Rahmen eines von NTT und Ionos veranstalteten Bürgerdialogs im März fielen, seien „erfrischend ehrlich“ gewesen, sagt Habel. Einen solch ehrlichen Umgang mit dem Thema hätte man sich auch von der Verwaltung gewünscht. Dass Fragen aus der Bürgerversammlung, die aus zeitlichen Gründen vor Ort nicht beantwortet werden konnten, gesammelt und online beantwortet wurden, sei prinzipiell eine gute Sache gewesen. „Dann wurden die Antworten aber so lange verzögert, bis die zweite Offenlage vorbei war“, kritisiert Habel.

Die Bürgerinitiative informiert dennoch weiter, wirbt mittels Flyern und Plakaten um Unterschriften. Eines dieser großen Banner begrüßt Autofahrer kurz vor der Einfahrt in den Keltenkreisel und steht damit nur einen Steinwurf entfernt von dem Areal, auf dem die neuen Rechenzentren entstehen sollen. Aktuell laufen dort die Bodenuntersuchungen, lange Reihen von Bauzäunen versperren die freie Sicht auf die noch unbebauten Felder. Nicht schön anzuschauen, aber kein Vergleich zu den bis zu 25 Meter hohen Fassaden, die hier künftig stehen sollen. „Es bricht mir das Herz“, sagt Stöbbe, als sie ihren Blick über das Areal schweifen lässt. Warum zusätzlich zu den bereits bestehenden Rechenzentren hier weitere gebaut und dafür eine Fläche von knapp sieben Hektar versiegelt werden soll, die zuvor für die Landwirtschaft sowie für Klimafunktionen vorgesehen war, kann die Hattersheimerin nicht verstehen.

Ebenso wenig die Stadtverordneten, sollten diese ihr Okay für das Projekt geben. Im direkten Gespräch mit einigen Parlamentariern habe man das Gefühl bekommen, diese hätten sich „inhaltlich nicht sonderlich mit der Materie befasst“, sagen Stöbbe und Habel. Speziell die Vertreter der Koalitionsparteien CDU, FDP und Freie Wähler würden stattdessen den vom Bürgermeister ausgerufenen Kurs einfach mitgehen, so der Vorwurf. Mit einem Fragenkatalog zum Thema habe man alle Stadtverordneten zuletzt nochmals kontaktiert. Reagiert hätten einzig SPD und Grüne. „Von den Koalitionsparteien kam nichts, noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung. Die pure Ignoranz“, ärgert sich Stöbbe.

Über die Bürgerinitiative, die sich mit einem harten Kern von 14 Mitgliedern unermüdlich gegen die Rechenzentren stemmt, wurden mittlerweile wieder 927 Unterschriften gesammelt - diesmal lassen sich alle Unterzeichner verifizieren. Mit einem Appell richtet sich Svenja Stöbbe an alle, die bisher noch nicht unterschrieben haben, denen der Erhalt der Flächen am Friedhof aber dennoch wichtig erscheint. „Noch ist nichts fix. Auch der Regionalverband hat noch nicht entschieden. Jede Unterschrift zählt, das Unterzeichnen dauert weniger als eine Minute. Auf Wunsch holen wir die Dokumente auch ab“, betont Stöbbe. Die dann nach Hoffnung der Initiatoren der Bürgerinitiative ersten 1000 Unterschriften möchte man in dieser Woche symbolisch im Rathaus übergeben.

Weitere Informationen zur Bürgerinitiative im Einsatz für Naturerhalt gibt es im Netz unter www.buergerinitiative-hattersheim.de .

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