ELEKTROMOBILITäT : KüNDIGUNGEN, REORGANISATION – ELON MUSK IM „KRIEGSMODUS“

Interne Organigramme von Tesla zeigen: Musk zieht die Zügel straff, viel mehr Manager berichten direkt an ihn. Auch könnte es mehr Kündigungen geben als gedacht.

Absatzprobleme und ein beinharter Preiskampf mit den aufstrebenden chinesischen Konkurrenten machen dem US-Elektroautobauer Tesla zu schaffen. Deshalb will Tesla-Chef Elon Musk noch mehr direkte Kontrolle über das Unternehmen: Mindestens 35 Top-Manager berichten künftig direkt an ihn, zehn mehr als vor der jüngst von Musk angekündigten Kündigungswelle. Das zeigen interne Organigramme, die dem Handelsblatt vorliegen.

Die Reorganisation lässt Rückschlüsse auf die Problembereiche bei dem Autokonzern zu, der in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach deutscher Zeit die mit Spannung erwarteten Zahlen des ersten Quartals verkünden wird.

Ein Minus von 8,5 Prozent bei den im ersten Quartal ausgelieferten Fahrzeugen hatte Tesla bereits vor wenigen Wochen bekannt gegeben. Es ist der erste Rückgang seit vier Jahren. Auch der E-Auto-Pionier bekommt die weltweite Nachfrageschwäche zu spüren, Marktanteile gewinnen vor allem neue Anbieter aus China.

Tesla-Manager: „Es wachsen immer Leute nach“

Vor gut einer Woche verkündete Musk, zehn Prozent der Belegschaft zu entlassen. Die Krise aktiviert bei Musk einen „Kriegsmodus“, wie der 52-Jährige jetzt auf X (vormals Twitter) indirekt bestätigte, als er einen entsprechenden Kommentar von Tesla-Kenner Chris Zheng mit „liked“ bewertete.

Der Ausdruck des „wartime mode“ ist bei Tesla geläufig. Das Unternehmen hat bereits einige schwere Krisen durchgemacht wie etwa den Schritt zur Massenproduktion 2018 oder Finanzierungsprobleme in der Finanzkrise im Jahr 2008.

Teil der Krisenbewältigung könnten noch mehr Kündigungen als die bislang geplanten 14.000 sein. Der Finanzdienst Bloomberg berichtete, dass möglicherweise sogar mehr als 20.000 Beschäftigte ihren Job verlieren könnten. Das wäre ein tiefer Einschnitt in einem Konzern mit derzeit 140.000 Mitarbeitern.

Massenkündigungen hat es bei Tesla schon öfter gegeben. Mitte 2022 entließ Musk zehn Prozent seiner Belegschaft, Anfang 2019 mussten sieben Prozent, Mitte 2018 neun Prozent gehen. Musk hat keine Angst, Know-how zu verlieren, sagt ein hochrangiger Tesla-Manager, der vor wenigen Monaten das Unternehmen verließ. „Es wachsen immer Leute nach.“

Problembereich Batterien

Das gilt auch für die Top-Positionen. Mit zu den Ersten, die den Elektroautohersteller bei der neuen Kündigungswelle verließen, gehörte Rohan Patel, verantwortlich für Öffentlichkeitspolitik und Geschäftsentwicklung, eine wichtige Figur bei der Vorbereitung des Tesla-Werks in Grünheide. Dessen Aufgabe übernimmt laut internem Organigramm Musk selbst.

Das gilt auch für Drew Baglino, Chef der Sparte Antriebe und Energie, der kurz vor der Veröffentlichung der Kündigungen seinen Abgang bekannt gab. Der Unternehmensveteran war verantwortlich vor allem für die Batterieentwicklung, wo es zuletzt Probleme gab.

Die neue 4680-Zelle brauchte viel länger als gedacht, um in Serie produziert werden zu können. Ein eigenes Kathoden-Werk wird nicht mehr gebaut, wie der Abgang von dessen Chef Anthony Thurston jetzt signalisiert. Jetzt nimmt Musk auch den Batterie-Bereich stärker in den Fokus. Bonne Eggleston, Leiter der 4680-Batterien, muss jetzt direkt an Musk berichten.

Musk beaufsichtigt Vertrieb jetzt selbst

Auch nimmt Musk den Vertrieb an die kurze Leine. Troy Jones, verantwortlich für Nordamerika, und Joe Warden, verantwortlich für Europa, den Mittleren Osten und Afrika, berichten jetzt direkt an Musk und nicht mehr wie zuvor an Tom Zhu, der vor einem Jahr zum Chef Automotive befördert wurde und als Nummer zwei bei Tesla gilt. Zhu verdiente sich mit dem Aufbau des chinesischen Werks von Tesla seinen Aufstieg. Aber die schlechten Vertriebsergebnisse werden jetzt wohl ihm angelastet.

Noch eine weitere interessante Personalie offenbart das Organigramm. Die rechte Hand von Musk, Omead Afshar, kehrt offiziell zurück zu Tesla. Der Manager war 2022 aufgrund einer internen Untersuchung über die Verwendung von „Unternehmensressourcen“ in die Kritik geraten und zu SpaceX gewechselt. Afshar ist als „Senior Director of the Office of the CEO“ ein enger Vertrauter von Musk.

Erstpublikation: 22.04.2024, 18:17 Uhr

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