ENERGIE: SHELL üBERTRIFFT GEWINNERWARTUNGEN – AKTIONäRE ERHöHEN DEN DRUCK

Der Konzern profitiert von höheren Ölpreisen und will weitere Aktien zurückkaufen. Investoren pochen bei der Führungsspitze aber auf mehr Klimaschutz.

Der britische Energiekonzern Shell hat die Börsianer in London am Donnerstag mit einem unerwartet hohen Gewinn positiv überrascht. Der um Sondereffekte bereinigte Ertrag lag in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres bei 7,7 Milliarden Dollar.

Das ist zwar 20 Prozent unter dem Rekordwert vom Vorjahr, aber sechs Prozent über dem Ergebnis der vorangegangenen drei Monate. Analysten hatten lediglich mit 6,25 Milliarden Dollar gerechnet.

Der Konzern kündigte an, dass er wie bereits im Vorquartal erneut eigene Aktien im Wert von 3,5 Milliarden Dollar zurückkaufen wolle. Shell versucht mit dieser Verknappung des Aktienangebots seinen Marktwert zu steigern, der auf vergleichbarer Basis deutlich unter der Bewertung von US-Rivalen wie Exxon Mobil und Chevron liegt. Die Titel gewannen an der Börse in London im frühen Handel 2,4 Prozent.

Das gute Ergebnis hat Shell vor allem dem Ölhandel und besseren Gewinnmargen im Raffineriegeschäft zu verdanken. Die Gewinne im Gasgeschäft sind dagegen wie bei den Konkurrenten deutlich zurückgegangen.

Konzernchef Wael Sawan sprach von einem „weiteren Quartal mit starken operativen und finanziellen Ergebnissen“. Der Kanadier mit libanesischen Wurzeln steht seit fast eineinhalb Jahren an der Spitze von Shell und hat es zu seiner Mission gemacht, den Marktwert des Unternehmens auf Augenhöhe mit den Konkurrenten in den USA zu bringen. Dabei hat er auch einen Wechsel des Listings von London nach New York nicht ausgeschlossen.

Blauer Brief von Großaktionären

Sawan steht bei den Investoren nicht nur wegen des Bewertungsrückstandes unter Druck. 27 Anteilseigner, darunter institutionelle Anleger wie die Vermögensverwalten von Amundi und Axa, drängen Shell vor der Hauptversammlung am 21. Mai, seine CO2-Emissionen den Pariser Klimazielen anzupassen. Das Klimaabkommen sieht vor, dass die globale Temperatur möglichst nicht mehr als 1,5 Grad über das Niveau des vorindustriellen Zeitalters steigen sollte.

„Die diesjährige Abstimmung ist besonders wichtig, da Shell kürzlich einen Rückzieher bei seinen Klimazielen gemacht und seine Entschlossenheit, die Öl- und Gasförderung fortzusetzen, noch einmal bekräftigt hat“, zitiert die Wirtschaftszeitung „Financial Times“ aus einem Brief der Investorengruppe an die restlichen Shell-Aktionäre.

Wael hatte im vergangenen Jahr angekündigt, länger als ursprünglich geplant an der Öl- und Gasproduktion festhalten zu wollen.

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