FONDSGESELLSCHAFT : DWS-KUNDEN STECKEN MILLIARDEN IN ETFS UND KAUFEN KAUM AKTIVE FONDS

Die Deutsche-Bank-Fondstochter sammelt vor allem neues Geld in Indexfonds ein, mit denen sie relativ wenig verdient. Andere Faktoren sorgen dennoch für einen höheren Quartalsgewinn.

Die Fondsgesellschaft DWS hat im ersten Quartal Zuflüsse von etwa neun Milliarden Euro in börsengehandelte ETFs und in Produkte mit Rohstoffen verbucht. Das teilte die Deutsche-Bank-Fondstochter am Donnerstagmorgen mit. Die bereinigten Erträge sanken dennoch im Vergleich zum vierten Quartal 2023 um ein Prozent auf 653 Millionen Euro.

Das verwaltete Vermögen legte im ersten Quartal um 45 Milliarden Euro auf den bisherigen Höchstwert von 941 Milliarden Euro zu. Das liegt vor allem daran, dass die verwalteten Wertpapiere im Kurs gestiegen sind. DWS ist die größte deutsche Fondsgesellschaft für private Kunden.

Die Gebühreneinnahmen für das Fondsmanagement stiegen wegen des gesteigerten verwalteten Vermögens. Gleichzeitig gingen die Einnahmen durch Gebühren für Fondsperformance und Transaktionen zurück.

Der bereinigte Gewinn vor Steuern kletterte dennoch um zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 231 Millionen Euro. Denn die DWS reduzierte Sach- und sonstige Kosten zum Beispiel für Beratung und IT. Das senkte die bereinigten Kosten um zwei Prozent gegenüber Ende 2023.

Das bereinigte Kosten-Ertrag-Verhältnis (Cost-Income-Ratio, CIR) sank im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 6,4 Prozentpunkte auf 64,7 Prozent. Das bedeutet, dass die DWS für jeden verdienten Euro 64,7 Cent ausgeben musste. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis ist eine Kennzahl für die Effizienz eines Unternehmens. Nach Steuern steigerte die DWS das Konzernergebnis um 20 Prozent auf 146 Millionen Euro.

Trend zu ETFs drückt die Marge

Unter dem Strich haben die margenschwachen indexbezogenen Produkte, wozu vor allem ETFs gehören, im ersten Jahresviertel die gesamten Kapitalzuflüsse der DWS bestritten. Diese betrugen nach Abflüssen aus anderen Anlageklassen netto 7,8 Milliarden Euro.

So sammelten aktive, also von Managern gesteuerte Fonds 0,9 Milliarden Euro ein, vor allem Anleihefonds und quantitativ gelenkte Produkte. Doch aus Anlagekategorien mit hohen Margen, wie es aktive Aktienfonds, gemischte Fonds und alternative Anlagen wie Immobilienfonds sind, zogen Investoren insgesamt 4,5 Milliarden Euro ab.

Der Trend zu den margenschwachen ETFs hat die Managementgebühren-Marge auf 0,26 Prozentpunkte gedrückt. Vor einem Jahr lag sie noch bei 0,277 Prozentpunkten. Die DWS rechnet hier mit einer jährlich sinkenden Marge von rund 0,01 Prozentpunkten.

Anlegerinnen und Anleger waren offenbar enttäuscht von den Zahlen und sicherten sich Kursgewinne. Der Kurs der DWS-Aktie sackte im Tagesverlauf deutlich um etwa drei Prozent ab unter die Marke von 40 Euro. Und das, nachdem die Aktie in diesem Jahr mit der Börsenrally bereits um 14 Prozent geklettert war.

Ein großer Investor äußerte sich besorgt über das schwache Abschneiden der margenstarken, aus verschiedenen Anlagearten gemischten Fonds. Daraus floss ebenfalls per Saldo Kapital ab. Auch Analystinnen und Analysten hatten im Schnitt mit etwas höheren bereinigten Erträgen und niedrigeren Kosten gerechnet.

Keine neuen Ziele für DWS in 2024

Für 2024 gibt es der DWS-Mitteilung zufolge keine neuen Ziele. Im Geschäftsbericht für 2023 kündigte das Haus an, in diesem Jahr sein Ergebnis je Aktie gegenüber den 2,76 Euro aus 2023 leicht erhöhen zu wollen. Im ersten Quartal 2024 betrug es 0,73 Euro. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis will die DWS in diesem Jahr zwischen 63 und 65 Prozent halten. Bisher hat die Fondsgesellschaft das geschafft.

Bislang nicht erreicht hat DWS-Chef Stefan Hoops sein 2023 genanntes Ziel, das Geschäft mit sogenannten alternativen Anlagen auszubauen. Das Vermögen ist bereits 2023 geschrumpft, und im ersten Quartal ist weiteres Kapital abgeflossen.

In der Konferenz mit Analystinnen und Analysten erklärte Hoops den Kapitalabzug vor allem mit dem schwierigen Marktumfeld bei Immobilien, die drei Viertel des Vermögens alternativer Anlagen von insgesamt 109 Milliarden Euro ausmachten. Künftig sollen die Bereiche Infrastruktur und Privatkredite neben den Immobilien weitere Schwerpunkte bilden.

Das ETF-Geschäft in den USA stärken

Als weiteres Ziel nannte Hoops, in den USA das ETF-Geschäft zu stärken. Im ersten Quartal sammelte die DWS allerdings weiterhin vor allem in Europa neues ETF-Kapital ein.

Zudem bestätigte Hoops zwei Ziele für 2025: ein Ergebnis je Aktie von 4,50 Euro zu erreichen sowie die bereinigte CIR auf unter 59 Prozent zu drücken. Dafür müsse der Vorsteuergewinn im Vergleich zum Jahr 2023 von 777 Millionen Euro um 450 bis 500 Millionen Euro zulegen.

Dafür wiederum muss die Fondsgesellschaft seiner Ansicht nach die Kosten weiter senken und deutlich mehr über Gebühren einnehmen. Das will Hoops vor allem dadurch erreichen, dass er die Trendwende bei alternativen Anlagen schafft und das verwaltete Vermögen um etwa 100 Milliarden Euro steigert.

Investoren halten dies für ehrgeizig. Es bleibe abzuwarten, ob die Ziele nachhaltig seien, meinte ein Großanleger. Dafür müssten vor allem die Immobilienfonds wieder attraktiver werden. Auch das CIR-Ziel wirke sehr ambitioniert aus heutiger Sicht.

Zudem stört Großinvestoren, dass es sich als schwierig erweist, sich vollständig von der Konzernmutter zu trennen – das war beim Börsengang angedacht. Hoops erklärte in der Konferenz, dass es bei Systemen, Netzwerken und Hardware mitunter ineffizient sei, diese getrennt von der Konzernmutter zu beziehen.

Der Anteil freier Aktien dürfte dauerhaft gering bleiben, fürchten Investoren. Die Deutsche Bank besitzt knapp 80 Prozent der DWS-Aktien, erhält damit auch den größten Teil des Gewinns der Fondstochter.

DWS: Greenwashing-Skandal nicht abgeschlossen

Noch immer untersucht die deutsche Staatsanwaltschaft einen Verdacht auf Greenwashing bei der DWS. Es geht um die Frage, ob der Fondsanbieter seine Anlagestrategie übertrieben nachhaltig dargestellt hat.

In diesem Jahr gab es in den Räumen der DWS bereits zwei behördliche Untersuchungen. Informierten Kreisen zufolge könnten die Untersuchungen im Sommer, also drei Jahre nach Beginn, zu einem Abschluss kommen.

Die DWS äußert sich dazu nicht. DWS-Chef Hoops hat zwar übertriebenes Marketing eingeräumt, aber stets betont, der Vermögensverwalter habe keine falschen Berichte veröffentlicht. Bei der DWS erkennt man indes Fortschritte in der Sache, allerdings unterliege man dem Zeitplan des Staatsanwalts, heißt es.

Im vergangenen September hatte die US-Börsenaufsicht SEC der DWS in der Sache eine Geldbuße von 19 Millionen US-Dollar auferlegt. Der Greenwashing-Skandal hatte Hoops’ Vorgänger Asoka Wöhrmann vor knapp zwei Jahren den Job gekostet. Gegen ihn persönlich läuft ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft.

Bereits im zweiten Halbjahr 2023 hat die Deutsche-Bank-Fondstochter dem Geschäftsbericht zufolge neue Rückstellungen in Höhe von 19 Millionen Euro gebildet. Demnach wurden für operationelle Risiken neue Rückstellungen in Höhe von zwei Millionen Euro aufgebaut, für Zivilverfahren von einer Million Euro und für sonstige Risiken von 16 Millionen Euro.

Erstpublikation: 25.04.2024, 08:36 Uhr.

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