GELDPOLITIK: SCHWEDENS NOTENBANK SENKT ERSTMALS SEIT ACHT JAHREN DIE ZINSEN

Die Inflation ist im skandinavischen Staat wieder nah am Zielbereich der Zentralbanker. Weitere Zinssenkungen in diesem Jahr halten Marktbeobachter für wahrscheinlich.

Schwedens Notenbank senkt erstmals seit acht Jahren die Zinsen. Die Zentralbank setzte die Schlüsselzinsen um 0,25 Prozentpunkte nach unten auf 3,75 Prozent, wie sie am Mittwoch in Stockholm mitteilte. Nach insgesamt acht Zinsanhebungen im Kampf gegen eine hartnäckige Inflation liegt die Teuerung in Schweden inzwischen wieder in der Nähe des Ziels der Währungshüter von 2,0 Prozent.

Zeitweise hatte die Inflationsrate bei über zehn Prozent gelegen. Sollten sich die Inflationsaussichten nicht ändern, werde der Leitzins in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich noch zweimal gesenkt, erklärte die Riksbank.

Weltweit wägen inzwischen Zentralbanken nach einer rund zweijährigen Zinserhöhungsphase ab, wann sie mit der Lockerung ihrer Geldpolitik beginnen sollen. Notenbanker betrachten jedoch die zunehmenden geopolitischen Spannungen mit Sorge und haben Zweifel, ob die Teuerung auch nachhaltig fällt. Das erschwert ihnen, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden, die Zinsen zu senken. In der Euro-Zone wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni erstmals wieder die Zinsen nach unten setzt.

Der Schritt der schwedischen Notenbank fiel im Umfang wie erwartet aus. Nun liegt der Fokus bei Volkswirten auf der Frage, wie schnell die Geldpolitik weiter gelockert werden sollte. „Wir haben für die Juni-Sitzung eine Pause eingeplant, gefolgt von drei weiteren Zinssenkungen bis zum Jahresende“, sagte der Chefökonom Europa von Capital Economic. Sollten jedoch die Inflationsdaten für April und Mai geringer ausfallen als erwartet und die Krone nicht weiter schwächeln, sei eine weitere Zinssenkung im Juni wahrscheinlich.

Die Riksbank ist allerdings besorgt, dass die Kurslockerung die Krone unter Druck setzen könnte. Dies könnte Experten zufolge dann geschehen, sollten die EZB und die Federal Reserve in den USA in der Geldpolitik länger an ihrer jeweiligen Hochzinspolitik festhalten. Entsprechend behutsam will die Riksbank weiter vorgehen: „Die künftige Anpassung der Geldpolitik sollte daher von Vorsicht geprägt sein, mit graduellen Senkungen des Leitzinses.“

Derzeit notiert die Krone zum Euro in etwa auf dem Niveau, auf dem sie während der weltweiten Finanzkrise 2008 bis 2009 gelegen hatte. Schwedens Notenbank hatte zuletzt Anfang 2016 die Zinsen gesenkt. Damals wurde der Schlüsselsatz auf minus 0,50 Prozent herabgesetzt – ein bis dahin nie erreichtes Rekordtief.

2024-05-08T12:04:34Z dg43tfdfdgfd