GRüNER WASSERSTOFF: ROLLS-ROYCE-BETEILIGUNG GEHT IN DIE INSOLVENZ

Die Hightechschmiede Hoeller Electrolyzer aus Wismar gilt als Spezialist für effiziente Wasserstoffanlagen – und verfügt über einen bekannten Mehrheitseigner. Doch jetzt hat die Firma überraschend Insolvenz angemeldet.

Es schien der große Durchbruch zu sein: Im Sommer 2022 wurde bekannt, dass der unter anderem im Triebwerksbau tätige Rolls-Royce-Konzern die Mehrheit am Wismarer Entwickler von Elektrolyse-Systemen, Hoeller Electrolyzer, übernimmt. Damit steige Rolls-Royce in den Markt der Wasserstoff-Herstellung mit Elektrolyseuren ein, teilte das britische Unternehmen mit.

„Mit dem namhaften Investor im Boot kann das Unternehmen künftig Innovationen in dem wirtschaftlich stark nachgefragten Bereich Erneuerbarer Energien noch stärker vorantreiben“, lobte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer. Hoeller Electrolyzer leiste Pionierarbeit.

Lesen Sie auch: So funktioniert ein Wasserstoff-Elektrolyseur

Nicht einmal zwei Jahre später ist die Euphorie Ernüchterung gewichen. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat die Hoeller Electrolyzer GmbH beim Amtsgericht Schwerin Insolvenzantrag gestellt.

Das Gericht setzte den Juristen Remo Kruse von der Kanzlei Anchor als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. „Derzeit leite ich die Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege, um die Löhne und Gehälter im Zeitraum der vorläufigen Insolvenzverwaltung sicherzustellen“, sagte Kruse der WirtschaftsWoche.

Im Rahmen der vorläufigen Insolvenzverwaltung werde es im Wesentlichen darum gehen, einen strukturierten Verkaufsprozess durchzuführen. Nach ersten Gesprächen mit der Geschäftsleitung sei er „optimistisch den richtigen Investor“ zu finden, kommentierte Kruse.

Konflikt zwischen den Gesellschaftern

Die genauen Hintergründe, die zur Insolvenz führten, seien ihm noch nicht bekannt, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. „Der Fokus liegt zunächst auf der Stabilisierung und Erhaltung der Produktentwicklung.“ 

Klar ist: Das 2016 gegründete Unternehmen gilt als Spezialist für die Entwicklung besonders effizienter Elektrolyse-Systeme zur Wasserstoffherstellung. Bei der Elektrolyse wird Wasser mittels elektrischer Spannung in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Letzterer kann als Energieträger genutzt werden. Bei grünem Wasserstoff werden dafür erneuerbare Energien verwendet, etwa Windkraft. Nach früheren Aussagen strebt Hoeller die Serienproduktion sogenannter Stacks an – also die Kombination Hunderter Elektrolyse-Zellen. Durch Kombination mehrerer Elektrolyseure seien Gesamtleistungen von 100 Megawatt denkbar.

Bei Rolls-Royce verweist man auf einen Konflikt zwischen den Gesellschaftern. „Die Verhandlungen zwischen Rolls-Royce und dem weiteren signifikanten Anteilseigner der Hoeller Electrolyzer GmbH über eine Weiterführung des Geschäfts der Hoeller Electrolyzer GmbH haben trotz unserer intensiven Bemühungen und dem Angebot verschiedener Optionen zu keiner Lösung geführt“, teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Und weiter: „Unverändert sind wir fest davon überzeugt, dass die Technologie Potenzial hat.“ Daher werde Rolls-Royce in den nächsten Wochen gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und den übrigen Gesellschaftern „an Lösungskonzepten zur Weiterführung der Geschäftsaktivitäten“ arbeiten.

Klingt so, als könnte das Wasserstoffunternehmen noch eine zweite Chance bekommen.  

Lesen Sie auch: Dieses Treffen zeigt, warum der Markt für grünen Wasserstoff nicht funktioniert

Leserfavoriten: Edelmetall: Bekommt das Finanzamt von meinem Goldverkauf etwas mit?

Erwerbsminderungsrente: Was sich ab 1. Juli 2024 für Betroffene verändert

Großaktionär des Brokers Flatex : „Ich habe möglicherweise zu lange zugesehen“

Die Akte Boeing: Die wahren Schuldigen an der Misere des Flugzeugbauers

Zulieferer Valeo: „China hat von Deutschland gelernt, wie man Autos baut“

2024-03-28T11:12:33Z dg43tfdfdgfd