HALBLEITER: INFINEON MUSS PLöTZLICH SPAREN

Bislang war der Chipkonzern sehr zuversichtlich. Jetzt aber leitet Konzernchef Jochen Hanebeck ein Sparprogramm ein, das auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze haben kann.

Infineon muss plötzlich sparen

In den vergangenen Jahren liefen die Geschäfte von Infineon durchaus gut, die Stimmung war bestens. Der Chipkonzern profitierte von der weltweit hohen Nachfrage nach speziellen Halbleitern, die inzwischen in fast allen Produkten in hoher Zahl verbaut werden. Doch nun gibt es Probleme. Konzernchef Jochen Hanebeck musste nun schon zum zweiten Mal kurz hintereinander die Prognose nach unten revidieren. Im abgelaufenen Quartal gab es einen Gewinneinbruch, der Umsatz sank.

Deshalb will Infineon, seit Jahren auf Expansionskurs, jetzt plötzlich sparen. Hanebeck kündigte ein unternehmensweites Programm mit Namen "Step Up" an, das "die Kostenstruktur verbessern" soll. Der Konzernchef nannte kaum Details, diese müssten nun erst mit den Mitarbeitenden besprochen werden, hieß es. Die Aktion soll jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag bringen. Erste Effekte seien im Laufe des kommenden Geschäftsjahres zu erwarten, so Hanebeck, voll zum Tagen werde es 2027 kommen. "Es sind Auswirkungen auf Arbeitsplätze in einzelnen Bereichen nicht ausgeschlossen", sagte ein Sprecher. Es handele sich aber nicht um ein einseitiges Personalabbauprogramm. Mittelfristig werde der Konzern weiter Stellen aufbauen.

Der Neubau in Dresden ist nicht betroffen

Nicht betroffen vom neuen Sparkurs seien die Pläne zum Bau neuer Fertigungen, vor allem in Dresden und in Kulim in Malaysia, sagte Hanebeck. In Sachsen wird gerade eine neue Fabrik für etwa fünf Milliarden Euro gebaut, davon kommt etwa eine Milliarde Euro als Förderung vom Staat. Es sollen in Dresden 1000 neue Stellen direkt in der Fabrik entstehen, weitere im Umfeld. Auch Verkäufe von Bereichen oder Schließungen seien nicht geplant.

Hanebeck sprach von einem insgesamt "anhaltend schwierigen Marktumfeld". Im zweiten Quartal machte Infineon 394 Millionen Euro Gewinn, das war weniger als die Hälfte des Wertes aus dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sank um eine knappe halbe Milliarde auf 3,6 Milliarden Euro. Der Chiphersteller liefert auch für die Autoindustrie zu, spürt deswegen die allgemeine Flaute bei Elektroautos. "Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach, und der Abbau der Halbleiterbestände bei Kunden und Distributoren dauert an", so der Konzernchef. Es gebe auch eine "spürbare Verlangsamung des Wachstums im Automobilbereich".

Infineon, das vor fast 25 Jahren aus einer Abspaltung aus dem Siemens-Konzern entstanden ist und einer der wenigen weltweit tätigen Chipkonzerne mit Sitz in Europa ist, hat international knapp 60 000 Mitarbeitende. Das Unternehmen rechnet nun für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 nur noch mit einem Umsatz von 15,1 Milliarden Euro. Das sind 900 Millionen Euro weniger als noch vor einem Vierteljahr vorhergesagt.

2024-05-07T10:23:14Z dg43tfdfdgfd