HAUPTVERSAMMLUNG: „DEUTLICH ZU VIEL“: AKTIONäRE KRITISIEREN VORSTANDSWECHSEL BEI DER COMMERZBANK

Die Eigentümer mahnen mehr Kontinuität im Führungsgremium an und monieren besonders eine Personalie. Aufsichtsratschef Jens Weidmann verspricht Besserung.

Die hohe Fluktuation im Vorstand der Commerzbank hat bei der Hauptversammlung am Dienstag für Unmut gesorgt. „Fünf Vorstandswechsel in vier Jahren sind deutlich zu viel“, sagte Klaus Nieding, der Vizepräsidenten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Wir wünschen uns mehr Kontinuität und Stabilität im Vorstand.“

Privatkundenchef Thomas Schaufler sitzt seit Dezember 2021 im Führungsgremium der Bank. Personalchefin Sabine Mlnarsky wechselte Anfang 2023 zur Commerzbank, Risikochef Bernhard Spalt Anfang 2024. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz ist seit Januar 2022 IT-Vorstand, muss den Posten aber bald schon wieder räumen.

Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS findet diese hohe Fluktuation schlecht. Kritisch sieht er – genauso wie Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger – vor allem, wie die Commerzbank die Nachfolge von Risikovorstand Marcus Chromik geregelt hat, der das Institut Ende 2023 verlassen hat.

Zu seinem Nachfolger wollte der Aufsichtsrat eigentlich Bereichsvorstand Rüdiger Rass küren. Der Überprüfungsprozess durch die EZB-Bankenaufsicht zog sich jedoch monatelang hin. Im Sommer 2023 signalisierte die EZB dem Aufsichtsratschef Jens Weidmann dann, dass sie Bedenken gegen eine Berufung von Rass hat. Der Aufsichtsrat musste deshalb einen neuen Suchprozess starten.

„Bei der Besetzung des Risikovorstands hätten wir vom Aufsichtsrat eine deutlich bessere Vorbereitung erwartet“, sagte Schmidt. „Die Ankündigung, Rüdiger Rass als Nachfolger von Marcus Chromik vorzusehen, ohne die Gespräche mit der Bankenaufsicht abzuwarten, hat der Bank und den beteiligten Personen unnötig geschadet.“

Weidmann gelobte Besserung. Der Aufsichtsrat arbeite kontinuierlich an der Verbesserung seiner Arbeitsweisen und Prozesse, sagte er. Das Gremium führe dabei jährlich eine Evaluierung durch, mit der für das Geschäftsjahr 2023 ein externer Dienstleister beauftragt worden sei.

„Die Weiterentwicklung des Vorstandsnachfolgeprozesses wurde dabei vom Aufsichtsrat als Handlungsfeld identifiziert“, betonte Weidmann. „Mithilfe einer Personalberatung wird der Vorstandsnachfolgeprozess deshalb aktuell überarbeitet und ein neuer, systematischer Nachfolgeprozess entwickelt.“

Mehr Ausschüttungen als Investitionen

Die Nachfolge von Chromik trat Anfang des Jahres schließlich Bernd Spalt an. Im März 2024 kündigte das Institut zudem an, dass Christiane Vorspel spätestens im Oktober auf IT-Vorstand Oliveri del Castillo-Schulz folgt. Beide Vorstandsmitglieder seien „reibungslos bestellt“ worden, betonte Weidmann.

Oliveri del Castillo-Schulz verlässt die Commerzbank nach nur drei Jahren schon wieder. Eine Rolle spielte dabei Finanzkreisen zufolge, dass der Manager intern höhere Investitionen in die IT gefordert hat.

Auch einige Aktionäre treibt die Frage um, ob die Bank genug in ihre Weiterentwicklung investiert. „Für uns ist klar: Bei der digitalen Transformation dürfen Budgetverhandlungen nicht dazu führen, dass wertvolle Zeit verloren geht“, sagte Schmidt von der DWS.

DSW-Vizepräsident Nieding findet, die Commerzbank solle lieber weniger Aktien zurückkaufen und stattdessen mehr investieren. „Halten Sie Ihr Pulver trocken und prüfen Sie, ob das Geld intern nicht sinnvoller für die Weiterentwicklung der Bank eingesetzt werden kann“, sagte er.

Analysten erwarten im Schnitt, dass die Bank bis 2027 mehr als acht Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschüttet, in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen. Das ist deutlich mehr Geld, als die Bank in diesem Zeitraum in die Weiterentwicklung ihrer IT-Infrastruktur investieren will.

„Im Rahmen des gesamten jährlichen durchschnittlichen Investmentbudgets von 530 Millionen Euro der Bank sind auch entsprechende Budgets für die Modernisierung der IT-Infrastruktur eingeplant“, sagte Vorstandschef Knof. „Zum Beispiel haben wir kürzlich ein neues Rechenzentrum nördlich von Frankfurt bezogen.“

2024-04-30T15:09:25Z dg43tfdfdgfd