IMMOBILIEN: ADLER MACHT 1,8 MILLIARDEN EURO VERLUST, ES DROHT EINE NEUE RESTRUKTURIERUNG

Die zur Sanierung notwendigen Immobilienverkäufe hängen den „ursprünglichen Plänen“ hinterher, teilt der Konzern mit. Zudem will Adler die Rückzahlungsfristen seiner Schulden verlängern.

Die Verluste der schwer angeschlagenen Immobiliengruppe Adler sind im vergangenen Geschäftsjahr weiter angewachsen: Das Unternehmen habe im Geschäftsjahr 2023 ein Minus von knapp 1,8 Milliarden Euro verzeichnet, gab Adler am Donnerstag bekannt. Ein Jahr zuvor hatte der Verlust bei 1,7 Milliarden Euro gelegen, 2021 bei 1,2 Milliarden Euro.

Zeitgleich mit den aktuellen Zahlen teilte Adler mit, dass sich das Unternehmen mit Gläubigern „in fortgeschrittenen Verhandlungen“ befinde. Adler wolle bestehende Finanzverbindlichkeiten refinanzieren und verlängern oder nachrangig stellen.

Eine Übereinkunft mit dem sogenannten „Steering Committee“ stehe zwar noch aus, die Gespräche hätten aber zu einer „unverbindlichen Grundsatzeinigung geführt“. Die Parteien würden nun einen Deal anstreben, dass Gläubiger ihre Anleihen eine bestimmte Zeit lang nicht übertragen, abtreten oder verkaufen können. Gemeint ist eine so genannte Lock-up-Vereinbarung.

Verschuldungsquote: über 97 Prozent

Zwar hätten Immobilienverkäufe, wie der des Berliner Mietportfolios „Wasserstadt“ im vergangenen Jahr 530 Millionen Euro in die Kassen gespült. „Angesichts des schwierigen Transaktionsmarktumfelds hinken die Veräußerungen jedoch den ursprünglichen Plänen hinterher“, teilte der Konzern mit.

Die Adler Group überarbeite deshalb „proaktiv“ ihren Restrukturierungsrahmen, hieß es in der Pressemitteilung. Der Konzern wolle die Liquidität verbessern und „die Schuldenstruktur durch Verschiebung von Fälligkeiten über 2026/27 hinaus“ stabilisieren.

Nach den bisherigen Plänen müsste Adler in 2025 Anleihen in Höhe von 800 Millionen Euro bedienen und 2026 sogar 1,1 Milliarden Euro. Ohne weitere Verkäufe von Immobilien dürfte das schwierig werden. Die Verschuldungsquote (LTV) liegt derzeit bei 97,6 Prozent.

Adler hatte im April 2023 am Londoner High Court einen Restrukturierungsplan gegen den Willen einer Gläubigerminderheit durchgesetzt. Im Vertrauen auf die Entscheidung hatte Adler bei seinen Gläubigern neue Schulden im Umfang von 900 Millionen Euro aufgenommen und die Bedingungen milliardenschwerer Anleihen angepasst.

Der perfekte Sturm in den Finanzierungs- und Transaktionsbereichen unserer Branche ist noch nicht vorbei, aber die Marktturbulenzen haben sich beruhigt.

Im Januar 2024 hatte ein britisches Berufungsgericht allerdings das Urteil kassiert, mit dem der Londoner High Court Adlers Sanierungsplan genehmigt hatte. Was das für die Finanzierung des Konzerns letztlich bedeutet, ist zurzeit nicht klar.

Thierry Beaudemoulin, CEO der Adler Group, sagte mit Blick auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2023: „Der perfekte Sturm in den Finanzierungs- und Transaktionsbereichen unserer Branche ist noch nicht vorbei, aber die Marktturbulenzen haben sich beruhigt." Der Konzern sei stolz auf seine „starke Entwicklung unserer Vermietungsaktivitäten" und seine Position am Berliner Wohnungsmarkt.

Beaudemoulin ist seit dem Jahr 2019 Chef der Adler Group. In dieser Zeit stürzte der Kurs der Adler-Aktie von mehr als 42 Euro auf 20 Cent ab. Der Konzern steht seit Jahren unter Druck. Im Oktober 2021 hatte ein Shortseller Betrugsvorwürfe gegen das Unternehmen erhoben, in der Folge leiteten die Finanzaufsicht Bafin und die Staatsanwaltschaft Frankfurt Verfahren zu dem Unternehmen ein.

Jahresabschluss ist bislang nicht geprüft

Die Bafin monierte unter anderem eine ganze Reihe von Fehlern in den Bilanzen der Jahre 2019 bis 2021 - unter anderem soll eine Tochter im Jahr 2019 rund vier Milliarden Euro zu viel bilanziert haben. Adler kündigte in der Vergangenheit mehrfach an, sich gegen die Fehlerbescheide der Bafin juristisch zur Wehr zu setzen.

Am Donnerstag teilte ein Sprecher dem Handelsblatt jedoch mit, dass der Konzern gegen keine der insgesamt acht Fehlerfeststellungen eine Klage eingereicht habe. Betrugsvorwürfe aus den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen hat Adler stets zurückgewiesen.

Der nun veröffentlichte Jahresabschluss ist bislang nicht geprüft. Adler musste monatelang nach einem Wirtschaftsprüfer suchen, nachdem KPMG 2022 das Mandat niedergelegt hatte. Im Frühjahr 2023 fand der Konzern Ersatz, die Prüfung ist aber noch nicht abgeschlossen. Adler will die geprüften Abschlüsse Ende September nachreichen.

2024-04-25T12:18:52Z dg43tfdfdgfd