IMMOBILIEN: VONOVIA SIEHT BALDIGES ENDE DES PREISVERFALLS BEI IMMOBILIEN

Im ersten Quartal schrieb Vonovia einen Gewinn von 335,5 Millionen Euro – nach einem Verlust von rund zwei Milliarden Euro vor Jahresfrist. Bei den Mieten gab sich Vonovia optimistisch.

Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia gibt sich zuversichtlich: Der Preisverfall bei Immobilien schwäche sich deutlich ab. Die Talsohle bei der Wertentwicklung sei greifbar, erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Vorlage der Quartalszahlen. „Eine Rückkehr zum Wachstumskurs ist in Sicht.“

Damit bekräftigte der Vonovia-Chef seine Prognose anlässlich der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das Jahr 2023. Bereits im März hatte er sich im Gespräch mit dem Handelsblatt überzeugt gezeigt, dass eine Trendwende in Sicht sei.

Die Zwischenbilanz nach dem ersten Quartal weist in diese Richtung: Das Bochumer Unternehmen verbuchte einen Gewinn von 335,5 Millionen Euro. Im zurückliegenden Geschäftsjahr war Vonovia tief in die roten Zahlen gerutscht: Sinkende Immobilienpreise hatten Vonovia gezwungen, die Buchwerte der eigenen Wohnungsbestände kräftig abzusenken. Im Ergebnis stand ein Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro.

Dieser Abwärtstrend scheint nun gestoppt: Der Wert des Portfolios sei stabil, „eine Neubewertung zum Quartal war nicht erforderlich“, teilte Vonovia mit. Noch in diesem Jahr werde man „die Phase der Stabilisierung“ abschließen.

Ab 2025 sei sogar wieder mit einem „organischen Wertzuwachs“ zu rechnen: Wegen des großen Wohnungsmangels und der hohen Nachfrage nach Mietwohnungen rechnet Vonovia damit, den Wert des Immobilienportfolios um etwa drei Milliarden Euro pro Jahr steigern zu können. „Spätestens ab 2025 wollen wir umschalten und uns wieder auf die Steigerung unserer Erträge konzentrieren“, kündigten die Bochumer an.

An der Frankfurter Börse wurden diese Nachrichten positiv aufgenommen: Am Dienstagmorgen legte der Kurs der Vonovia-Aktie kräftig, um mehr als fünf Prozent auf 27,50 Euro, zu.

Wenig ins Gewicht fällt aus Anlegersicht offenbar die Tatsache, dass es bei Vonovia operativ im ersten Quartal 2024 noch nicht wieder rund lief. Der bereinigte Gewinn vor Steuern (Adjusted Earnings Before Taxes, EBT) gab um 7,3 Prozent auf 416,5 Millionen Euro nach. Wie angekündigt, löst dieser ab 2024 den Group FFO als zentrale Kennziffer in der Vonovia-Bilanz ab. Auch der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Adjusted Ebitda) ging im Jahresvergleich um 3,3 Prozent auf 607 Millionen Euro zurück.

Besser lief es in der Vermietung: Aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten stieg die durchschnittliche Miete konzernweit per Ende März auf 7,78 Euro pro Quadratmeter – das waren 3,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im deutschen Portfolio lagen die Mieten etwas niedriger bei 7,67 Euro pro Quadratmeter. Gerade einmal 2,2 Prozent der Vonovia-Wohnung standen per 30.3.2024 leer, ein anhaltend sehr geringer Anteil.

Für das Geschäftsjahr erwartet Vonovia ein bereinigtes Ebitda zwischen 2,55 und 2,65 Milliarden Euro, das bereinigte EBT soll zwischen 1,7 und 1,8 Milliarden Euro liegen. Bei den Mieten gab sich Vonovia optimistischer: Für das organische Mietwachstum erhöhte der Konzern die Erwartungen auf 3,8 bis 4,1 Prozent.

Wohnimmobilienmarkt könnte früher Talsohle durchschreiten

Viele Marktbeobachter teilen die Ansicht, dass der deutsche Wohnimmobilienmarkt früher als andere Marktsegmente die Talsohle durchschreiten könnte. Gero Bergmann, Präsident des Verbands der deutschen Pfandbriefbanken (VDP), etwa erwartet, dass bereits im zweiten Halbjahr 2024 bei den Wohnimmobilien eine Stabilisierung der Preise einsetzen werde – auch wenn das Jahr 2024 für alle Akteure an den Immobilienmärkten herausfordernd bleibe.

Eine Auswertung des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein zeigte in eine ähnliche Richtung: Sowohl Eigentumswohnungen als auch Ein- und Zweifamilienhäuser hätten im ersten Quartal 2024 in vielen Regionen Deutschlands nur noch sehr verhalten an Wert verloren. In Städten wie Dresden, Köln und Stuttgart sei sogar ein leichtes Plus erkennbar.

Die Zurückhaltung der Wohnungskäufer führte indes dazu, dass die Mieten insbesondere in den deutschen Großstädten weiter gestiegen sind. So wurden im vierten Quartal 2023 für Bestandsmietwohnungen deutschlandweit im Schnitt 1,6 Prozent mehr als im Vorquartal und 5,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum aufgerufen, ergab eine Auswertung des Immobilienportals Immoscout24. Im ersten Quartal 2024 setzte sich der Anstieg fort: Aktuell liegt die Durchschnittsmiete deutschlandweit bei 9,98 Euro pro Quadratmeter und Monat, teilte das Analysehaus Empirica kürzlich mit.

Vonovia verfügt über rund 546.000 Wohnungen. Konzernchef Buch will sich von Paketen trennen, um die Schulden zu drücken. Erst in der vergangenen Woche hatte Vonovia in Berlin rund 4500 Wohnungen und ein Grundstück für rund 700 Millionen Euro an zwei kommunale Wohnungsgesellschaften verkauft. Insgesamt sollen es in diesem Jahr Verkäufe für rund drei Milliarden Euro werden. Vonovia sei auf Kurs zu diesem Ziel.

Mit Material von Reuters und dpa.

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