LADENSTERBEN IN DER INNENSTADT: GESCHäFTSLEUTE SCHLAGEN ALARM

Olching

Ladensterben in der Innenstadt: Geschäftsleute schlagen Alarm

Die Olchinger Hauptstraße war lange kein Sorgenkind. Doch nun ist der Rossmann weg und der Rewe geht 2025. Trübe Aussichten.

Olching – Der Gewerbeverband fürchtet, dass es weitere Leerstände geben wird, die Killer für eine Einkaufsmeile sind. Mit Plakaten sollen die Menschen in die Geschäfte gelockt werden. Und es hagelt Kritik am Rathaus, das diese als Verdrehung der Tatsachen zurückweist.

Alarmstufe Rot hat der Gewerbeverband in Sachen Hauptstraße ausgerufen – wortwörtlich. Auf 100 Plakaten in der ganzen Stadt leuchten feuerrote Buchstaben mit eindeutiger Botschaft wie: „Kaufst du vor Ort, bleiben die Geschäfte dort!“ Unternehmer Rainer Saalfeld hat sie aufgehängt. „Zwei ukrainische Flüchtlinge haben mir dabei geholfen“, sagt er. Saalfeld vertritt mit Peter Helfer und Otmar Nöth als Verbandschefs 83 Mitglieder aus der Geschäftswelt. Und die ist in Sachen Hauptstraße in Aufruhr.

Rewe schließt im November 2025

Denn immer mehr Geschäfte stehen leer oder könnten bald leer stehen. Verwaiste Schaufenster gelten als Killer für eine attraktive Einkaufsmeile, als die die Olchinger Hauptstraße lange galt. Doch das Einkaufsverhalten der Menschen hat sich verändert. Es wird mehr online geshoppt. Und nun gehen auch noch wichtige Magnetpunkte für Laufkundschaft, sogenannte Hauptfrequenzbringer. Der Drogeriemarkt Rossmann ist bereits weg. Und der Rewe folgt.

Wie der Lebensmittelkonzern auf Tagblatt-Nachfrage mitteilt, läuft der Mietvertrag für den Supermarkt an der Hauptstraße im November 2025 aus. Dann ist Schluss. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen und ist auf das veränderte Wettbewerbsumfeld zurückzuführen“, erklärt eine Sprecherin. Die kleinen City-Märkte, in diesem Fall 740 Quadratmeter, passen nicht mehr ins Konzept, vor allem wenn einer der größten Märkte Deutschlands (11 000 Quadratmeter) am Stadtrand ist.

Laden für Rossmann zu klein

Saalfeld sieht die Stadtverwaltung in der Pflicht. Er hält sich nicht mit öffentlicher Kritik zurück, dass beim Rossmann einiges „verbockt“ wurde und Baugenehmigungen für das Gebäude an der Ecke Pfarrstraße zu lange gedauert hätten. Aus dem Rathaus weist man das vehement zurück. Die Behauptung sei schlichtweg falsch. Der Wegzug vom Rossmann habe nichts mit dem Bebauungsplan Pfarrstraße zu tun.

Es habe intensive Gespräche mit dem Eigentümer des Hauses und Vertretern der Drogeriemarkt-Kette gegeben. Letztlich sei es daran gescheitert, dass der Laden zu wenig Verkaufsfläche habe. Eine Tagblatt-Anfrage bei Rossmann bestätigt dies: „Mit 400 Quadratmetern war sie einfach zu klein, nicht mehr zeitgemäß und renovierungsbedürftig.“ Deshalb sei man umgezogen an die Hermann-Böcker-Straße. Hier stehen rund 700 Quadratmeter zur Verfügung – und zahlreiche Parkplätze.

Einen Funken Hoffnung, den Rewe doch zu erhalten, hat man im Rathaus offenbar noch. Bürgermeister Andreas Magg will ein Gespräch mit dem Expansionsleiter führen. Allerdings ist ebenso klar: „Wenn die Konzernentscheidung seitens Rewe gefallen ist, sind auch der Stadt die Hände gebunden.“

Stadtmarketing startet Kampagne im Herbst

Aber tatenlos sei man keineswegs. Um das Zentrum nicht zu gefährden, fahre man eine restriktive Planungspolitik für Flächen außerhalb der Kernstadt. So soll verhindert werden, dass sich großflächige Handelsstandorte ansiedeln. Dabei wäre die Nachfrage groß. Sprich: Es gibt Unternehmen, die gerne neue Riesen-Märkte auf der grünen Wiese bauen würden.

Bei drohenden Leerständen stehe man außerdem in Kontakt mit den Eigentümern und versuche zu vermitteln. Neue Handelsflächen in der Innenstadt werden nur mit Augenmaß ermöglicht, etwa der neue Edeka gegenüber dem KOM, der ein wichtiger Versorgungsstandort sei und Laufkundschaft bringe. Eine Chance für einen neuen Super- und Drogeriemarkt sieht man in der Paulusgrube, deren Bebauung allerdings noch in weiter Ferne liegt.

Eine wesentliche Rolle bei der Belebung der Innenstadt spielt zudem der Stadtmarketingverein mit diversen Aktionen, demnächst steht wieder der Marktsonntag an (5. Mai). Geplant ist außerdem eine Kampagne zum Thema „Einkauf in Olching“ im Herbst. Mehr will Vorsitzender Marcel Gemmeke noch nicht verraten.

Klar ist aber auch: Es braucht einen guten Mix von allem. Und laut Gemmeke vielleicht noch dies: etwas mehr Mut bei den Eigentümern, an Firmen zu vermieten, die neue Ideen haben und Unterstützung brauchen.

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