MANAGER-VERGüTUNGEN: AKTIONäRSBERATER KRITISIEREN "EXZESSIVE" BEZüGE VON DEUTSCHE-BANK-VORSTäNDEN

US-Stimmrechtsberater raten Aktionären, gegen die überhöhten Vergütungen des Top-Managements bei der Deutschen Bank zu stimmen.

Aktionärsberater kritisieren "exzessive" Bezüge von Deutsche-Bank-Vorständen

Die Deutsche-Bank-Führung muss sich erneut auf Kritik ihrer Aktionäre an ihrem Vergütungssystem einstellen. Der US-Stimmrechtsberater Glass Lewis bemängelt die Vergütung der Vorstände auch dieses Jahr mit heftigen Worten und rät dazu, auf der Hauptversammlung am 16. Mai gegen den Vergütungsbericht zu stimmen. Auch die Berater von Institutional Shareholder Service (ISS) kritisieren die aus ihrer Sicht vergleichsweise hohen Pensionszahlungen und den niedrigen Leistungsanreiz der Boni. Auch bei mittelmäßiger Entwicklung des Aktienkurses könnten die Vorstände eine hohe variable Vergütung erreichen.

Die Grundgehälter der Deutsche-Bank-Vorstände bezeichneten die Berater von Glass Lewis als "exzessiv". Die Fixvergütung von Vorstandschef Christian Sewing sei nicht nur deutlich höher als bei vergleichbaren anderen Banken, das durchschnittliche Grundgehalt der Deutsche-Bank-Vorstände übersteige auch das Durchschnittsgehalt anderer Vorstandschefs großer deutscher Konzerne. Generell sind hohe Fixgehälter aus Sicht von Glass Lewis ohnehin problematisch, weil es zu wenig Bezug zur tatsächlich erbrachten Leistung gebe. Angesichts des IT-Debakels bei der Postbank hatte der Aufsichtsrat zwar den Bonus einiger Deutsche-Bank-Vorstände gekürzt - allerdings war diese Maßnahme bei näherer Betrachtung eher symbolischer Natur.

Die Kritik der Aktionärsberater hat wohl Wirkung gezeigt

Kritisch erwähnten die Berater auch die gestiegenen Fixgehälter von Vizechef James von Moltke und Investmentbank- und Unternehmensbankchef Fabrizio Campelli. Dessen Fixgehalt (3,25 Millionen Euro) liege deutlich über dem Grundgehalt der Vorstandschefs von acht vergleichbaren europäischen Banken. Christian Sewing (Gesamtvergütung 9,5 Millionen Euro) wiederum verdiene inzwischen das 43-Fache eines Mitarbeiters der Deutschen Bank, wohingegen es vor drei Jahren nur 29-mal so viel war. Anders als die Stimmrechtsberater vergleicht sich die Deutsche Bank bei der Vergütung mit mehreren Wall-Street-Banken, die aber deutlich größer und erfolgreicher sind. Zuerst hatte das Handelsblatt über die Aktionärskritik berichtet.

Tatsächlich hat die Kritik der Aktionärsberater aber wohl Wirkung gezeigt. Die Analysten von ISS lobten das neue Bonussystem, über das die Bank auf der HV abstimmen will. Künftig soll zum Beispiel der Bonus an deutlich weniger Indikatoren bemessen werden. Die Empfehlungen von Glass Lewis und ISS befolgen in der Regel rund 20 Prozent der Aktionäre der Deutschen Bank. Das Geschäftsmodell der Stimmrechtsberater ist vergleichbar mit dem von Ratingagenturen: Sie erstellen Studien, die sie an Profi-Investoren verkaufen. Sie prüfen etwa, ob die Manager die Regeln guter Unternehmensführung einhalten. Die Berater besitzen selbst keine Aktien, was manche als zu große Machtfülle kritisieren.

Die drohende Niederlage der Deutschen Bank im Streit mit früheren Postbank-Aktionären fand hingegen keinen Eingang mehr in die Stimmrechtsempfehlungen, die bereits zuvor fertiggestellt worden waren. Das Thema dürfte auf der Hauptversammlung aber Fragen nach sich ziehen. Der Deutschen Bank droht dabei eine Nachzahlung von mehr als einer Milliarde Euro.

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