„MöGLICHST OHNE BETRIEBSBEDINGTE KüNDIGUNGEN“: OUTOKUMPU-SCHLIEßUNG IN SCHALKSMüHLE

Werk bis Jahresende dicht

„Möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen“: Outokumpu-Schließung in Schalksmühle

Spätestens Ende des Jahres ist Schluss: Outokumpu schließt sein Werk in Schalksmühle-Dahlerbrück. Nach Wochen des Schweigens äußert sich der finnische Stahlkonzern jetzt öffentlich.

Schalksmühle - Mitte April hatte der Betriebsrat mithilfe der IG Metall, einem Wirtschaftsberater sowie einer Anwaltskanzlei einen Sozialplan mit dem Unternehmen ausgehandelt hat und auf einer Betriebsversammlung den Beschäftigten vorgestellt. Dabei ging es auch um die Schließung des Werkes in Hockenheim, das bereits bis Mitte 2024 dicht sein soll.

In der Mitteilung des Konzerns von Mittwochmorgen heißt es nun: „Outokumpu veröffentlichte im November 2023 seine Absicht zur Restrukturierung der deutschen Standorte in Dahlerbrück und Hockenheim in Anlehnung an die Konzernstrategie. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen um die Ausgestaltung von Sozialplan und Interessenausgleich wurden im April 2024 mit einer Einigung über die Restrukturierungsmaßnahmen abgeschlossen. Die Schließungen können nun umgesetzt werden.“

Rund 200 Arbeitsplätze sind betroffen

Mit diesen Schritten könne Outokumpu die Produktion von Hochleistungswerkstoffen in seinem Werk im hessischen Dillenburg zentralisieren. „Konkret bedeutet dies, dass die Präzisionsbandfertigung von Dahlerbrück nach Dillenburg verlagert wird. Außerdem wird Outokumpu sein Coil-Servicecenter in Hockenheim schließen und die Volumina auf andere Standorte verteilen“, teilt der finnische Stahlkonzern weiterhin mit. Insgesamt seien von den Konsolidierungsmaßnahmen rund 200 Arbeitsplätze an beiden Standorten betroffen. Das Werk in Dahlerbrück hat rund 160 Beschäftigte.

Die Schließung des Hockenheimer Standorts solle bis Ende Juni erfolgen. Die Auflösung des Betriebs in Dahlerbrück solle bis Ende 2024 abgeschlossen sein und teilweise in das Werk Dillenburg verlagert werden.

Dank an Arbeitnehmer für „konstruktive Verhandlungen“

„Wir danken unseren Arbeitnehmervertretern für die konstruktiven Verhandlungen zur Unterstützung unseres gemeinsamen Ziels, die europäische Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens langfristig zu stärken. Diese Maßnahmen sind schwierig, aber notwendig und sie werden sozialverträglich und möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt“, wird Thomas Anstots, President des Geschäftsbereichs Advanced Materials in der Mitteilung des Unternehmens zitiert.

„Wir sind ein weltweit führender Edelstahl-Hersteller im Bereich Advanced Materials und wollen diese Position weiter ausbauen. Das Zusammenführen von Know-how, Produktportfolio und Fertigung unter einem Dach in Dillenburg wird es uns ermöglichen, unser Angebot zu erweitern und den Standort, neben unseren Fertigungslinien in Schweden, mit dem gesamten Spektrum unseres Advanced-Materials-Portfolios als zentralen Wertschöpfungsfaktor innerhalb unseres Geschäftsbereichs Advanced Materials neu zu positionieren“, erklärt Thomas Anstots weiter.

Jährlich sollen 15 Millionen Euro eingespart werden

Infolge der Restrukturierungsmaßnahmen erwarte das Unternehmen, jährliche Einsparungen in Höhe von etwa 15 Millionen Euro erzielen zu können. Die gesamten Restrukturierungskosten für beide Standorte, einschließlich Sozialplan und Schließungskosten, seien auf rund 28 Millionen Euro beziffert.

Mit Bezug auf die geplanten Schließungen hatte Outokumpu bereits im Geschäftsbericht zum vierten Quartal 2023 den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 30 Millionen Euro bereinigt. „Die Investitionen und Kosten im Zusammenhang mit der Verlagerung des Präzisionsbandgeschäfts von Dahlerbrück nach Dillenburg werden sich voraussichtlich auf 22 Millionen Euro belaufen, wovon ein Großteil noch im Jahr 2024 realisiert werden kann“, heißt es in der Mitteilung des Konzerns abschließend.

Konzept zur Standortrettung abgelehnt

Betriebsrat und IG Metall hatten lange um den Erhalt des Dahlerbrücker Werkes gekämpft. Zusammen mit einem Wirtschaftsberater hatten die ein Alternativkonzept zur Standortrettung (unter anderem mit Wechsel ins Zwei-Schicht-System und Stellenabbau) erarbeitet. So sollten ebenfalls die 15-Millionen-Euro-Einsparungen erzielt werden. Das Unternehmen zeigte sich davon aber unbeeindruckt und hielt an den Schließungsplänen fest.

Die Gewerkschaft bezeichnete die Verhandlungen über den Sozialplan nach der Einigung Mitte des Monats als „lang und schwierig“. Letztlich habe man zusammen mit dem Betriebsrat aber wesentliche Forderungen durchsetzen können. Der Schwerpunkt liege dabei auf Weitervermittlung in Arbeit, Qualifikation und sozialer Absicherung. So wird unter anderem eine Transfergesellschaft gegründet, um die von den Werksschließungen betroffenen Arbeitnehmer schnell in neue Jobs vermitteln zu können. Weiter erklärte die IG Metall: Wer bei Outokumpu ausscheidet, erhalte eine Abfindung, die höher liegt als ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Gewerkschaftsmitglieder erhalten zudem einen Bonus von 10 000 Euro.

Keine betriebsbedingten Kündigungen in Dillenburg bis Ende 2029

Etwa 50 Mitarbeiter könnten laut der IG Metall innerhalb Outokumpus ins hessische Dillenburg wechseln. Dort sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 ausgeschlossen. „Wir haben ein breites Paket schnüren können, das aus sozialer Absicherung auch in Form hoher Abfindungen besteht, die insbesondere für ältere Beschäftigte wichtig ist. Die Möglichkeiten zur Vermittlung in neue Jobs und die Ansprüche auf Weiterbildung sowie die Zusammenarbeit mit einer Transfergesellschaft stellen Aspekte eines Sozialplans dar, der für die Stahlindustrie durchaus gewöhnlich ist, aber in unserer Region Seltenheitswert hat“, hatte Torsten Kasubke, der für die IG Metall Märkischer Kreis federführend an den Verhandlungen mit Outokumpu teilnahm, die Einigung Mitte April kommentiert.

Erste Gespräche mit betroffenen Mitarbeitern in Dahlerbrück sollen laut der Gewerkschaft ab Mai geführt werden, die Entscheidungsfrist laufe dann bis August.

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