NEUSEELAND SCHLIEßT UMFANGREICHES FREIHANDELSABKOMMEN MIT DER EU

Vor allem Neuseeland profitiert von einem neuen EU-Abkommen zum Abbau von Zöllen. Die deutsche Wirtschaft reagiert erfreut, denn es eröffnet die Chance auf weitere Handelsbünde in der wichtigen Region.

Die EU und Neuseeland sind seit diesem Mittwoch durch ein neues weitreichendes Freihandelsabkommen verbunden. Die am 1. Mai in Kraft getretenen Absprachen sehen den fast vollständigen Abbau von Zöllen vor. Nach früheren Angaben der EU-Kommission dürften sich die Abgaben für Unternehmen aus der EU jährlich um rund 140 Millionen Euro verringern. Insgesamt wird innerhalb eines Jahrzehnts mit einem Wachstum des bilateralen Handels um bis zu 30 Prozent gerechnet. Die EU-Exporte in das Land im Südwestpazifik sollen jährlich um bis zu 4,5 Milliarden Euro steigen.

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Vor allem auch die Verbindung zu Deutschland macht das Abkommen für die Neuseeländer attraktiv. Für Neuseeland war Deutschland nach Daten des Statistischen Bundesamtes zuletzt wichtigster Handelspartner innerhalb der EU. Zwar stand für die Bundesrepublik der Handel mit Neuseeland im globalen Vergleich 2023 mit Exporten im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro erst an 62. Stelle. Wohl auch wegen der immensen Entfernungen: Von der deutschen Hauptstadt Berlin bis in die neuseeländische Hauptstadt Wellington sind es beispielsweise mehr als 18 000 Kilometer Luftlinie. Doch die deutsche Wirtschaft hofft nun, dass die Tür aufgestoßen worden sein könnte, um einen besseren Zugang auch in andere Länder der Region zu erreichen.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer begrüßte das Inkrafttreten des Handelsabkommen als einen »Lichtblick in einem zunehmend schwierigen Außenwirtschaftsumfeld«. Deutsche Unternehmen litten weltweit unter Protektionismus, der dem Außenhandel immer größere Steine in den Weg lege, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Das neue Abkommen könne helfen, gegenzusteuern, weil es Handelshemmnisse beseitige. Die EU müsse nun darauf hinarbeiten, in der Region weitere Märkte zu öffnen, etwa durch Handelsabkommen auch mit Indien, Indonesien, Thailand, den Philippinen, Malaysia und Australien. Das deutsche Handelsvolumen mit der Gesamt-Region betrage über 500 Milliarden Euro – ein Sechstel des deutschen Außenhandels.

Sonderregeln für Landwirte

Die wichtigsten Ausfuhrgüter Neuseelands nach Deutschland sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes land- und forstwirtschaftliche Produkte wie Schaf- und Wildfleisch, Früchte, Molkereiprodukte und Wolle. Aus Deutschland werden demnach vor allem Fahrzeuge, Maschinen und pharmazeutische Produkte in das rund 5,1 Millionen Einwohner zählende Land importiert.

Um den Interessen der europäischen Landwirtschaft Rechnung zu tragen, wurden unter anderem einige Milcherzeugnisse, Rind- und Schaffleisch, Ethanol und Zuckermais von der Handelsliberalisierung ausgenommen. Stattdessen sind nach Kommissionsangaben durch sogenannte Zollkontingente nur begrenzte Mengen von zollfreien Einfuhren oder Einfuhren mit niedrigerem Zollsatz aus Neuseeland zugelassen.

Das Abkommen gilt als das erste der EU, mit dem ein neuer Ansatz für nachhaltige Entwicklung umgesetzt wird. So ermöglicht es bei schwerwiegenden Verstößen gegen grundlegende arbeitsrechtliche Prinzipien oder klimapolitische Verpflichtungen aus dem Übereinkommen von Paris sogar Sanktionen.

Abkommen passend zur Reise von Baerbock nach Neuseeland

Das neue Handelsabkommen startet passgenau zur geplanten Reise der Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in die Region. Sie bricht am Mittwoch zu einer einwöchigen Reise nach Australien, Neuseeland und in den Inselstaat Fidschi auf. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts mitteilte, will Baerbock in Australien und Neuseeland ihre Amtskollegin und ihren Amtskollegen und in Fidschi unter anderem Regierungschef Sitiveni Rabuka treffen.

Baerbock holt damit eine Reise nach, die sie im August vergangenen Jahres wegen technischer Probleme an ihrem Flugzeug hatte abbrechen müssen. Die Maschine der Flugbereitschaft hatte es damals nur bis in die Vereinigten Arabischen Emirate geschafft.

Australien und Neuseeland seien enge Partner Deutschlands im Indo-Pazifik-Raum, sagte der Außenamtssprecher. Die Bundesregierung wolle die Zusammenarbeit mit beiden Ländern noch intensivieren. Im Mittelpunkts von Baerbocks Besuchs stehen neben sicherheitspolitischen Fragen im Indo-Pazifik-Raum den Angaben zufolge auch Themen wie Handel, Wirtschaft, Klima, Wissenschaft und Kultur.

Fidschi nehme unter den pazifischen Inselstaaten eine besondere Rolle ein, fügte der Sprecher hinzu. In der Hauptstadt Suva unterhält Deutschland seit dem vergangenen Jahr eine Botschaft. Thematisch soll bei Baerbocks Besuch den Angaben zufolge die Klimakrise im Mittelpunkt stehen, welche die Inselstaaten besonders bedroht. Aber auch geopolitische Fragen sollen bei den Gesprächen in Fidschi eine Rolle spielen.

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