NUR 45 GERäTE GEGEN DIE DROHNEN-GEFAHR – DIESE BUNDESWEHR-BESTELLUNG WIRFT FRAGEN AUF

Der Ukraine-Krieg zeigt: Kleine Drohnen sind die neue große Waffe auf dem Schlachtfeld. Das hat auch die Bundeswehr erkannt und entsprechende Warngeräte bestellt – allerdings in einer verschwindend geringen Stückzahl.

Wie viele Soldaten im Ukraine-Krieg durch Kamikaze-Drohnen oder den Granatenabwurf aus Drohnen gestorben sind, ist nicht genau bekannt. Auch die Zahl der damit zerstörten Panzer und Militärfahrzeuge ist gewaltig. Der massenhafte Einsatz kleiner ferngesteuerter Propeller-Drohnen ist wohl die größte Neuerung, die zeigt, wie das Schlachtfeld der Zukunft aussehen könnte.

Darauf stellt sich jetzt die Bundeswehr ein, auch beim persönlichen Schutz für seine Soldaten. Nach WELT-Informationen jedoch nur mit einer Mini-Bestellung, die Fragen aufwirft.

In einer Ausschreibungsdatenbank ist ein Auftrag über lediglich 45 Drohnendetektionsgeräte für die Kampftruppe des Heeres aufgetaucht. Die Geräte sollen über das dänische Unternehmen Precision Technic Defence beschafft werden und sind laut der Beschreibung etwa so groß wie ein Magazin für ein Sturmgewehr. Sie werden üblicherweise an der Schutzweste eines Soldaten befestigt.

Wörtlich heißt es: „Mit einer Akkuleistung von nahezu 14 Stunden kann das System Drohen in bis zu zwei Kilometer Entfernung in weniger als fünf Sekunden detektieren sowie die Präsenz einer Drohne im Luftraum visuell, akustisch oder mittels einer Vibration anzeigen.“

Konkret handelt es sich das Modell Wingman 103, das Funksignale von Kleindrohnen mit einem Gewicht von bis zu 25 Kilogramm aufspürt – und Soldaten warnt. Hersteller der Geräte ist das dänische Unternehmen MyDefence.

Warum die Bundeswehr-Beschaffungsbehörde nur die Mini-Anzahl bestellt, bleibt unbeantwortet. Auf Anfrage heißt es von der Beschaffungsbehörde, dass „aufgrund der aktuellen Sicherheitslage über die auf der Vergabeplattform abgestimmten und veröffentlichten Angaben“ keine weiteren Angaben gemacht werden können. Somit ist offen, es sich womöglich nur um eine Auftaktbestellung handelt

Spezialeinheit soll Drohnen-Warner wohl bekommen

Wie es aus Branchenkreisen heißt, könnte womöglich zunächst eine Spezialeinheit der Bundeswehr ausgerüstet werden. Das Modell Wingman 103 wurde im Jahr 2018 mit dem Hinweis vorgestellt, dass es sich besonders für Spezialkräfte eignet.

„Die Bedeutung von Drohnen für die verschiedensten Szenarien, ihr Aufspüren und die Abwehr sind von der Bundeswehr noch nicht umfassend erkannt“, sagt ein Branchenkenner, der anonym bleiben möchte. Beim Verband der Reservisten der Bundeswehr hieß es bereits im vergangenen Sommer: „Deutschland hat das Thema verschlafen.“

Erst mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine kam es in Deutschland zu einem Umdenken beim Thema Drohnen-Bewaffnung. Der Verteidigungs- sowie der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte der Bewaffnung von zunächst fünf Modellen vom israelischen Typ Heron TP, die geleast werden, zugestimmt. Zuvor gab es rund zehn Jahre eine Diskussion, ob Deutschland überhaupt bewaffnete Drohnen besitzen soll. Vor allem die SPD bremste in der Frage, obwohl es im Koalitionsvertrag festgeschrieben war.

Im Ukraine-Krieg werden nun massenhaft vor allem Drohnen eingesetzt, die klein und mit Kosten von wenigen Hundert Euro auch günstig sind. Sie liefern wertvolle Aufklärungsarbeit, zerstören Ziele oder töten Gegner. Experten sprechen von FPV-Drohnen, einer Abkürzung für „First Person View“.

Damit wird ein Szenario beschrieben, bei dem ein Pilot über eine Videobrille oder einen Bildschirm in Echtzeit die Drohne auf ihr Ziel steuert – als ob er selbst mitfliegt. So können Öffnungen an Panzern genutzt oder Soldaten getötet werden.

Zur Abwehr solcher Drohnenangriffe gibt es verschiedene Konzepte, die von simplen Gitterkäfigen über Panzern bis zu elektronischen Störungen reichen. Ohne das Erkennen und die Warnung von Drohnen kann es aber auch keine Abwehr geben. Bei dem jetzt von der Bundeswehr bestellten Wingman-Geräten werden angeblich die Funk- und Bildsignale von FPV-Drohnen ausgewertet.

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