PHARMABRANCHE: NEUER CHEF KOMMT VON BRISTOL MYERS SQUIBB - AKTIE LEGT ZU

Jörg Reinhardt tritt nach zwölf Jahren als Novartis-Chef zurück. Sein Nachfolger steht bereits fest. Er kommt von einem direkten Konkurrenten.

Der langjährige Novartis-Chef Jörg Reinhardt tritt 2025 als Verwaltungsratspräsident des Pharmakonzerns ab. Nachfolger solle der frühere Chef des US-Arzneimittelherstellers Bristol Myers Squibb (BMS), Giovanni Caforio, werden, teilte das Schweizer Unternehmen am Dienstag mit.

Der italienische Arzt, der von 2015 bis November 2023 CEO des Konzerns aus New Jersey war, habe Bristol Myers Squibb in ein globales Arzneimittelunternehmen mit starken Kompetenzen in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Vermarktung umgebaut, hieß es in der Mitteilung zur Vorlage der Quartalszahlen.

Novartis und BMS sind mit Schwerpunkten bei Krebs- und Herz-Kreislauf-Arzneien beide in einem ähnlichen Bereich tätig und erwirtschaften einen vergleichbaren Umsatz. Nach einer Talfahrt, die Ende 2022 einsetzte, ist BMS an der Börse aber nur noch halb so viel Wert wie Novartis. Kurz nach Caforios Rücktritt als CEO kappte BMS den Ausblick für das Portfolio mit neuen Produkten. Caforio verdiente bei BMS 2023 19,7 Millionen Dollar nach 20,1 Millionen im Vorjahr.

Novartis ist dagegen zuletzt gewachsen. Im ersten Quartal stieg der Umsatz des fortgeführten Geschäfts um zehn Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar und übertraf damit die Markterwartungen deutlich. Treiber waren dabei das Herzmedikament Entresto sowie Cosentyx - die bisher vor allem gegen Schuppenflechte eingesetzte Arznei profitierte von der Zulassung zur Behandlung einer schmerzhaften, akneähnlichen Hauterkrankung.

Auch die neue Verabreichungsform als intravenöse Infusion als Alternative zu Spritzen unter die Haut habe die Nachfrage angekurbelt, sagte Finanzchef Harry Kirsch. „Die Neueinführung in den USA und Europa verlief viel besser als erwartet“. Novartis veröffentlichte als erstes großes europäisches Pharmaunternehmen die Quartalszahlen.

Dank der höheren Volumen legte der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn um 16 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar zu. Novartis hob den Ausblick an. Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich sowie einen Anstieg des operativen Ergebnisses im niedrigen bis mittleren Zehn-Prozent-Bereich.

Bisher hatte der Konzern eine Steigerung der Verkaufserlöse um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag sowie ein Plus des bereinigten operativen Ergebnisses um einen hohen einstelligen Prozentbetrag angepeilt.

Analyst: Schwung dürfte anhalten

„Der sehr deutliche Upgrade der Guidance für 2024 kommt unerwartet, ist aber durch die besser als erwartete Performance hochmargiger Produkte zu erklären“, so ZKB-Analyst Laurent Flamme. An der Börse kletterten Novartis im Morgenhandel um 4,7 Prozent. „Streng genommen war dies das erste vollständige Quartal als fokussiertes Unternehmen für innovative Medikamente“, erklärte Stefan Schneider von der Bank Vontobel. „Diese Ergebnisse unterstreichen, was von Novartis in den kommenden Quartalen zu erwarten ist, da wir erwarten, dass der Schwung anhält.“

Mit der Abspaltung des vergleichsweise margenschwachen Geschäfts mit Nachahmerarzneien machte Novartis im Oktober den vorerst letzten Schritt eines fast zehn Jahre dauernden Umbaus, der den Pharmakonzern ganz auf das lukrative Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten ausrichtete.

Vor Sandoz hatte Novartis etwa auch das Augenheilgeschäft Alcon sowie die renditeschwachen Sparten Impfstoffe, Tiergesundheit und rezeptfreie Medikamente abgestoßen. Reinhardt vollzog damit eine Kehrtwende, nachdem der damalige Konzernchef Daniel Vasella Novartis mit Zukäufen zu einem der am breitesten aufgestellten Gesundheitsunternehmen der Welt geformt hatte. Im Gegenzug machte Novartis auch milliardenschwere Zukäufe. So übernehmen die Schweizer die deutsche Biotechfirma Morphosys für 2,7 Milliarden Euro.

Auch wenn die Anleger die Entwicklung bei Novartis zuletzt honorierten, fällt die langfristige Bilanz für den früheren Bayer-Manager durchwachsen aus: Die Novartis-Aktie hat sich seit Reinhardts Amtsantritt deutlich schlechter entwickelt als die europäischen Gesundheitswerte insgesamt. Nach Ablauf seiner maximalen Amtsdauer will der Deutsche nun auf der Aktionärsversammlung 2025 das Steuer aus der Hand geben.

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