PROTESTANTEN IN DER SCHLESISCHEN OBERLAUSITZ HALTEN IHRER KIRCHE DIE TREUE

Der Rückgang der evangelischen Christen fällt zwischen Hoyerswerda und Görlitz geringer aus als generell im Land. Doch die Aussichten sind schwierig.

Die Protestanten im Görlitzer Kirchengebiet sind ihrer Kirche treuer als andernorts in Deutschland. Das geht aus den jüngsten Mitgliederstatistiken der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hervor. Sie beruhen auf Daten der Meldebehörden und der Evangelischen Kirchen zum 31. Dezember 2023.

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Demnach leben noch rund 29.500 evangelische Christen zwischen Hoyerswerda und Görlitz, also im Gebiet der früheren Görlitzer Landeskirche. Das waren rund 330 weniger als noch ein Jahr zuvor. Dieser Rückgang von rund 1,2 Prozent liegt deutlich unter dem in Berlin (- 3,8 Prozent) und in Brandenburg (- 3,6 Prozent) und damit auch der gemeinsamen Landeskirche (- 3,5 Prozent). Deutschlandweit ging die Zahl der Protestanten um 3,1 Prozent auf knapp 18,6 Millionen zurück.

Synode befasst sich am Sonnabend in Hoyerswerda mit dem Thema

Auch die Synode des Kirchenkreises schlesische Oberlausitz beschäftigt sich an diesem Sonnabend in Hoyerswerda mit der Lage. Superintendent Daniel Schmidt schreibt schon in der Einladung zu der Tagung des Kirchenparlaments: "Nach vielen Jahren relativer Stabilität verändern sich die Rahmenbedingungen für kirchliches Handeln in jüngster Zeit signifikant. Diese Entwicklung verunsichert viele Engagierte. Der Versuch, die bestehende Form der Kirche retten zu wollen, droht aber geradewegs in die Erschöpfung zu führen."

Kleinere Gemeinden im Görlitzer Umland wollen dieser Vision aber entgehen. So geht die Bildung von Gesamtkirchengemeinden weiter. Zu Pfingsten bilden die einst selbstständigen Gemeinden Ludwigsdorf, Kunnersdorf, Ebersbach und Zodel eine Gesamtkirchengemeinde an Schöps und Neiße. Ähnliche Bestrebungen gibt es auch in Königshain, Friedersdorf, Markersdorf und Gersdorf. Das Zusammengehen kleinerer Gemeinden mit weniger als 300 Mitgliedern unterstützt die Landeskirche über einen Strukturfonds auch finanziell.

Viele Austrittsgründe - die meisten können gut ohne Glauben leben

Bischof Christian Stäblein führt die sinkende Zahl an Gläubigen auf verschiedene Gründe zurück. Es könnten sich darin die wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch Krisen und Inflation widerspiegeln, auch der anhaltende demografische Wandel spiegelt sich in den Zahlen wider und es sinkt die Bereitschaft, sich an Institutionen und Vereine zu binden. Die Nachrichten über sexuellen Missbrauch unter dem Dach der Kirchen tragen ebenso zu größerer Skepsis bei. "Wir als Kirche", so sagt Stäblein, "müssen uns der Verantwortung stellen, dass wir auch durch unser eigenes Versagen Menschen sehr enttäuscht und verloren haben."

Die Austritte blieben auf hohem Niveau. Zählte die Landeskirche im vergangenen Jahr 18.500 Austritte, genau so viele wie im Jahr zuvor. Diese Entwicklung zeigt sich auch im Görlitzer Gebiet: 2023 - 333 Austritte, 2022 - 321 Austritte. Langfristig ist es aber der demografische Wandel, der die Kirchen schrumpfen lässt, die Todesfälle übersteigen die Taufen deutlich.

Stäblein weist aber auf noch auf einen weiteren Grund für die Entwicklung hin: Vor allem verliere der Glaube für die Menschen an Relevanz in ihrem Leben. Sie können gut ohne ihn leben. Stäblein regt seine Kirche an, darüber mit Menschen ins Gespräch zu kommen: "Über Sinn und Hoffnung, Zuversicht und Angst, Vertrauen und Engagement."

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Trotzdem hohe Erwartungen an die Kirchen

Denn obwohl immer weniger Menschen einer der beiden großen Kirchen in Deutschland angehören und Christen in der Oberlausitz bereits seit Jahren eine Minderheit bilden, sind die Erwartungen der Menschen an Kirchen weiterhin hoch, vor allem hinsichtlich ihres Einsatzes für Arme, Kranke und Bedürftige sowie für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt. Die höchste Zustimmung zum gesellschaftlichen Wert eines kirchlichen Angebots erhält unter den evangelischen Kirchenmitgliedern, dass die Kirche Beratungsstellen für Menschen mit Lebensproblemen betreibt. Dem stimmen 95 Prozent zu. Auch unter Konfessionslosen ist mit 78 Prozent hier die Zustimmung hoch.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bietet nach eigenen Angaben zahlreiche Unterstützungsangebote für Menschen in schwierigen sozialen Lagen und engagiert sich für werdende Eltern, Geflüchtete, Obdachlose, Kranke und Einsame. Seit Jahren wandelt sie sich auch und ihre Angebote und setzt auf alternative, teils digitale Gottesdienstformen, zeitgemäße Begegnungsstätten oder kreative Angebote in Form von Pop-up-Hochzeiten, Segnungszeremonien oder alternativen Tauffesten. Zuletzt kamen 5.000 Besucher zu den Veranstaltungen am Tag der Bibel in Görlitz, ein deutschlandweit einzigartiges Format.

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