SIGNA-INSOLVENZ: RENé BENKO VOR GERICHT WEGEN FORDERUNGEN IN MILLIARDENHöHE

René Benko war abgetaucht. Jetzt ist der insolvente Immobilienunternehmer in Innsbruck vor Gericht erschienen. Seine Gläubiger wollen eine Milliardensumme von ihm erstreiten – doch der Insolvenzverwalter hält dagegen.

Rund zwei Milliarden Euro an Forderungen haben Gläubiger gegen Signa-Gründer René Benko angemeldet. Das berichten Gläubigerschutzverbände nach einem Gerichtstermin im Rahmen von Benkos Insolvenzverfahren, zu dem der österreichische Immobilien- und Handelsunternehmer am Mittwoch in Innsbruck erschien.

Benko hatte im März als Privatunternehmer Insolvenz angemeldet. Ein großer Teil der nun genannten Forderungen stammt laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 von Gläubigern der Signa-Teilgesellschaften. Ihre Begründung: Der 46-jährige Investor habe zwar seit Jahren keine offiziellen Funktionen mehr in den Gesellschaften ausgeübt, aber dennoch wesentliche Entscheidungen getroffen.

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Der Insolvenzverwalter habe jedoch »die Forderungen jener Gläubiger der Signa-Gesellschaften, welche persönliche Haftungen des René Benko geltend machen, bestritten«, sagte Klaus Schaller, der Leiter des KSV1870.

Der Insolvenzverwalter hat bislang nur etwa 47 Millionen der Forderungen anerkannt. Diese stammen hauptsächlich von Benkos Familienstiftung und der Signa Holding, die beide ebenfalls insolvent sind. Das Finanzamt hat nach Angaben des Verbandes Creditreform Steuerrückstände von acht Millionen Euro angemeldet. Abgewiesene Gläubiger können nun in einem Zivilprozess um ihr Geld kämpfen. Das Prozessrisiko – also die Gefahr, den Prozess zu verlieren – schätzt der KSV1870 für ein solches separates Verfahren allerdings hoch ein.

Benko will wohl im Mai als Zeuge vor Untersuchungsausschuss erscheinen

Wie der Gläubigerschutzverband berichte, stellte sich bei Gericht in Innsbruck heraus, dass Benko nicht nur als »Berater« von Signa-Gesellschaften zwischen 200.000 und 300.000 Euro jährlich verdiente, sondern in den vergangenen Jahren auch zweistellige Millionenbeträge als Darlehen aus der Signa-Gruppe erhalten hatte.

Benko selbst zeigte sich am Mittwoch im Gericht gegenüber anwesenden Medien schweigsam. Am 22. Mai hat er Gelegenheit, erstmals öffentlich zu der Insolvenzwelle bei den Signa-Firmen Stellung zu nehmen. An dem Tag werde Benko als Zeuge vor einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss erscheinen, teilte sein Anwalt der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Ausschuss nimmt die mutmaßliche Bevorzugung von Großunternehmern wie Benko durch die konservative Kanzlerpartei ÖVP unter die Lupe.

Benkos Immobilien- und Handelsgruppe hatte während der Tiefzinsphase kräftig expandiert und ein Portfolio aufgebaut, zu dem etwa der Elbtower in Hamburg oder die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Mit dem Anstieg von Zinsen, Baukosten und Energiepreisen brach Benkos Firmenkonstrukt zusammen.

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