UNI-DOZENTEN VERTEIDIGEN IN OFFENEM BRIEF PROPALäSTINENSISCHEN PROTEST

Mitarbeiter mehrerer Hochschulen stellen sich hinter den propalästinensischen Protest an der Freien Universität Berlin. In einem offenen Brief warnen sie vor „Polizeigewalt“. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hat kein Verständnis für das „Pamphlet“.

Mehrere Dozenten der Freien Universität Berlin und anderer Hochschulen warnen in einem offenen Brief vor „Polizeigewalt“ gegen propalästinensische Aktivisten. In dem Schreiben, das seit Dienstag in sozialen Netzwerken verbreitet wird, heißt es: „Als Lehrende der Berliner Hochschulen verpflichtet uns unser Selbstverständnis dazu, unsere Studierenden auf Augenhöhe zu begleiten, aber auch zu schützen und sie in keinem Fall Polizeigewalt auszuliefern.“

Und weiter: „Unabhängig davon, ob wir mit den konkreten Forderungen des Protestcamps einverstanden sind, stellen wir uns vor unsere Studierenden und verteidigen ihr Recht auf friedlichen Protest, das auch die Besetzung von Uni-Gelände einschließt.“

Hintergrund ist ein propalästinensisches Protestcamp an der FU Berlin, das bis zu 150 Demonstranten am Dienstag unangemeldet errichtet hatten. Die Universitätsleitung ließ das Camp von der Polizei räumen. Sie kritisierte, die Gruppe habe Forderungen aufgestellt, jeden Dialog oder Verhandlungen aber schriftlich abgelehnt.

Unter dem nun veröffentlichten Brief finden sich die Namen von Dozenten, die an der Freien Universität, der Humboldt-Universität und anderen Hochschulen lehren. Auch mehrere Professoren sind darunter. Die Autoren schreiben, die „Dringlichkeit des Anliegens der Protestierenden“ müsse auch „für jene nachvollziehbar sein, die nicht alle konkrete Forderungen teilen oder die gewählte Aktionsform für nicht geeignet halten“.

Es sei die Pflicht der Universitätsleitung, solange wie möglich „eine dialogische und gewaltfreie Lösung anzustreben“. Diese Pflicht habe Präsidium der FU verletzt, „indem es das Protestcamp ohne ein vorangehendes Gesprächsangebot polizeilich räumen ließ“. Die FU hatte zuvor betont, der Protest sei „nicht auf Dialog ausgerichtet“ gewesen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), kritisierte den offenen Brief. „Für die Verfasser dieses Pamphlets habe ich überhaupt kein Verständnis“, teilte Wegner auf WELT-Anfrage mit. „Die Berliner Universitäten sind und bleiben Orte des Wissens, des kritischen Diskurses und des offenen Austauschs. Antisemitismus und Israelhass sind aber keine Meinungsäußerungen, sondern Straftaten.“ Er habe volles Vertrauen, dass die Polizei „gegen solche Straftaten auch weiterhin konsequent rechtsstaatlich“ vorgehe.

Laut der FU-Leitung sollen die Demonstranten am Dienstag versucht haben, in Räume und Hörsäle einzudringen, um diese zu besetzen. Bei dem Protest kam es demnach neben Sachbeschädigungen und Rangeleien auch zu antisemitischen Äußerungen. Die FU stellte mehrere Strafanzeigen.

2024-05-08T14:06:43Z dg43tfdfdgfd