US-SANKTIONSBEHöRDE NIMMT SCHWEIZER BANK VON SANKTIONSLISTE

Das amerikanische Office of Foreign Assets Control (Ofac) des US-Finanzministeriums hat am Montag publik gemacht, dass es die Vorgängerbank der TradeXBank, die Sberbank (Schweiz) AG, von seiner Sanktionsliste für Russland genommen hat.

Die US-Behörde vollstreckt die Sanktionen, die die Vereinigten Staaten weltweit gegen Staaten, Firmen und Personen verhängen. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hatte sie auch die grösste russische Staatsbank Sberbank auf diese Liste gesetzt. In der Schweiz war davon auch deren Tochterbank betroffen.

Diese hatte sich auf den Handel mit Rohstoffen in den Bereichen Energie, Agrarprodukte, Düngemittel und Metalle spezialisiert. Unter Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) konnte die Schweizer Bank von der russischen Mutter an die Genfer Investmentgesellschaft m3 Groupe Holding SA verkauft werden. Das war möglich, weil die Finma dafür das von den USA verhängte Transaktions- und Auszahlungsverbot zwischen dem 2. und dem 5. September 2022 aufhob.

Seither wird die redimensionierte Bank unter ihrem neuen Namen TradeXBank weitergeführt. Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen in den Regionen Europa, Mittlerer Osten und Afrika Geschäfte. Primär mittelgrossen Firmen werden weltweit sämtliche Bankdienstleistungen rund um den Rohstoffhandel angeboten.

Abgeschnitten vom US-Dollar

Allerdings blieb ein Teil der US-Sanktionen auch nach dem Verkauf bestehen. Der grösste Nachteil für die Bank bestand darin, dass sie keine Transaktionen mehr für ihre Kunden in US-Dollar vornehmen konnte. Das Institut musste komplett vom US-Finanzsystem abgeschnitten bleiben. Gerade im Rohstoffhandel werden aber geschätzt 90 Prozent der Transaktionen in US-Dollar getätigt.

«Wir durften die letzten anderthalb Jahre nur Transaktionen in Euro und Schweizerfranken tätigen. Das war für uns und unsere Kunden ziemlich anspruchsvoll», erklärt Camille Sednaoui, der im Januar die operative Bankführung übernommen hat. Die Kunden mussten einen Währungswechsel hin und zurück zum US-Dollar vornehmen, der jeweils durch den Schweizerfranken abgesichert wurde.

Für «unsere treuen Kunden», sagt Sednaoui, seien die Transaktionen deshalb etwas teurer geworden, dennoch seien sie an Bord geblieben. Laut dem Bankchef bieten in der Schweiz nur gerade ein halbes Dutzend Banken solche auf Rohstofftransaktionen spezialisierte Dienstleistungen an. Trotz den Sanktionen habe die Bank im letzten Jahr einen Gewinn von 2 Millionen Franken erzielt, ein gutes Resultat angesichts der Umstände, sagt der CEO erfreut.

Unterschiedliche Zeitwahrnehmung

«Der Prozess, von der Sanktionsliste wegzukommen, dauerte viel länger, als wir gedacht hatten», erklärt der Bankpräsident Christian Lüscher. Lüscher, ein Genfer Rechtsanwalt und Politiker, der bis im letzten Jahr für die FDP im Nationalrat sass und 2009 für die Nachfolge von Bundesrat Pascal Couchepin kandidierte, hat im September 2022 das Präsidium bei der TradeXBank übernommen.

Das Ofac musste davon überzeugt werden, dass die Nachfolgebank keinerlei Verbindungen mehr zur russischen Mutterbank hat; Letztere ist weiterhin von den USA mit Sanktionen belegt. Um das zu erreichen, arbeitete die Bank mit mehreren Anwaltskanzleien in Washington zusammen. Am schwierigsten war es, das Ofac von der Dringlichkeit zu überzeugen: «Für das Ofac ist ein Monat nicht viel, für uns aber war jeder zusätzliche Monat mehr auf der Liste schwierig», sagt Lüscher.

Viel Zeit benötigten an und für sich simple Dinge, wie das Ändern aller Telefonnummern, bei deren Anwahl jedes Mal «Sberbank» aufpoppte. Am aufwendigsten aber sei der angepeilte Wechsel der Swift-Nummer, des für jedes Finanzinstitut weltweit einmaligen Codes, an dem eine Bank für andere Banken erkennbar ist. Der Wechsel zu einer neuen Swift-Nummer könne nun endlich in Angriff genommen werden, so die Bankchefs.

Unterhalb der Führungsstufe blieb das Personal der früheren Sberbank (Schweiz) mehrheitlich an Bord. Weiterhin sind auch russische und ukrainische Spezialisten angestellt. Geschäfte mit russischen Kunden macht die Bank seit dem Eigentümerwechsel aber keine mehr.

Die Bank nimmt nun die aktive Geschäftstätigkeit in US-Dollar wieder auf, das wird laut Bank im kommenden Halbjahr umgesetzt. Das werde einen Wachstumsschub zur Folge haben, sind die Bankchefs überzeugt.

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