VERTEIDIGUNG: DEUTSCHLAND UND GROßBRITANNIEN KAUFEN RADHAUBITZEN BEI KNDS

Bundeskanzler Scholz und der britische Premier Sunak kündigen ein gemeinsames Beschaffungs- und Entwicklungsprogramm für hochmoderne Artilleriesysteme an. Davon profitiert auch die Ukraine.

Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS steht vor einem Großauftrag. Deutschland und Großbritannien wollen gemeinsam die von dem Unternehmen entwickelte Radhaubitze RCH 155 beschaffen und optimieren. So steht es in einer „Gemeinsamen Verständigung zu Sicherheit und Verteidigung“, die der britische Premier Rishi Sunak und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch bei ihrem Treffen in Berlin erzielt haben.

Die selbstfahrenden Artilleriegeschütze auf Rädern sollen in Deutschland und in Großbritannien gebaut werden. Dadurch würden in beiden Ländern Hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen, heißt es in einer Mitteilung der britischen Regierung. Über Stückzahlen wurde zunächst nichts bekannt. Ursprünglich wollte die Bundeswehr mehr als 160 Systeme bestellen.

Die RCH 155 wurde aus der Panzerhaubitze 2000 weiterentwickelt, bewegt sich aber nicht auf Ketten, sondern nutzt das vierachsige Fahrgestell des Transportpanzers Boxer. Dadurch ist das Waffensystem beweglicher als die Panzerhaubitze 2000 und kann auch ohne Eisenbahn oder Lkw-Transport selbstständig ins Einsatzgebiet fahren.

Laut Herstellerangaben handelt es sich um eines der modernsten Rohrartilleriesysteme der Welt mit einer Reichweite von bis zu 54 Kilometern. Die RCH 155 kann mehr als acht Schuss pro Minute abfeuern – und das auch während der Fahrt, was eine Weltpremiere darstellt. Außerdem lässt sich das Geschütz bei Bedarf fernsteuern, sodass die Besatzung besser vor feindlichem Beschuss geschützt ist.

Die technischen Eigenschaften der Haubitze haben auch die Ukraine überzeugt, die 36 der Systeme erhalten soll. Das Geld dafür kommt aus der sogenannten Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung, mit der Partnerstaaten sicherheitspolitisch unterstützt werden.

Langfristige Auslastung in Sicht

Großbritannien ist auch Großkunde des von KNDS und Rheinmetall entwickelten Transportpanzers Boxer. Die britischen Streitkräfte wollen mehr als 600 Exemplare in verschiedenen Varianten beschaffen. Auch dieses Modell wollen Deutschland und Großbritannien gemeinsam weiterentwickeln, heißt es in der Vereinbarung von Scholz und Sunak.

Für KNDS ist die Ankündigung eine gute Nachricht, ihre Produktion dürfte nun langfristig ausgelastet sein. Der Konzern, der aus dem Zusammenschluss des deutschen Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Konkurrenten Nexter entstand, verzeichnete schon im Geschäftsjahr 2023 das bisher größte Wachstum der Unternehmensgeschichte.

Der Auftragsbestand lag Ende des vergangenen Jahres bei 15,7 Milliarden Euro, der Auftragseingang wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 130 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro an. Der Umsatz von KNDS legte binnen Jahresfrist um 2,5 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro zu. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 9500 Mitarbeiter.

Der britische Premier Sunak hatte im Vorfeld seines Berlinbesuchs angekündigt, dass sein Land die Verteidigungsausgaben in den kommenden sechs Jahren um insgesamt 75 Milliarden Pfund aufstocken wolle. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen sie 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen. Deutschland erfüllt in diesem Jahr zum ersten Mal seit Ende des Kalten Kriegs das Zwei-Prozent-Ziel der Nato.

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