WASSERKRAFT IN DER „GEISTERKLAMM“: LAND TIROL GIBT SCHUB

Wasserkraft in der „Geisterklamm“: Land Tirol gibt Schub

Etappenerfolg für die bayerisch-tirolerische Interessengruppe: In dem sogenannten Widerstreitverfahren zum Wasserkraft-Projekt an der Leutascher Ache hat dieser Zusammenschluss jetzt nach eingehender Prüfung das Placet der Schiedsrichter aus Innsbruck erhalten.

Mittenwald/Leutasch – Beim Wasserkraft-Projekt an der Leutascher Ache scheint eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Beim sogenannten Widerstreitverfahren präferiert das Land Tirol den Vorschlag der Wasserkraftwerk-Leutasch-Mittenwald-GmbH. Der Mitbewerber – ein Privatinvestor aus Leutasch – soll leer ausgegangen sein.

Das zumindest liest Wodan Lichtmeß aus dem jüngsten Schreiben aus Innsbruck heraus. Dem Chef der Garmisch-Partenkirchner Gemeindewerke ist es zu verdanken, dass dieses im Januar 2020 beerdigte grenzüberschreitende Vorhaben nochmals wiederbelebt wurde. Seitdem leistet die GmbH, zu der die Gemeinden Mittenwald und Leutasch sowie die Karwendel, Energie & Wasser-GmbH (KEW), die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen, das Kraftwerk Farchant sowie eine Gruppe von Privatleuten zählen, im Nachbarland Überzeugungsarbeit.

Nun also haben Lichtmeß und Co. einen wichtigen Etappensieg erzielt, auch wenn diesen das Land Tirol nicht bestätigen möchte. „Hinsichtlich des angesprochenen Wasserkraft-Projekts an der Leutascher Ache gibt es aktuell keine rechtskräftige Entscheidung im behördlichen Widerstreitverfahren“, lässt Lea Knabl, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, wissen. Was sie damit sagen will: Der unterlegene Mitbewerber aus Österreich kann Beschwerde einlegen, worüber das Landesverwaltungsgericht zu befinden hat. Erst dann könne „eine seriöse Aussage“ darüber getroffen werden, wer den Zuschlag für das Kraftwerksprojekt bekommt.

Doch trotz Tiroler Zurückhaltung könnte es jetzt sehr schnell gehen mit der endgültigen Bewilligung. Denn viele Details wurden schon in dem rund drei Jahre währenden Widerstreitverfahren geklärt. „Viel kann da nicht mehr kommen“, glaubt Lichtmeß – auch im Hinblick von Protesten seitens der Bevölkerung. „Wasserkraft hat in Mittenwald Tradition, da wird der Gegenwind nicht so groß sein.“ Gleichwohl haben sich bereits im Januar 2022 Bedenkenträger aus der Deckung gewagt. Läuft alles planmäßig, könnte das grenzüberschreitende Wasserkraftwerk Ende 2025 in Betrieb gehen. „Denn die Baumaßnahme an sich geht relativ schnell“, erläutert Lichtmeß. Ihm zufolge soll es ein „Schauprojekt“ werden, ähnlich wie die Anlage in Großweil – Führungen inklusive. Auch große Renditen erwartet der Gemeindewerkschef nicht. „Wir wollen kein Minus machen“, lautet seine Parole. Das Vorhaben diene nicht dazu, „Gesellschafter zu befriedigen“.

Hintergrund-Informationen:

Das geplante Wasserkraftwerk nutzt auf einer Länge von zirka 1,75 Kilometern den Abfluss der Leutascher Ache sowie eine geländebedingte Fallhöhe von etwa 95 Metern zur Stromerzeugung. Die Wasserfassung befindet sich im Bereich der Straßenbrücke (Klammbrücke) am Klammeingang, am Standort der bestehenden aufgelassenen Wasserfassung des ehemaligen TIWAG Kraftwerks. Über einen fisch- und sedimentfreundlichen Coanda-Rechen und einer daran anschließenden Druckhaltekammer gelangt das Wasser in die Druckleitung des Kraftwerks, welche sich in einem begehbaren Tunnel befindet. Im Krafthaus, das auf deutscher Seite am Ende der Druckleitung liegt, wird der nutzbare Abfluss (insgesamt maximal 3,1 Kubikmeter pro Sekunde) mit Hilfe von drei Turbinen abgearbeitet. Die Leistung beträgt 2,43 Megawatt und das Jahresarbeitsvermögen (durchschnittliche Jahresstromerzeugung) rund 11,7 Millionen Kilowattstunden (11,7 Gigawattstunden). Davon werden zirka 10,4 GWh ins Mittenwalder und etwa 1,3 GWh ins österreichische Stromnetz eingespeist.

4120 Durchschnittshaushalte können damit in Mittenwald, sowie 560 in Leutasch mit lokal produziertem, grünen Strom versorgt werden. Pro Jahr kann laut Berechnungen eine Einsparung von zirka 8370 Tonnen CO2-Äquivalenten erzielt werden. Laut Gemeindewerke sind folgende Vorteile noch zu erwähnen: Das natürliche Abflussmuster der Leutascher Ache bleibt durch die dynamisierte Restwasserabgabe erhalten. Das heißt: Es treten keine unnatürlichen Abflussschwankungen, welche die Flora und Fauna negativ beeinflussen, auf. Der kontinuierliche Sedimenttransport in die Klamm wird durch die Gestaltung der Wasserfassung gewährleistet. Da kein traditioneller Entsander zum Einsatz kommt, werden die Spülvorgange erheblich reduziert und auf den Hochwasserfall verlagert. Der „Fischabstieg“ über den Coanda-Rechen ist problemlos möglich. Der Einzug von Fischen kann ausgeschlossen werden. Der Fischaufstieg ist schon jetzt, aufgrund des vorhandenen Wasserfalls, auf ganz natürliche Weise nicht möglich. Bei Niedrigwasser im Winter ist die Klamm für Touristen sowieso geschlossen.

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