WIE EIN DEUTSCHER MILLIARDäR BENKO EISKALT ZU FALL BRACHTE

"Der Anfang vom Ende": Wie Deutschlands reichster Mann, Multimilliardär Klaus-Michael Kühne (86), Signa-Gründer Benko eine Abfuhr beim Mittagessen erteilte.

Wer bei den vielen Nachrichten zur Signa-Pleite rund um Firmengründer René Benko nicht mehr recht durchblickt, ist mit dem Buch "Inside Signa" gut bedient. Die Journalisten Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart legen das erste Buch zur größten Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte vor. Mit neuen Details und internen Nachrichtenverläufen erzählen sie vom Aufstieg und Fall Benkos und seines Immobilienimperiums, das er auf "luftigen Versprechen" errichtet hat.

War der 1. Dezember 2022 der Anfang vom Ende?

Den Anfang vom Ende machen die Autoren mit dem 1. Dezember 2022 fest, als der deutsche Investor Klaus-Michael Kühne aus der Signa aussteigen will. Zu dieser Zeit braucht Benko dringend frisches Geld, um das Rad am Laufen zu halten. Als Kühne abspringt, nimmt das Unvermeidliche seinen Lauf. 

Kühne ließ Benko eiskalt sitzen

Wie E-Mail-Verläufe aus dem Buch zeigen, kam der Absprung des derzeit laut Schätzungen reichsten Deutschen für Benko überraschend. Die "Bild" und "Business Insider" berichten über den Auszug des Kapitels. Laut "Inside Signa" lud Klaus-Michael Kühne Benko zum abschließenden Gespräch in sein eigenes Fünf-Sterne-Hotel an der Hamburger Alster ein, das "The Fontaney". Nach nur wenigen Minuten soll Kühne den gemeinsamen Tisch allerdings verlassen haben. "Eiskalt lässt er Benko sitzen", so die Autoren im Buch.

Die E-Mail-Nachricht von Benko an Kühne

Damit hatte Benko offenbar nicht gerettet, er versuchte anschließend per Mail, die Situation zu retten. "Lieber Herr Kühne, offen gesagt bin ich ratlos! Ich bin heute extra nach Hamburg gekommen um mit Ihnen und Herrn Gernandt das Gespräch von Oktober fort zu setzten und mich mit Ihnen als zweit größter Aktionär auszutauschen und zu beratschlagen. Ich würde gerne die Möglichkeit haben mit Ihnen persönlich zu reden auch wenn es nur eine Stunde nach Ihrem Mittagessen ist", so zitierte die "Bild" aus dem Buch. Als eine Antwort ausblieb, legte Benko nochmals nach: "Eine kurze persönliche Aussprache mit Ihnen wäre mir sehr wichtig – ich bin noch bei Ihnen im Hotel. Es reichen auch 10 Minuten."

"Das Vertrauen ist zerstört"

Die Antwort folgt 20 Minuten später und dürfte Benko nicht erfreut haben: "Sehr geehrter Herr Benko, es tut mir leid – das Vertrauen ist zerstört, und ich habe Herrn Gernandt gebeten, Ihnen meinen Wunsch nach Rückabwicklung unserer Beteiligung an der Signa Prime Selection AG anzuzeigen. Formal muss das der Verwaltungsrat der Kühne Holding AG beschliessen, den ich hiermit von meinem Wunsch in Kenntnis setze und um kurzfristigen Vollzug bitten möchte", so antwortete Kühne.

Wettlauf mit der Zeit

Als dann im August 2023 auch noch Benkos Versuch scheitert, 400 Mio. Euro von einem koreanischen Investor zu bekommen, ist das Ende nah. Wenige Monate später folgen die ersten Insolvenzen.

Schließlich räumen die Autoren auch mit der Erzählung auf, dass Benko allein an der plötzlichen Zinswende der EZB gescheitert sei. So habe der einstige Immobilien-Tycoon zu einer Zeit, als der Häuslbauer bei seiner Hausbank noch einen Fixzinskredit für knapp ein Prozent Zinsen bekam, bereits saftige Zinszahlungen für frisches Kapital geleistet. Fleckl und Reinhart erinnern auch daran, dass die weitgehend insolvente Signa-Gruppe nie Benko allein gehört hat. Prominente Investoren wie Hans Peter Haselsteiner, Torsten Toeller, Ernst Tanner oder Robert Peugeot seien daran beteiligt gewesen und hätten ihm die Stange gehalten, solange sie an dem System gut verdienten.

Zu Ende erzählt ist die Causa Signa damit aber noch nicht. Die Aufarbeitung der Vorgänge, die zur bisher größten Wirtschaftspleite Österreichs geführt haben, wird wohl noch genügend Stoff für weitere Bücher liefern.

(APA, Red.)

2024-04-23T14:14:36Z dg43tfdfdgfd