WIE EIN ERBE FüR LöBAUER TIERSCHüTZER ZUM FASS OHNE BODEN WIRD

Der Tierschutzverein Löbau-Zittau erbt ein Haus - und muss nur draufzahlen. Der Grund: Eine Bewohnerin, die Gerichtsurteile ignoriert.

Über ein Erbe in Form eines Wohnhauses freut sich natürlich jeder Tierschutzverein. Für den kostenintensiven Betrieb eines Tierheims ist der Verkauf einer solchen Immobilie schließlich ein warmer Regen. Doch das Erbe eines Hauses in Oderwitz angenommen zu haben - das bereut Ramona Loske, Chefin des Tierschutzvereins Löbau-Zittau, mittlerweile jeden Tag. Denn bei der Annahme der Erbschaft übersah sie einen gehörigen Haken - und der macht jenes Haus nicht nur zu einer faktisch wertlosen Immobilie, sondern auch zu einem Fass ohne Boden für den Tierschutzverein.

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Das wirtschaftlich gesehen riesige Problem mit der Immobilie: Das Haus steht nicht leer, sondern wird von der Oderwitzer Rentnerin Bärbel Puschmann bewohnt. Ihr nämlich räumte die Erblasserin als Dank für jahrelange Pflegeleistungen ein lebenslanges, mietfreies Wohnrecht ein. Doch wie weit dieses Wohnrecht geht, darüber hat Bärbel Puschmann eine gänzlich andere Auffassung als der Tierschutzverein. Und obwohl zwei Gerichtsinstanzen dem Verein recht gaben, weigert sie sich beharrlich, dass dem Recht Geltung verschafft wird. Die jüngsten Eskalations-Stufen: zwei gescheiterte Räumungsversuche und ein Streit um die Kosten der Heizung.

Zwei gescheiterte Räumungstermine

Ursprünglich hatte Puschmann als Mieterin im Erdgeschoss des Hauses gewohnt. Noch vor dem Tod der Erblasserin war sie aber zu dieser in die Wohnung im Obergeschoss gezogen - wo sie auch heute noch lebt. Nach dem Tod ihrer Gönnerin beharrte sie darauf, dass sich das lebenslange Wohnrecht auf das gesamte Haus erstrecke. Sowohl das Amtsgericht Zittau als auch in zweiter Instanz das Landgericht Görlitz stellten inzwischen rechtskräftig fest, dass das Wohnrecht nur für die von Puschmann tatsächlich bewohnte Wohnung gelte. Das Gericht verpflichtet sie, das Erdgeschoss an den Verein herauszugeben.

Bloß: "Die Erdgeschosswohnung ist noch völlig zugestellt mit ihren Sachen", sagt Ramona Loske. Die Rentnerin ist schwer gehbehindert - und daher nicht imstande, das selbst zu erledigen. Aber sie könnte natürlich eine solche Räumung beauftragen. Weil das bis jetzt unterblieb, seien auch mittlerweile zwei gerichtlich angesetzte Räumungstermine gescheitert. "Für die Kosten der Räumung hätte ich aus Vereinsmitteln mit 10.000 Euro in Vorlage gehen müssen. Das geht natürlich nicht", sagt Loske.

Und jetzt die Sache mit der Heizung. Jüngst beklagte Puschmann in einem Schreiben an die SZ, dass der Tierschutzverein ihr die Heizung habe abstellen lassen. Das bestätigt Loske auf SZ-Anfrage: "Da sind jeden Monat 500 Euro Heizkosten angefallen. Schließlich waren 5.000 Euro aufgelaufen, die der Verein an den Versorger überwiesen hat." Danach habe sie den Anschluss sperren lassen. Zwar gibt Loske zu, dass das Wohnrecht von Puschmann als Warmmiete gestaltet ist, aber: "Es kann ja nicht sein, dass sie da sämtliche Heizkörper auf unsere Kosten voll aufdreht." Bei einem Ortstermin habe Puschmann ihr darüber hinaus mitgeteilt, dass sie ihre Wohnung auch mit einem Ofen in der Stube heizen könne.

"Das Grundstück ist aktuell unverkäuflich"

Im Ursprung hatte Loske den Wert der Immobilie auf rund 90.000 Euro taxieren lassen - das ist aber eben blasse Theorie. "Wir hatten am Anfang mal zwei Kaufinteressenten, die das Haus sogar mit ihr drin gekauft hätten", erzählt sie. Ein Interessent sei etwa ein Ehepaar gewesen, das das Haus als Alterssicherung für seine Kinder hätte kaufen wollen - an einen Einzug dieser Kinder in dieses Haus sei dabei ohnehin über Jahre hinweg nicht gedacht gewesen. "Aber Frau Puschmann hat alle Interessenten vergrault, unter anderem mit falschen Aussagen darüber, dass das Haus feucht sei", sagt Loske. Das aber hätte der Tierschutzverein überprüfen lassen - es sei schlicht unwahr.

"Das Grundstück ist aktuell unverkäuflich", resümiert Loske. Mit am Verfahren beteiligt gewesen sei auch ein Sohn der Erblasserin, dem aus einem etwaigen Verkauf ein Pflichtteil zustünde - aber auch den kann er vorerst in den Wind schreiben. Dem Sohn habe der Tierschutzverein sogar die Immobilie zum Kauf angeboten - der aber habe aus nachvollziehbaren Gründen dankend abgewunken. Also hat der Verein weiter den teuren und nutzlosen Klotz am Bein. Die SZ wollte auch mit Bärbel Puschmann nochmal über die Angelegenheit sprechen. Die Bewohnerin hatte die SZ sogar zu einem Termin in das Haus eingeladen. Der SZ-Reporter hat sie bei diesem Termin aber nicht angetroffen.

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