ZENTRALAMERIKA: PRäSIDENT JOSé RAúL MULINO MUSS DEN PANAMAKANAL RETTEN

Die wichtigste Abkürzung des Welthandels trocknet aus. Panamas neuer Präsident muss etwas dagegen tun – hat aber noch viele weitere Probleme vor sich.

Erst wenige Tage vor der Wahl in Panama war klar, dass José Raúl Mulino überhaupt kandidieren darf. Nun wird er tatsächlich Präsident in dem Land an der Grenze von Süd- und Mittelamerika.

Mulino hatte sich als Vizepräsident beworben unter dem führenden Bewerber Ricardo Martinelli. Doch während des Wahlkampfs wurde Martinelli wegen Korruption zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt und von der Wahl ausgeschlossen. Mulino rückte nach. Das Verfassungsgericht segnete seine Nachnominierung denkbar knapp als rechtmäßig ab.

Mulino erreichte gut ein Drittel der Stimmen. Da eine Stichwahl nicht vorgesehen ist, kann er nun Präsident werden. „Mission erfüllt, Ricardo“, sagte er in seiner ersten Rede an Martinelli gerichtet, fügte aber sogleich hinzu: „Ich bin niemandes Marionette.“

Die wichtigste Aufgabe für Mulino wird sein, den Panamakanal zu retten, der langsam austrocknet. Das Nadelöhr des Welthandels ist die wichtigste Einnahmequelle des Landes. Die gewöhnlich rund 14.000 Schiffe, die jährlich die 80 Kilometer lange Passage zwischen Pazifik und Atlantik passieren, generieren mehr als 4,5 Milliarden Dollar für den Staat.

Doch die anhaltende Dürre – auch verursacht durch Klimaphänomene – sorgt für nahezu permanentes Niedrigwasser. Phasenweise mussten die Durchfahrten halbiert werden, was auch Folgen für den Welthandel hatte.

Der 1914 erbaute und 2016 erweiterte Seeweg hat laut US-Handelsministerium einen Anteil von 46 Prozent am gesamten Containerverkehr zwischen Nordostasien und der Ostküste der Vereinigten Staaten.

Im Fiskaljahr 2021 wurden durch den Panamakanal mehr als eine halbe Milliarde Tonnen Güter befördert. Das entsprach etwa 3,5 Prozent des weltweiten Seehandels.

Ohne die Einnahmen des Kanals wird Mulino kaum die anderen Probleme des Landes in den Griff bekommen. Ende des Jahres löste die Verlängerung eines Vertrags mit dem kanadischen Bergbauunternehmen First Quantum Minerals eine Welle von Protesten aus, die in der Annullierung des Vertrags und der endgültigen Schließung der Kupfermine Minera Panama eskalierten. Diese trug fast fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

Während seines kurzen Wahlkampfs versprach Mulino, den Darién-Gap zu „verschließen“. Dies ist die Dschungel-Engstelle zwischen Kolumbien und Panama, durch die jedes Jahr Hunderttausende Migranten schlüpfen, um Richtung USA weiterzureisen. Panama ist mit dem Ansturm überfordert, zumal Tausende der Flüchtlinge vorübergehend oder dauerhaft in Panama bleiben.

Am 1. Juli soll Mulino vereidigt werden. Martinelli, der eigentlich Präsident hätte werden sollen, wird dies wohl von der Botschaft Nicaraguas aus verfolgen. Er bezeichnet sich als politisch Verfolgter und entzieht sich dort der Strafverfolgung.

Bereits von 2009 bis 2014 hatte er Panama während einer wirtschaftlichen Boomphase regiert. Von der Botschaft aus hatte er für seinen Ersatzmann Wahlkampf gemacht. Mulino versprach, Martinelli zu helfen, sollte er tatsächlich gewählt werden.

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