ZU VIELE BESCHWERDEN: AQUADOME IN BAD WIESSEE WIRD ENDGüLTIG GESCHLOSSEN

Kein Verständnis für naturnahes Konzept

Zu viele Beschwerden: Aquadome in Bad Wiessee wird endgültig geschlossen

Das Aquadome in Bad Wiessee hat keine Zukunft mehr. Weil es immer wieder Beschwerden von Besuchern gab und zuletzt auch der bauliche Zustand zu wünschen übrig ließ, wird das Süßwasser-Aquarium geschlossen.

Bad Wiessee – „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, beteuert Wiessees Bürgermeister Robert Kühn (SPD). Letztlich aber hat sich der Gemeinderat in nicht-öffentlicher Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen, das im Jahr 2010 eröffnete Aquadome zu schließen: der Todesstoß für eine Touristen-Attraktion, die stets als größtes Süßwasseraquarium Bayerns gepriesen wurde. Die aber auch viel Kritik einstecken musste.

Seit Jahren – auch während der Pandemie und noch verstärkt danach – hätten die Gemeindeverwaltung viele Beschwerden über das begehbare Aquarium erreicht, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Die Besucher hätten die „unsauberen“ Aquarien und die „tierunwürdige“ Haltungsform beklagt. Auch unserer Zeitung hatte schon über derartige Beschwerden berichtet.

Aquarium sollte „echtes“ Leben in einem Bergsee abbilden

Dass diese aus Unkenntnis heraus entstanden seien, hatten Gemeinde und Fischerei Tegernsee stets betont. Der Eindruck mangelnder Sauberkeit sei entstanden, weil die Becken mit Seewasser gefüllt worden seien, welches Sedimente mit sich bringe. Zudem habe man im Aquadome das „echte“ Leben in einem oberbayerischen Bergsee abbilden wollen, somit auch das Zusammenleben von Raub- und Beutefischen. „Dadurch kam es naturgemäß zu Vorfällen, die einigen Besuchern nicht näher zu bringen waren“, teilt die Gemeinde resigniert mit.

Vielen Besuchern war das Konzept des Aquadomes nicht zu vermitteln

Das bittere Fazit von Gemeinde, Fischerei und Bezirk Oberbayern: Das Konzept war für den Geschmack vieler Besucher offenbar „zu naturnah“ angelegt, gewollt seien heutzutage eher künstliche Welten à la Seaworld. Laut Pressemitteilung plädierte daher auch der für Aufsicht und Beratung zuständige Fachbereich Fischerei des Bezirks Oberbayern dafür, das Aquarium zu schließen: „Unabhängig vom baulichen Zustand des Aquadomes halten wir das damals durchaus innovative Konzept für nicht mehr zeitgemäß.“

Fischerei nicht mehr bereit, die „Touristen-Attraktion“ zu verantworten

Die Fischerei Tegernsee, die für die Betreuung vor Ort zuständig war und das angegliederte Bistro mit großem Erfolg betreibt, wird in der Pressemitteilung mit drastischen Worten zitiert: „Wir sind nicht mehr bereit, eine ,Tourismus-Attraktion‘ zu verantworten, die offensichtlich mehr kaputt macht, als sie bewirken soll.“ Das Bistro selbst ist von der Schließung freilich nicht betroffen, hier dürfen Fischerei-Chef Christoph von Preysing und sein Team weiterhin den Champagner fließen lassen.

Grund zwei für die finale Schließung des Aquadomes war gemäß Pressemitteilung der bauliche Zustand der Aquarien. Durch die hohe Kondenswasserbildung im Inneren des Aquarienbereichs hätten die Betonfundamente inzwischen „nicht unerhebliche Schäden“ aufgewiesen. Ein Gutachter sei sogar zu dem Schluss gekommen, „dass die Standsicherheit nicht mehr im unbedenklichen Rahmen ist“.

Zukunft des Aquadome-Gebäudes in Abwinkl noch unklar

Was nun mit dem Bauteil passiert, in dem sich die fünf Becken befinden, ist laut Kühn noch unklar. „Wir stimmen uns hier gerade mit dem Bezirk und der Fischerei ab“, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage. Ideen gebe es viele, spruchreif sei derzeit allerdings noch nichts. „Fest steht nur, dass wir auf moderne Art und Weise das Leben im See darstellen wollen“, macht Kühn deutlich. Möglicherweise auch unter Einbeziehung des ebenfalls dort ansässigen Bruthauses. Der ursprüngliche Zweck des Gebäudes, das im Besitz der Gemeinde ist, soll also beibehalten werden.

Abgesprochen habe man die Schließung mit allen Beteiligten, auch mit der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, heißt es in der Presseinfo. Das Geldinstitut hatte seinerzeit unter der Ägide von Georg Bromme den Bau des Aquadomes maßgeblich gefördert. Die Kreissparkasse war es auch, die das Bistro finanzierte, dem Aquadome hinzugesellte und der Gemeinde überließ. Die Idee war es, auf diese Weise noch mehr Gäste nach Abwinkl zu locken. Dieses Konzept zumindest ist aufgegangen.

gab

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