14-JäHRIGE MUSS NACH INFEKTION ZWEIMAL AM HERZEN OPERIERT WERDEN

Bei Sophia aus Schirgiswalde-Kirschau löst ein Keim, den fast jeder Mensch auf der Haut hat, eine schwere Erkrankung aus. In dieser schwierigen Situation erhält die Familie viel Hilfe - von Freunden und Fremden.

Schirgiswalde-Kirschau. In ihrem Zuhause in der Fuchsbergsiedlung in Schirgiswalde-Kirschau ist Sandra Schulze derzeit selten anzutreffen. Stattdessen verbringt die 32-Jährige jede freie Minute am Krankenbett ihrer Tochter Sophia im Herzzentrum Leipzig. Die 14-Jährige kämpfte erst gegen eine bakterielle Infektion, die eine gravierende Herzerkrankung auslöste, und wurde inzwischen zweimal am Herzen operiert. Damit dieses auch künftig regelmäßig schlägt, wurden der Achtklässlerin eine neue Herzklappe und ein Herzschrittmacher eingesetzt.

Begonnen hatte alles mit den Anzeichen eines Infektes. „Bei unserem Filmabend klagte Sophia plötzlich über Schüttelfrost und hat sich erbrochen“, erinnert sich Sandra Schulze genau an den 1. März 2024. Als das Mädchen am nächsten Tag kaum noch ansprechbar war und 41 Grad Fieber bekam, riefen die Eltern den Notruf. Man riet ihnen erst zu Wadenwickeln, aber Sandra und Peter Schulze blieben hartnäckig und Sophia wurde ins Krankenhaus nach Bautzen gebracht.

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Telemedizin-Netzwerk unterstützt Bautzener Ärzte

„Dort kam zum ersten Mal der Verdacht einer Hirnhautentzündung auf,“ sagt die 32-Jährige Mutter. Die Ärzte an der Bautzener Kinder- und Jugendklinik aktivierten daher an diesem Wochenendtag das Tele-Intensivnetzwerk Sachsen für Kinder und holten sich Rat bei ihren Kollegen vom Uniklinikum Dresden. Diese empfahlen nicht nur die passende Medikamentengabe, sondern schickten auch einen Kinder-Intensiv-Transport, um Sophia an die Uniklinik nach Dresden zu verlegen, erzählt die Mama.

„Ohne die Hilfe unserer Freunde wären wir in diesem Moment aufgeschmissen gewesen“, sagt sie. Schließlich musste sich Papa Peter zu Hause in Schirgiswalde-Kirschau nun alleine um den siebenjährigen Oskar und den vierjährigen Edgar, die beiden kleinen Brüder von Sophia, kümmern. Um fortan bei ihrer Tochter zu sein, quartierte sich Sandra Schulze im Eltern-Haus des Vereins Dresdner Kinderhilfe ein.

Keim löst bei Schülerin aus Schirgiswalde-Kirschau Meningitis aus

Im Dresdner Uniklinikum bestätigte sich die Diagnose Hirnhautentzündung. Die Meningitis war bei Sophia durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöst worden. Dies gilt als seltene, aber schwere Erkrankung, die einer schnellen Behandlung mit Antibiotika bedarf. Warum der Keim, den fast jeder Mensch auf der Haut hat, bei der 14-Jährigen eine solch schwere Infektion und weitere Komplikationen auslösen konnte, war auch den Ärzten in Dresden lange nicht klar. „Es fehlte noch ein Puzzlestück“, sagt Sandra Schulze.

Nach vielen weiteren Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass der Keim auch das Herz von Sophia angegriffen hatte. Die nötige Operation sollte die junge Schirgiswalderin am Leipziger Herzzentrum bekommen, in das die 14-Jährige per Hubschrauber verlegt wurde. Ihre Eltern fuhren hinterher, daheim kümmerten sich wieder Freunde und die Großeltern um die beiden kleinen Brüder.

14-Jährige muss fortan mit Herzschrittmacher leben

In der Leipziger Klinik musste plötzlich alles ganz schnell gehen, denn der Gesundheitszustand der 14-Jährigen hatte sich verschlechtert. „Als man mir sagte, dass meine Tochter einen Herzklappenersatz und künftig auch noch einen Herzschrittmacher braucht, habe ich einfach losgeheult“, erzählt Sandra Schulze, der bei der Erinnerung an diesen Moment wieder die Tränen kommen.

Nach der erfolgreichen Operation und dem Einsetzen des Herzschrittmachers begann für Sophia der schwere Weg zurück in den Alltag. „Ich war jeden Tag bei ihr, habe sie zur Physiotherapie begleitet und so viel Zeit wie möglich mit ihr verbracht“, sagt die Mama. Sie selbst wohnte zu der Zeit in einem Gästeappartement des Leipziger Herzzentrums, wo sie bis heute wohnt. Da war die gelernte Ergotherapeutin, die bei Reha-Salus in Großpostwitz selbst mit Patienten arbeitet, schon viele Wochen wegen der Erkrankung ihrer Tochter krankgeschrieben und längst von der Lohnfortzahlung ins Krankengeld gerutscht.

Während die medizinischen Kosten der Herzoperation durch die Krankenversicherung gedeckt waren, muss die Familie die Kosten für die Unterbringung in dem Gästeappartement und Fahrten von Mama Sandra ins heimische Schirgiswalde-Kirschau alleine aufbringen. Und auch in diesem Augenblick waren die Freunde der Familie zur Stelle. Tobias Adler initiierte einen Spendenaufruf über die Plattform Gofundme, seine Frau Elli hatte bis dahin als gelernte Krankenschwester so manches Medizinlatein der Ärzte für die Schulzes übersetzt.

„Die Spenden tragen dazu bei, die enormen Belastungen, denen die Familie gegenübersteht, zu mildern und Sandra die Möglichkeit zu geben, bei ihrer Tochter zu sein, ohne sich über finanzielle Sorgen Gedanken machen zu müssen“, mit diesen Worten bat der Freund um Spenden, um eine Summe von 3.000 Euro zusammenzubekommen. Inzwischen haben knapp 150 Menschen mehr als doppelt so viel Geld gespendet. „Das ist unglaublich, das hätte ich nicht erwartet. Damit ist uns ein enormer Druck genommen“, kann die Schirgiswalderin die Spendenbereitschaft kaum fassen.

Nach zweiter OP freut sich Sophia nun auf ihre Jugendweihe

Allerdings bekam die Familie vor drei Wochen die nächste Hiobsbotschaft. „Die Ärzte erklärten uns, dass Sophia noch einmal am Herzen operiert werden muss“, sagt die Mama. Auch diesen Eingriff hat die 14-jährige Schirgiswalderin inzwischen gut überstanden. Nun beginnt für sie zum zweiten Mal die Rehabilitation. Sandra Schulze unterstützt ihre Tochter, wo es möglich ist. „Dass ich einfach nur da bin, macht für Sophia schon einen enormen Unterschied“, sagt sie.

Im Herzzentrum Leipzig weiß Sandra Schulze ihre Tochter gut aufgehoben, sie hat das Zimmer von Sophia mit Bildern, Fotos und Lichterketten dekoriert. „Pfleger und Patienten sind wie eine große Familie, das Personal gibt Halt und viel psychologische Unterstützung. Sophia ist in einer Gruppe mit anderen Jugendlichen, die auf der Transplantationsliste stehen. Damit merkt sie, dass sie nicht alleine ist mit ihrer Krankheit“, sagt die Mama.

Nun hofft Sandra Schulze, dass ihre Tochter die Klinik bald verlassen kann. Denn die 14-Jährige hat ein Ziel vor Augen: ihre Jugendweihe am 15. Juni. Ob das schicke Kleid für diesen besonderen Tag etwas von ihrer Operationsnarbe offenbart, ist der Gymnasiastin egal. Sie will diesen Tag genießen, trainiert dazu mit der Mama auch das Treppensteigen. Und die nötige Reha, die wohl erst im kommenden Jahr möglich ist, ist für die 14-Jährige noch ganz weit weg. „Es geht jetzt erstmal ums Hier und Jetzt“ sagt Mama Sandra Schulze.

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