USA: BESITZER BITTET UM HILFE BEI SUCHE NACH ALLIGATOR WALLY

Der Alligator soll seine Depression gelindert haben: Ein Mann aus Pennsylvania hat jahrelang eine enge Verbindung zu einem fast zwei Meter großen Reptil gepflegt. Jetzt ist das Tier weg und die Anteilnahme im Netz groß.

Er ist 1,7 Meter lang und ein Netzphänomen: Tausende Social-Media-Nutzer klicken die Berichte über den Alligator Wally, die sein Besitzer Joie Henney aus Pennsylvania veröffentlicht. Wally, so sagt er, sei ihm eine emotionale Stütze und helfe ihm seit fast zehn Jahren, mit seiner Depression zu leben. Henney hat Fotos und Videos gepostet, in denen Leute das Reptil wie einen Hund streicheln oder wie einen Teddybären umarmen. Wallys Popularität erreichte voriges Jahr neue Höhen, als dem Alligator der Zutritt zu einem Spiel der Philadelphia Phillies verweigert wurde. Jetzt, sagt Henney, sei er verzweifelt, weil sein Tier während eines Urlaubs in Brunswick im Bundesstaat Georgia verschwunden sei.

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»Wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können, um mein Baby zurückzuholen«, sagt Henney in einem tränenreichen Video auf TikTok. »Bitte, wir brauchen eure Hilfe.« Er vermutet, dass jemand Wally aus dem eingezäunten Außengehege gestohlen habe, in dem Wally am 21. April die Nacht während des Urlaubs in dem anderen Bundesstaat verbrachte. In Social-Media-Posts sagte Henney, Scherzbolde hätten Wally vor dem Haus einer Person ausgesetzt, die die Behörden rief, woraufhin sein Alligator gefangen und in die Wildnis entlassen worden sei.

Das in dem Bundesstaat zuständige Georgia Department of Natural Resources bestätigte, dass jemand in der Gegend von Brunswick am 21. April einen lästigen Alligator gemeldet habe und dass ein lizenzierter Fallensteller losgeschickt worden sei, um ihn einzufangen. Die Behörde sagte in einer Erklärung, dass der Alligator »an einem abgelegenen Ort freigelassen« worden sei, betonte jedoch, dass sie nicht wisse, ob es sich bei dem Reptil um Wally handele.

Im Netz ist die Anteilnahme groß. Auf der Facebook-Seite »Wallygator« sind Leserinnen und Leser aufgefordert, beim Department of Natural Resources einzufordern, dass es die Suche nach dem Tier unterstützt – offenbar bisher ohne Erfolg. Auch mit einer Spendenkampagne wird die Suche nach dem Alligator unterstützt; das Geld solle zur Deckung von Reise- und Beratungskosten bei der Suche sowie möglicher Rechts- und Tierarztkosten verwendet werden, heißt es auf der GoFundMe-Seite.

In Georgia ist es illegal, Alligatoren ohne spezielle Lizenz oder Genehmigung zu halten, und das staatliche Department of Natural Resources sagt, dass es keine Genehmigungen für Alligatoren als Haustiere erteilt. In Pennsylvania gibt es kein Gesetz, das den Besitz von Alligatoren verbietet, allerdings ist es laut der Fischerei- und Bootskommission illegal, sie in die freie Wildbahn zu entlassen.

David Mixon, ein Wildbiologe und Küstenaufseher des Georgia Department of Natural Resources, sagt, dass selbst scheinbar sanftmütige Alligatoren gefährlich sein können. »Sie sind unberechenbar und reagieren oft auf Reize«, sagte Mixon. »Es gibt viele Videos und Bilder, auf denen Leute mit Alligatoren umgehen, ohne sich dabei zu verletzen. Aber je mehr Zeit man mit ihnen verbringt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man verletzt wird.«

Staatliche Wildtierbehörden im benachbarten Florida, wo schätzungsweise 1,3 Millionen Alligatoren leben, haben seit 1948 mehr als 450 Fälle registriert, in denen Alligatoren Menschen ohne Grund gebissen haben. Darunter sind mehr als 90 Alligatorbisse seit 2014, sechs davon mit tödlichem Ausgang.

Wally-Besitzer Henney aus Pennsylvania hat den Alligator 2015 bekommen, nachdem dieser im Alter von 14 Monaten in Florida gerettet worden war, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Laut einem ausführlichen Bericht des »Philadelphia Inquirer« von 2019 half Wally ihm, seine Depression nach dem Tod mehrerer enger Freunde zu lindern. Ein Arzt, der seine Depression behandelte, habe Wallys Status als sein emotionales Unterstützungstier bestätigt. »Er hat nie versucht, jemanden zu beißen«, sagte Henney der Zeitung.

In Gebieten, in denen Menschen legal Alligatoren besitzen dürfen, können sie – wie im Falle von Wally – als Tiere zur emotionalen Unterstützung betrachtet werden, sagt Lori Kogan, Psychologin und Professorin an der Colorado State University, die die Interaktion zwischen Mensch und Tier erforscht. Anders als Assistenztiere, die Menschen mit Behinderungen wie Blindheit oder posttraumatischem Stress helfen, haben Tiere zur emotionalen Unterstützung keine spezielle Ausbildung, sagt Kogan. Sie haben auch kein offizielles Register, obwohl medizinische Fachkräfte oft Empfehlungsschreiben für Besitzer mit diagnostizierter psychischer Erkrankung ausstellen.

Auf offizielle Hilfe scheint Henney also weiter nicht hoffen zu können. Im Netz aber läuft die Suche nach dem Tier weiter.

2024-05-02T11:39:02Z dg43tfdfdgfd