ANSCHLäGE BEI JäGERN IN RIETSCHEN

Angesägte Leitern an Hochsitzen sind lebensgefährlich. Zwei Rietschener Jäger bemerkten so was glücklicherweise am Tag. Es war nicht der erste Anschlag.

Fast täglich sind Jagdpächter Udo Zange und sein Mitbegeher Dieter Nowke im gemeinsamen Jagdbereich unterwegs. Ihre bejagbare Fläche in Rietschen ist 320 Hektar groß, umfasst unter anderem die alte Ziegelei, die Wiese bei Neuhammer und die Heidehäuser. Seit 56 Jahren gehen sie dort gemeinsam auf die Jagd, kümmern sie sich um Hege und Pflege im Revier, achten sie auf krankes, infiziertes, schwaches und verletztes Wild, um so einen optimalen Lebensraum für Wildtiere zu schaffen. Und weil ihr Jagdareal groß ist, haben sie unter ihren jagdlichen Einrichtungen allein 18 Hochsitze. Auf einen, bei den Heidehäusern, gab es jetzt einen für die Jäger lebensgefährlichen Anschlag.

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Gezielter Angriff wird vermutet

„An der Leiter wurde ein Stück Holm herausgesägt. Wenn da einer von uns im Dunkeln hochgeklettert wäre, hätte er sich lebensgefährlich verletzen oder tot sein können“, sagt Udo Zange zornig und zeigt dabei auf eine akkurat abgesägte Stelle. „Normalerweise klettere ich mit meiner Teckelhündin Jette im Arm hier hoch. Wenn wir den Schaden bei unseren Kontrollen nicht bei Tage bemerkt hätten, wäre es für mich und Jette schlecht ausgegangen.“ An Vandalismus glauben Zange und Nowke nicht. Sie gehen von einem gezielten Anschlag aufgrund persönlicher Anfeindungen aus: Wegen des sauberen Schnittes mit Werkzeug und weil es nicht der erste Vorfall ist. Im Vorjahr, so Dieter Nowke, seien schon einmal Kanzeln zerstört worden. „Da waren Glasscheiben eingeworfen, Türen herausgerissen, bei einer das Sicherungsseil gegen Starkwind entfernt. Bei zwei Ansitzen an der B 115 wurden 2022 die Leitern zerstört. Dort sind jetzt Stahlleitern angebaut. Wir haben also schon mehrfach Anzeigen bei der Polizei erstattet. So, wie ebenfalls bei dem aktuellen Vorfall.“

Laut den beiden Jägern hätten Anwohner sogar zwei Personen beobachtet. „Uns wurde erzählt, dass es Einheimische waren, die als Gegner von Jägern bekannt sind. Laut Buschfunken würden sie sogar bei der Kommunalwahl kandidieren wollen. Zu all dem können wir aber nichts sagen. Das müsste die Polizei klären. Aber soviel wir wissen, wollen die Beobachter nichts sagen“, meinen Udo Zange und Dieter Nowke enttäuscht. Damit werde es wohl keine Aufklärung geben und bei der Anzeige gegen unbekannt im Wert von 30 Euro bleiben.

Dabei, und das ärgert sie besonders, sei der verursachte Schaden ja lebensgefährlich, liege außerdem mindestens um das zehnfache höher als die Schätzung. Aus Sicherheitsgründen sowie wegen der Vorgaben und regelmäßigen Kontrollen seitens der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft, bei der Jäger versichert sind, dürften sie nämlich keine Notreparatur vornehmen. „Wir müssen die Leiter komplett neu bauen“, unterstreicht Dieter Nowke.

Steigende Fälle im Raum Weißwasser

Das bedeute, wieder Geld und Zeit in die jagdliche Einrichtung investieren und darauf hoffen zu müssen, dass diese oder andere nicht erneut mutwillig beschädigt werden. Denn von sogenannten dumme Jungenstreichen oder Vandalismus gehen die beiden Rietschener nicht aus. „Als Jäger hat man mittlerweile viele Gegner, sogar persönliche Feinde. Das, was in den letzten Jahren so passierte, haben wir zuvor noch nie erlebt“, bekennen Nowke und Zange.

Sie sind nicht die Einzigen, die unter Anschlägen leiden. In den Jahren 2012/13 gab es kreisweit eine ganze Serie von Zerstörungen und Vandalismus, bei denen die Jägerschaft im Fokus stand. Danach beruhigte und normalisierte sich die Lage wieder. Inzwischen werden erneut vermehrt Fälle bekannt, bei denen Jäger von zerstörten Hochsitzen, Futterstellen, Schuppen, demoliertem oder herausgeworfenem Mobiliar wie Stühlen berichten und selbst von Kothaufen in Kanzeln. Aktuell sind, neben Rietschen, davon auch Jäger im Raum Weißwasser, Gablenz, Kromlau, Bad Muskau oder Niesky-See betroffen.

Polizei rät Geschädigten zu Anzeigen

Auch der Vorsitzende des Jagdverbandes Niederschlesien Oberlausitz e.V., Axel Christian, weiß von einigen Vorfällen. „Allerdings kann ich derzeit nichts zum Umfang der Problemlage sagen, was aber nicht heißt, dass es keine Probleme gibt“, so Christian gegenüber TAGEBLATT.

Auch bei der Polizeidienststelle Weißwasser schlagen sich Angriffe auf jagdliche Einrichtungen und damit verbundene Anzeigen noch nicht im Lagegeschehen nieder. „Das gibt es immer mal wieder. Nicht alle Bürger sind Jagdfreunde. Allerdings rate ich allen Eigentümern und Pächtern von Jagdrevieren dazu, sofort Anzeige bei einer Polizeidienststelle zu stellen, wenn sie mutwillige Beschädigungen oder Vandalismus an ihren jagdlichen Einrichtungen bemerken“, sagt Uwe Horbaschk, Leiter des Polizeireviers in Weißwasser.

Abgesehen davon gelten Vandalismus und rechtswidrige mutwillige Beschädigung oder Zerstörung fremden Eigentums laut Gesetz als Straftatbestände, die mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren geahndet werden können. Udo Zange und Dieter Nowke wissen das, zeigen Vorkommnisse daher immer bei der Polizei an. Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass irgendwann doch einmal ein oder die Täter gestellt werden, sie dann auch die Hintergründe für deren Taten erfahren.

Bis dahin bleibt ihnen allerdings nichts weiter übrig, als mit der ausgebildeten Jagdhündin noch öfter und gezielter Kontrollgänge im Revier zu unternehmen – damit nicht doch eines Tages ein Unglück am oder im Hochstand passiert.

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