CHICAGO: VERKEHRSBEHöRDE DER STADT HAT BüRGERSTEIG MIT DEM »RATTENLOCH« ENTFERNT

In Chicago befand sich auf einer Gehweg-Platte ein Loch, das wie eine Ratte aussah - und wurde im Lauf der Jahre zur Attraktion. Jetzt hat die Stadt genau dieses Stück Bürgersteig entfernen lassen. Die Folge: ein Aufschrei.

Für einige war es ein Wahrzeichen, für direkte Nachbarn ein Highlight, aber auch ein Ärgernis. Nun ist es weg, das »Rattenloch« von Chicago. Die Stadtverwaltung hat ein Stück Bürgersteig entfernt, das den Umriss eine Ratte samt Klauen und Schwanz zeigt. Nicht jeder in Chicago ist glücklich über diese Entscheidung.

Das »Rattenloch« befand sich bis zum Mittwoch in Chicagos North-Side-Viertel Roscoe Village. Dort soll es laut Anwohnern schon seit etwa 20 Jahren zu sehen gewesen sein.

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Zum Pilgerort wurde der beschädigte Abschnitt des Gehwegs, nachdem der in Chicago lebende Künstler und Comedian Winslow Dumaine im Januar ein Foto des »Rattenlochs« via X geteilt hat. Der Tweet wurde mehr als fünf Millionen mal angesehen, Menschen fingen an, zu der Attraktion zu pilgern, um sich fotografieren zu lassen, oder Opfergaben (Münzen, Kerzen, Käse und Blumen) niederzulegen. Glaubt man den sozialen Medien kam, es am »Rattenloch« sogar zu Heiratsanträgen.

Lokale und überregionale Nachrichtensendungen berichteten in der Folge über das »Rattenloch«, es bekam einen eigenen Wikipedia-Eintrag und sogar die »New York Times« berichtete. Es entwickelte sich also ein wahrer, wenn wohl auch nicht ganz ernst gemeinter Kult um ein Loch in einem Bürgersteig, das möglicherweise von einer Ratte verursacht worden ist (einige Anwohner glauben eher an ein Eichhörnchen).

Ob Ratte oder Eichhörnchen, nun ist das Loch jedenfalls weg. Man habe sich zu der Entfernung des Bürgersteigs entschieden, nachdem festgestellt worden sei, dass der Bürgersteig beschädigt sei und ersetzt werden müsse, hieß es dazu aus der Stadtverwaltung. Am Mittwochmorgen sei es von Mitarbeitern des Verkehrsministeriums entfernt worden.

Eine gute Nachricht für alle »Rattenloch«-Jünger: Das Heiligtum ist nicht zerstört. Eine Sprecherin der Chicagoer Verkehrsbehörde sagte, dass der betreffende Bürgersteigabschnitt eingelagert sei. Die Entscheidung, wo die Gehwegplatte mit dem Rattenabdruck letztlich landen wird, werde in Zusammenarbeit zwischen den städtischen Abteilungen und dem Büro des Bürgermeisters getroffen werden. Es gibt also noch Hoffnung.

Scott Waguespack, Mitglied des Stadtrats von Chicago, hat nach Angaben eines Sprechers bereits seit mehreren Monaten Beschwerden erhalten, sowohl über die Unebenheiten des Bürgersteigs als auch über Menschen, die sich dort zu Tag und Nacht versammelten, um das Rattenloch anzuschauen und zu fotografieren. Dabei seien Lärm und andere Probleme entstanden, heißt es von dem Sprecher.

Nicht alle Nachbarn des »Rattenlochs« sind über die Entfernung glücklich. Es habe sich angefühlt, wie »Nachbar eines Prominenten« zu sein, zitiert die »Chicago Sun-Times« Anwohnerin Grace Pynnonen. Ihr Lebensgefährte Isaac Cutrara hofft, dass das »Rattenloch« für die Nachwelt erhalten bleibt: »Damit die Leute nicht vergessen, was passiert ist – das Jahr 2024, das Rattenloch. Es war eine lustige Ära in Roscoe Village und es ist traurig, dass sie zu Ende geht.«

Es hätten aber auch einige Leute unangemessene Dinge als Opfergaben zurückgelassen, wie Kondome, Pillen oder Alkohol, wird Pynnonen zitiert.

Winslow Dumaine hatte in den vergangenen Wochen noch davor gewarnt, zu viel Bohei rund um das »Rattenloch« zu veranstalten. Es bestehe sonst die Gefahr, dass es entfernt werde, schrieb er bei X.

Bereits im Januar hatte jemand Unbekanntes das Rattenloch mit einem Material aufgefüllt, das weißem Gips ähnelte. Damals war das Loch von Fans schnell wieder ausgegraben worden. Nun müssen sich die Fans des »Rattenlochs« etwas einfallen lassen, um ihre Pilgerstätte noch zu retten.

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