E-ROLLER-UNFALL AM MüNCHNER HAUPTBAHNHOF: FAHRER NACH KOLLISION AUF DER FLUCHT

Fahrerflucht

E-Roller-Unfall am Münchner Hauptbahnhof: Fahrer nach Kollision auf der Flucht

Sie gleiten lautlos dahin, sind oft rasant unterwegs – und mitunter skrupellos. Wie bei dem Unfall, der sich am Donnerstagmittag im Bahnhofsviertel ereignet hat: Der Fahrer eines E-Rollers hat eine Fußgängerin umgefahren – und einfach weitergebrettert.

Es war gegen 13 Uhr am Donnerstag, berichtet eine Augenzeugin der tz, als der in Schwarz gekleidete Roller-Rambo in der Bayerstraße auf dem Radweg Richtung Innenstadt unterwegs war. An der Kreuzung mit der Paul-Heyse-Straße habe die Fußgängerin den Radweg der Bayerstraße an der Fußgängerfurt überquert, als es krachte. „Der Rollerfahrer hat die Frau einfach umgefahren! Sie ist über den Boden geschlittert und ist verletzt liegen geblieben“, berichtet die Zeugin. Er habe kurz angehalten – aber nur, weil die Ampel für ihn Rot zeigte. „Ein Passant wollte ihn aufhalten. Aber als er Grün hatte, ist er einfach weitergefahren!“

Zum Glück wurde die Frau, eine 50-Jährige Münchnerin, bei dem Unfall laut Polizei nur leicht verletzt. Gegen den Rollerfahrer werde wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort sowie fahrlässiger Körperverletzung im Straßenverkehr ermittelt.

Ein besonders krasser Fall. Doch er reiht sich ein in eine Vielzahl von Vergehen, die von E-Scooter-Fahrern begangen werden. Denn: Die elektrischen Flitzer werden immer mehr. Nach Zahlen des Mobilitätsreferats der Stadt, das seit Juni 2023 Daten zu E-Rollern sammelt, waren am 1. Juni 2023 in München 17 241 E-Tretroller abgestellt. Am 19. April 2024 waren es 18 698.

E-Scooter-Fahrer sind Unfall-Hauptverursacher

Nach Zahlen der Polizei haben die Verkehrsunfälle mit Beteiligung von E-Scootern von 2022 auf 2023 zwar abgenommen – die Zahl sank von 532 Unfällen auf 446. Doch bei knapp drei Viertel der Unfälle seien die E-Scooter-Fahrer die Hauptverursacher. Hauptunfallursachen: Fahrfehler und Fehler in der Handhabung des Rollers. Brisant: Statistisch gesehen stand bei jedem sechsten Unfall der E-Scooter-Fahrer unter Alkoholeinfluss. „Vielen E-Scooter-Fahrern war offenbar nicht bewusst, dass es sich bei den E-Scootern um keine Spiel- oder Sportgeräte, sondern um Kraftfahrzeuge handelt“, urteilt die Polizei.

So sieht man das auch beim Seniorenbeirat der Stadt. „Man sieht, die Leute haben da Spaß dran und oft ein ganz anderes Gefühl für Gefahren. Oft sieht man zwei auf einem Roller – die haben gar keine Ahnung, was da passieren kann. Andere, vor allem ältere und sehbehinderte Leute, erschrecken sich“, sagt Elisabeth Robles-Salgado, stellvertretende Vorsitzende des Gremiums. Der Seniorenbeirat hat ein 8-Punkte-Papier verabschiedet, um die Sicherheit für eingeschränkte Personen zu erhöhen.

Eine Forderung ist, Abstellflächen für Roller auf Gehwegen nur in Ausnahmefällen zu erlauben, und nur außerhalb des Rings. Eine andere, das Befahren von unerlaubten Zonen (z. B. Fußgängerzonen) per App zu sperren. Die Situation werde „verstärkt beobachtet“, teilt eine Sprecherin des Mobilitätsreferats mit.

Die Devise: Neue Technik für mehr Sicherheit. So soll die bestehende Freiwillige Selbstverpflichtungserklärung, die von den Anbietern unterschrieben wurde, 2024 im Hinblick auf neue digitale Steuerungsmöglichkeiten überarbeitet werden. Beispiel: ein Warnsystem für Sehbehinderte, bei dem eine App den Fußgänger akustisch vor einem im Weg stehenden Roller warnt.

So reagieren andere Städte

Gelsenkirchen hat E-Scooter verboten. München geht diesen Weg nicht, aber es gibt Auflagen. Bis 2026 soll es 675 Abstellflächen für E-Roller in der Stadt geben. Mittelfristiges Ziel sei, dass in dicht besiedelten Gebieten auf Gehwegen unter 1,80 Meter das Abstellen von E-Rollern nur noch auf vorgesehenen Flächen möglich ist. Auch könnte man technisch dafür sorgen, dass E-Roller in einem definierten Gebiet langsamer oder gar nicht mehr fahren. Wie in Wien. Bisher ist das bei uns nicht möglich.

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