KRIMINALITäT IN DEN USA: APOTHEKEN IM VISIER

Die Zahl der Einbrüche im Südwesten der USA ist zuletzt immens gestiegen. Die Diebe haben es offenbar gezielt auf Schmerzmittel, Abnehmspritzen oder Lippenstifte abgesehen, die sie umetikettieren und dann weiterverkaufen.

Apotheken im Visier

Die Halle in der Nähe von Los Angeles sieht aus wie das Lager einer Apothekenkette: Medikamente gegen Grippe und Schmerzmittel gibt es hier und natürlich die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy, palettenweise, die Regale reichen vom Boden bis unter die Decke. Eine andere Halle in der Nähe könnte mit den Tausenden von Kosmetik- und Hygieneprodukten, darunter Lippenstifte, Tampons oder Make-up, einer Drogerie gehören. Es sind jedoch keine Lager legaler Geschäfte, sondern die Umschlagplätze sogenannter fence operations, bei denen Verbrecher ganz bewusst gestohlene Ware kaufen, aufbereiten und sie weiterverkaufen.

Der Polizei ist gerade ein Schlag gegen diese Form des organisierten Verbrechens gelungen. Ein Spezialkommando des Los Angeles Police Department (LAPD) führte in der vergangenen Woche mehrere Razzien im Bezirk Los Angeles durch und stellte Waren im Wert von mehreren Millionen Dollar sicher, acht Personen wurden festgenommen. Bewohner und Einzelhändler von Los Angeles waren in Aufruhr seit im März bekannt geworden war, dass die Zahl der Einbrüche und Diebstähle im Jahr 2023 um 81 Prozent auf knapp 12 000 angestiegen ist. Laut Polizei hatten es viele Kriminelle auf Apotheken und Drogerien abgesehen, die Beute: wertvoll, begehrt, einfach zu transportieren.

Also zum Beispiel eine Monatspackung Ozempic oder Wegovy, die in den USA ohne Rezept mehr als 1000 Dollar kostet; in eine Einkaufstasche passen etwa 30 davon, Beute im Wert von 30 000 Dollar also. "Es sind aber auch Waren dabei, die aus Frachtzügen gestohlen worden sind", sagt Calvin Mah von der LAPD. Die SZ hatte im Januar 2022 über geplünderte Züge berichtet; wie sich nun herausstellt, hatten diese Plündereien mit organisiertem Verbrechen zu tun und stehen offenbar in Zusammenhang mit den Einzelhandelsdiebstählen.

Laut Polizei liefen diese folgendermaßen ab: Eine oder mehrere Banden heuerten im Südwesten der Vereinigten Staaten, also in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Arizona und Nevada, Diebe an; hin und wieder beauftragten sie auch Obdachlose. Die sollten gezielt Einzelhändler überfallen oder mit Bolzenschneidern aufgebrochene Güterzüge plündern - und die Beute dann in eines von mehreren Lagern im Bezirk Los Angeles bringen. Dort wurden die Waren mit neuen Labeln versehen und weiterverkauft - oft online und zum Originalpreis; die Käufer wussten also häufig nicht, dass sie gestohlene Ware bestellten.

Im vergangenen Jahr begann die Undercover-Spezialeinheit Organized Retail Crime Task Force ihre Arbeit, Anfang Februar hieß es, dass 2023 mehr als 400 Verdächtige verhaftet und Beute im Wert von mehr als elf Millionen Dollar sichergestellt worden seien. "Es ist die Art Verbrechen, die für Angst und Schrecken sorgt, weil die Täter am helllichten Tag zuschlagen, wenn Kunden in den Geschäften sind", sagte der Chef der Spezialeinheit, Rob Peacock, damals: "Wir sind deshalb nicht nur hinter denen her, die diese Diebstähle ausführen, sondern haben es vor allem auf die Leute dahinter abgesehen."

Ein solcher Schlag ist den Ermittlern nun offenbar gelungen. Undercover-Beamte hatten sich als Diebe oder Käufer ausgegeben, die Ermittler arbeiteten zudem mit den Sicherheitsleuten der Apothekenkette CVS und Einzelhandelsketten wie Sephora, Target oder Macy's zusammen. Wer die Festgenommenen sind und welche Bande hinter dieser fence operation steckt, sagt die Polizei bislang aber nicht.

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