KURTHEATER IN BAD SOODEN-ALLENDORF: ENDET FAMILIENTRADITION NACH 70 JAHREN

Nachfolger gesucht

Kurtheater in Bad Sooden-Allendorf: Endet Familientradition nach 70 Jahren

Kino-Freunde werden es schon bemerkt haben. Im Kurtheater am Hindenburgplatz in Bad Sooden-Allendorf flimmern keine Western, keine Krimis, keine Liebesfilme und keine Komödien mehr über die Leinwand. Das Kino ist geschlossen und bleibt es möglicherweise auf Dauer: Licht aus im Lichtspielhaus.

Bad Sooden-Allendorf – Nach 70 Jahren ist damit eine Familientradition zu Ende gegangen, die Wilhelm Kirch, Schwiegervater des heutigen Eigentümers Wulf Nöding, Anfang der 1950er Jahre begründet hatte.

Kirch selbst hatte im nordrhein-westfälischen Gütersloh ein Kino betrieben, das Ende des Zweiten Weltkrieges von einer Bombe getroffen wurde, ohne dass die ganze Technik zu Schaden gekommen war. Als das im Jahr 1950 durch einen Düsseldorfer Architekten errichtete Kurtheater zum Verkauf stand, griff er zu.

Gerade mal 17 Jahre alt war Wulf Nöding, als er die Kirch-Tochter Ingeborg beim Tischtennisspielen kennenlernte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sieben Jahre später wurde geheiratet. Fast hätte das Paar noch seine Goldene Hochzeit erlebt, doch zwei Tage zuvor verstarb Nödings Frau. Im Jahr 1980 hatten Ingeborg und Wulf Nöding das Kurtheater übernommen. Als Elektrotechniker lehrte er da schon an der Berufsschule in Eschwege, die er als Oberstudienrat verließ.

Weil die Filmverleiher forderten, ein Streifen müsse mindestens zwei Wochen gespielt werden, entschloss sich das Paar schon vier Jahre später zum Bau eines zweiten Kinos. Die 250 Plätze im großen wurden ergänzt durch 70 Plätze im kleinen Saal, um dem Publikum zur gleichen Zeit zwei Filme anbieten zu können. „Mit nur einem Kino hätten wir nicht überleben können“, sagt der heute 84-Jährige.

„Ich hätte gerne weiter gemacht“, gesteht Nöding. Aber nach mehreren Krankenhausaufenthalten sei er „gesundheitlich nicht mehr voll da“, nennt er als Hauptgrund für die Schließung des Kurtheaters. Hinzu komme ein spürbarer Rückgang der heimischen Besucher. Nachdem inzwischen die Balzerbornklinik geschlossen habe und auch die Werra-Klinik vor dem Aus stehe, sei außerdem von den Kurgästen nicht mehr viel zu erwarten. Netflix und andere Streaming-Angebote täten ein Übriges.

Gestorben mit der Schließung des Kurtheaters ist zum Bedauern von Pfarrer Hubertus Spill auch das Projekt „Kirche im Kino“. Seit mehr als zehn Jahren waren im großen Saal mal heitere, mal traurige Filme zu sehen, jedes Mal mit einem Bezug zur Bibel. Im Schnitt seien zu jeder Vorstellung rund 100 Besucher gekommen.

Auch das Kino für Senioren gibt es nicht mehr. Marianne Wachsmuth hatte dieses Projekt ins Leben gerufen und den optischen Genuss mit selbst gebackenen Plätzchen versüßt. Jetzt will Nöding versuchen, das Kurtheater zu verkaufen oder zu vermieten, was unter den gegebenen Umständen vermutlich aber nicht ganz einfach sein dürfte.  

Von Chris Cortis

2024-05-04T08:18:00Z dg43tfdfdgfd