OM FAHAD: TIKTOK-STAR IN BAGDAD ERSCHOSSEN

Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, wie die irakische Influencerin Om Fahad vor ihrem Haus in Bagdad ermordet wurde. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.

In der Nacht zum Samstag ist die irakische Influencerin Om Fahad vor ihrer Wohnung im Osten von Bagdad erschossen worden. Das irakische Innenministerium bestätigte inzwischen, dass eine »in sozialen Netzwerken bekannte Frau« von »unbekannten Angreifern« getötet worden ist. Die Behörden untersuchen demnach die Hintergründe der Tat.

Unbestätigten Medienberichten zufolge wurde bei dem Überfall auch die Assistentin der Influencerin, Nour al Suwaidi, verletzt. Auf Bildern einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie eine schwarz gekleidete Person mit Motorradhelm, die offenbar den Anschein erweckte, Essen auszuliefern, von einem Motorrad absteigt und auf die Frau im Auto schießt, berichtet »Al Jazeera«. Auf Fotos vom Tatort sind Einschusslöcher im Fahrzeug und Blutspuren am Boden zu sehen.

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Om Fahad, die mit bürgerlichem Namen Ghufran Sawadi hieß, war vor allem auf TikTok bekannt, wo sie Hunderttausende Follower hatte. Sie sei vor allem für Videos bekannt gewesen, in denen sie in eng anliegender Kleidung zu Popmusik getanzt habe, schreibt »Al Jazeera«. Einige dieser Clips sollen mehr als eine Million mal angeschaut worden sein.

Regierungsaktion gegen »obszöne und entwürdigenden Inhalte«

Vor gut einem Jahr war Sawadi von einem irakischen Gericht zu sechs Monaten Haft verurteilt worden. Ihr war damals vorgeworfen worden, dass ihre Videos »unanständige Äußerungen enthalten, die unbescheiden seien und die öffentliche Moral verletzen«.

Die irakische Regierung hatte damals damit begonnen, gegen Inhalte in sozialen Medien vorzugehen, die gegen »Moral und Traditionen« des Landes verstoßen. Ein Ausschuss des Innenministeriums habe damals damit begonnen, Plattformen wie TikTok und YouTube nach »obszönen und entwürdigenden Inhalten« zu durchsuchen, die »Moral und familiäre Traditionen« gefährden, so »Al Jazeera«. Neben Om Fahad wurden im Zuge dessen fünf weitere Influencer zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt. Andere seien gezwungen worden, sich für ihre Beiträge zu entschuldigen und diese vom Netz zu nehmen.

Nicht der erste Mord an einer irakischen Influencerin

Wie die »BBC« berichtet hat die Menschenrechtsorganisation Euro-Med Human Rights Monitor damals in einem Bericht geschrieben: »Die Verhaftung und Verurteilung mehrerer Social-Media-Autoren durch die irakischen Behörden aufgrund vager Anschuldigungen, die die Einschränkung der natürlichen Rechte nicht rechtfertigen, ist äußerst besorgniserregend.« Die Organisation habe nach Sichtung von Inhalten, die die Beschuldigten gepostet hatten keinen Grund für eine Anklage gefunden, »da die von ihnen veröffentlichten Inhalte die Grenzen ihres Rechts auf Meinungs-, Rede- und Veröffentlichungsfreiheit nicht überschritten.«

Vor knapp sechs Jahren ist die Influencerin Tara Fares auf ähnliche Weise wie Ghufran Sawadi ermordet worden. Der Instagram-Star war damals bei helllichtem Tag von einem Mann in ihrem Auto erschossen worden. Der Täter flüchtete mit einem Komplizen auf einem Motorrad.

2024-04-29T10:42:09Z dg43tfdfdgfd