SPANIEN: BEHöRDEN LASSEN DROGENBOSS AUF KAUTION FREI – UND IHN FLüCHTEN

Karim Bouyakhrichan war einer der meistgesuchten Menschen der Welt. Und ist es nun wohl wieder, weil ihn ein Gericht in Málaga auf Kaution freiließ. Die spanische Justiz sieht in dem Fall mindestens unglücklich aus.

Spanien droht ein Justizskandal. In der Hauptrolle: Karim Bouyakhrichan, ein 46 Jahre alter Drogenboss. Er soll Anführer einer Unterorganisation der berüchtigten niederländischen »Mocro-Mafia« sein – die hinter mehreren der größten Drogenkartelle in Europa stehen soll.

Fünf Jahre lang suchten Ermittler weltweit nach »Taxi«, wie Bouyakhrichans Spitzname lauten soll. Er stand auf der Most-Wanted-Liste von Interpol. Im Januar nahmen ihn spanische Behörden unter großem Tamtam fest.

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Nun ist »Taxi« wieder weg. Geflohen, nachdem ein Gericht im südspanischen Málaga seine Freilassung gegen Kaution gestattet hatte.

Wie das passieren konnte? Das ist offenbar selbst den spanischen Behörden ein Rätsel. Justizminister Félix Bolaños sprach laut Medien von einer »besorgniserregenden Situation«, der Politik ist die Sache sichtlich unangenehm. Einer der größten Fische – aus Versehen freigelassen.

Bouyakhrichan saß in einem Gefängnis in Marbella. Die spanische Polizei machte ihn und fünf weitere Mitglieder seiner Organisation wegen des Verdachts der Geldwäsche dingfest. 172 Immobilien im Wert von rund 50 Millionen Euro sollen Bouyakhrichan und Entourage gekauft haben, um Gewinne aus dem Drogenhandel zu waschen.

Ein großes Interesse an dem Drogenboss hatten jedoch auch die niederländischen Behörden. Dort war Bouyakhrichan einer der meistgesuchten Verbrecher des Landes. Berichten zufolge soll die »Mocro-Mafia« Kokain im Milliardenwert aus Südamerika in die Europäische Union geschmuggelt haben.

Direkt nach Bouyakhrichans Festnahme stellten die Niederlande einen Auslieferungsantrag bei den spanischen Behörden. Die örtlichen Behörden bestanden jedoch darauf, dass er in Spanien angeklagt wird. Immerhin soll Bouyakhrichan auch hier Verbrechen begangen haben.

Es folgte eine Gerichtsentscheidung ohne Abstimmung mit nationalen oder internationalen Behörden, die vor allem die erfolgreichen Ermittler sprachlos machen dürfte: Bouyakhrichans Anwälte stellten einen Antrag auf Kaution beim Gericht in Málaga – und die Richter stimmten zu. 50.000 Euro und den Reisepass war es den Richtern wert, einen Drogenboss zurück auf die Straßen zu lassen, der mit illegalen Geschäften mutmaßlich Millionen einnahm.

Niederländische Kronprinzessin im Fokus

Laut einem Bericht von »El País« argumentierten die Richter, dass die Kaution, der Reisepass und eine Vorstellung vor Gericht alle 15 Tage ausreichend seien. Und bis zum 1. April sei Bouyakhrichan tatsächlich regelmäßig vor Gericht erschienen. Dann wurde er Berichten zufolge zu einem erneuten Gerichtstermin Mitte April geladen, zu dem er nicht erschien. Bouyakhrichan verschwand – bisher spurlos.

Welche Größenordnung Bouyakhrichans Drogenbande hat, zeigte sich im Jahr 2022. Die »Mocro-Mafia« machte Schlagzeilen, weil es die niederländische Kronprinzessin Amalia bedrohte. Berichten zufolge gab es Pläne, einen Drogenboss mit Amalia freizupressen. Seither steht die heute 20-Jährige unter besonderem Schutz. Der Boulevard sieht Amalia durch die Neuigkeiten aus Marbella nun wieder im Fokus.

Die spanischen Behörden zeigten sich jedoch zuversichtlich, Bouyakhrichan ein zweites Mal zu fassen. Medienberichten zufolge erließ Spanien einen internationalen Haftbefehl. Die Jagd geht also von vorn los. Die niederländische Staatsanwaltschaft in Den Haag erklärte Berichten zufolge lediglich, es sei »nicht bekannt«, warum Bouyakhrichan aus dem Gefängnis entlassen worden sei.

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