„KOMPLETT BELEGT“: TIERHEIME IM KREIS DIEPHOLZ RUFEN AUFNAHMESTOPP AUS

Einrichtungen am Limit

„Komplett belegt“: Tierheime im Kreis Diepholz rufen Aufnahmestopp aus

Bundesweit gilt in vielen Tierheime ein Aufnahmestopp. Auch Einrichtungen im Kreis Diepholz haben kaum noch Kapazität. Es gibt allerdings eine Besonderheit.

Landkreis – Gestiegene Energiepreise, hohe Veterinärkosten und jede Menge Tiere: Bundesweit haben viele Tierheime ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Laut dem Deutschen Tierschutzbund gilt in zwei Drittel aller Einrichtungen ein Aufnahmestopp. Auch die Anlaufstellen im Landkreis Diepholz sind am Limit.

Tierheim Arche Noah in Stuhr ruft Aufnahmestopp aus

„Mit Hunden sind wir komplett belegt“, sagt Sarah Ross. Unter ihrer Leitung beherbergt das Tierheim Arche Noah in Stuhr-Brinkum derzeit rund 40 Exemplare und hat einen Aufnahmestopp für die Vierbeiner verhängt. Allerdings nur für Abgabetiere – also Hunde, deren Besitzer sie nicht länger halten können oder wollen. Es sei ein Irrtum, dass das Tierheim diese in Obhut nehmen muss.

Anders sieht es bei Fundtieren aus. „Die nehmen wir immer auf“, so Ross. Das ist vertraglich mit den angeschlossenen Kommunen geregelt. Im vergangenen Jahr gab es jedoch eine Ausnahme. Wegen einer sich ausbreitenden Krankheit unter den Heimkatzen verhängten die Verantwortlichen der Einrichtung kurzzeitig auch einen Aufnahmestopp für gefundene Tiere.

„Bei Katzen sind wir gerade ,nur‘ bei 50“, erklärt die Tierheimleiterin. Trotzdem oder gerade weil die saisonale Katzenschwemme bevorsteht, die zahlreiche Kitten in die Aufnahmestation spült, und weil einige Samtpfoten im Heim Nachwuchs erwarten, spricht Ross auch hier von einem Aufnahmestopp für Abgabe-Katzen. „Wir versuchen natürlich, trotzdem zu helfen. Wenn andere Tierheime noch Platz haben, verweisen wir dahin“ – zum Beispiel an das Tierheim Lindern in Sulingen.

Tierheim Lindern berichtet über schleppende Vermittlung

Dort ist kein Aufnahmestopp ausgerufen. Wenngleich es ebenfalls platzmäßig eng zugeht. „Wir kommen an unsere Grenzen“, gibt Leiterin Marita Görges zu Protokoll. Ein Grund sei die „schleppende Vermittlung“ der Heimtiere. Seit einiger Zeit beobachte sie, dass der Andrang an Adoptions-Interessenten nachgelassen habe. „Es ist nicht ganz günstig, Tiere heutzutage zu halten“, erklärt sich Görges das Fernbleiben vieler.

Ross sieht darin einen Grund, dass Menschen ihre Haustiere abgeben oder aussetzen. „Die Fundtiere sind teils in einem miserablen Gesundheitszustand“, sagt sie. Das liege mitunter daran, dass sich manche Halter durch die gestiegenen Preise keine gute tiermedizinische Versorgung leisten können.

Auch die Tierheime stellt das erhöhte Preisniveau vor Herausforderungen. So sehr, dass Görges beim Tierheim Lindern nicht so viele Mitarbeiter beschäftigen kann, wie sie eigentlich möchte. Und auch bei der Arche Noah ist das Geld knapp. Aber, erklärt Ross: „Wir sparen lieber an allen anderen Enden, als dass wir bei den Tieren sparen.“

Tierschutzhof Dickel hat eine Warteliste

Finanziell ganz ähnlich sieht es laut Anne Novak beim Tierschutzhof Dickel bei Rehden aus. Zudem zeichne sich der Trend ab, dass immer mehr „schwierig zu vermittelnde Hunde“ beim Schutzhof landen. „Oftmals sind es unüberlegte Anschaffungen“, erklärt die Leiterin. Die Folge sei, dass viele Vierbeiner nicht artgerecht gehalten werden, wodurch es zu Verhaltensauffälligkeiten kommen kann. „Wenn etwas passiert, wird nicht so gerne der Gang zum Hundetrainer genommen, sondern das Tier abgegeben“, so Novak.

Für die Dickeler Einrichtung hat das Folgen: Knapp die Hälfte der rund 20 beherbergten Hunde sei schwer vermittelbar. „Die Zwinger sind komplett voll und Abgabetiere können wir nicht mehr aufnehmen“, sagt die Leiterin. Menschen, die ihre Vierbeiner nicht mehr halten können und sich beim Schutzhof melden, bleibt derzeit nur die Möglichkeit, sich dort auf eine Warteliste setzen zu lassen. Und die wird immer länger: „Es gibt Wochen“, so Novak, „da rufen drei bis vier Leute an, die ihren Hund abgeben wollen.“

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