WIE GEFäHRLICH IST DIE SäCHSISCHE SCHWEIZ?

Die Bergwacht wurde in diesem Jahr bereits zu zahlreichen Einsätzen gerufen. Meistens benötigen Wanderer Hilfe. Dabei handelt es sich nicht immer um Stürze.

Fast kein Wochenende vergeht, ohne dass ein Kletter- oder Wanderunfall in der Sächsischen Schweiz gemeldet wird. Erst vor wenigen Tagen erlitt ein 80-jähriger Wanderer bei Schmilka einen Schwächeanfall und wurde von den Einsatzkräften in eine Klinik gebracht. Besonders spektakulär und dramatisch war der Einsatz am Ostersonntag, als ein fünfjähriger Junge vermisst wurde. Glücklicherweise spürte ein Rettungshund den kleinen Jonas auf. Auch an diesem Einsatz war die Bergwacht beteiligt.

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Bisher mehr Einsätze als im Vorjahr

Konkrete Zahlen hat Kai Kranich, Sprecher der DRK Bergwacht Sachsen. "Vom 1. Januar bis zum 12. April gab es insgesamt 24 Alarmierungen in der Sächsischen Schweiz. Das sind vier mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres", sagt Kranich.

In der Regel habe es sich um Wanderunfälle gehandelt. Kletterunfälle seien generell die Ausnahme, da Kletterer sich sehr gut vorbereiten und in der Regel ihre persönlichen Grenzen kennen. 2024 gab es bisher nur einen einzigen Einsatz am Felsen. "Die anderen Unfälle sind aber nicht immer Wanderunfälle. Bis Mitte April hatten wir von den 24 Einsätzen auch fünf Sucheinsätze", so der Sprecher.

Bei diesen handelt es sich zumeist um Familien oder Einzelpersonen, die sich verirrt haben und dann die Bergwacht rufen. "Dass in diesem Jahr bereits relativ zahlreiche Sucheinsätze durchgeführt worden sind, dürfte daran liegen, da wir sehr früh schönes Wanderwetter hatten, sodass es viele Ausflügler und Freizeitsportler ins Gebirge zog", sagt Kranich. Jedoch hätten die betroffenen Personen den noch frühen Einbruch der Dunkelheit unterschätzt und waren darauf nicht vorbereitet gewesen, zum Beispiel mit Stirnlampen. Auch war es offensichtlich für einige zu schwierig, sich im unbekannten Gelände zu orientieren.

Bei den Wanderunfällen handelt es sich am häufigsten um Sprunggelenksfrakturen oder Kreislaufproblemen. Sie entstehen durch Wegrutschen, Stolpern über Wurzeln sowie Umknicken beim Herunterlaufen am Berg.

Sächsische Schweiz wird als Gebirge unterschätzt

Generell gebe es verschiedene Ursachen für die Häufigkeit der Wanderunfälle. Teilweise werde die Sächsische Schweiz aufgrund der guten Erreichbarkeit und Infrastruktur nicht als Mittelgebirge mit den einhergehenden Gefahren gesehen, welche ein Gebirge grundsätzlich beherbergt. Fazit: Der Elbsandstein wird von Wanderern als Herausforderung unterschätzt.

Eine korrekte Vorbereitung beginne bereits zu Hause, gutes Kartenmaterial und auch mal der Wanderführer oder Blogeintrag im Internet seien nützlicher als die Story eines Influencers, meint Kranich.

Am Tag selbst beginnt die Vorbereitung natürlich mit dem Packen des Rucksacks auch für scheinbar kurze oder leichte Touren. "Stichpunkte hier sind Wind- und Wetterschutz, Erste Hilfe Kit, Powerbank, Wanderkarte analog und je nach Jahreszeit noch eine Kopflampe und natürlich geeignetes Schuhwerk. Sneakers zählen nicht zum passenden Schuhwerk", erklärt Kranich.

Weitere Helfer sind bei der Bergwacht willkommen

Im Gebiet der Sächsischen Schweiz werden die Einsätze der Bergwacht vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Sebnitz koordiniert. Rund 80 aktive ehrenamtliche Bergsteiger aus der Region, aber auch von außerhalb, übernehmen diesen Dienst.

Über weitere Helfer beziehungsweise über Nachwuchskräfte würden sich Kai Kranich und das Bergwacht-Team freuen. "Ja, wir benötigen Unterstützung. Besonders Menschen, die ortsnah wohnen und die eine besondere Affinität zu Outdoor-Aktivitäten wie Skifahren und Klettern haben, brauchen wir", sagt der Sprecher.

Ansonsten ist die DRK Bergwacht Sachsen in allen Sächsischen Mittelgebirgen vom Zittauer Gebirge im Osten bis ins Vogtland im Einsatz und Teil des Rettungsdienstes.

Zehn Tipps der DRK-Bergwacht:

  • Passende Kleidung und Ausrüstung der Witterung entsprechend (z.B. Kopfbedeckung bei Sonne, gutes und festes Schuhwerk, Jacke gegen Wind und Regen)
  • Erste-Hilfe-Set im Rucksack
  • Eigene Fähigkeiten und Konditionen einschätzen und lieber mit einfacheren Strecken beginnen
  • Nicht übermüdet oder unter Alkoholeinfluss wandern bzw. Rad fahren
  • Proviant und alkoholfreie Getränke dabei haben, auch wenn Gaststättenbesuche in der Tour eingeplant sind
  • Regelmäßige Pausen und frühes Starten (Vermeidung von Mittagshitze/ Dunkelheit)
  • Bei längeren Touren abmelden in der Herberge oder bei Freunden mit Zielangabe
  • Auf markierten Wander- und Radwegen bleiben
  • Planung der Strecke im Voraus und Karte mitführen; nicht nur auf Handy-Apps verlassen
  • Zecken- und Sonnenschutz

Kommt es zu einem Unfall, wählen Betroffene die Notrufnummer 112 und die DRK Bergwacht eilt zur Hilfe. Anrufer sollten dabei an fünf W-Fragen denken: Was?, Wo?, Wie?, Wie viele Personen?, Welche Verletzungen?

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