„FüR SCHOIGU EINE KATASTROPHE“: RUSSLANDS „ROLLS-ROYCE-GENERAL“ FESTGENOMMEN

Russland

„Für Schoigu eine Katastrophe“: Russlands „Rolls-Royce-General“ festgenommen

Die Verhaftung des Vize-Verteidigungsministers in Moskau wegen Korruptionsverdacht ist eine politische Sensation. Er ist ein Vertrauter von Putins Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Sommer für Sommer Familienurlaub in Saint Tropez, in Villen, die für 150 000 Euro gemietet wurden, ein 120 000 Euro teurer Urlaubs-Rolls-Royce,, ein zweiten für Moskau, eine Sechs-Millionen--Datscha an der Moskauer Millionärsallee Rubljowka, ein ebenfalls sechs Millionen Euro teures Adelshaus im Stadtzentrum, eingetragen auf eine Firma, die auf seinen Fahrer eingetragen ist. Und eine fotogene Ehefrau, deren Exmann ihn persönlich gewarnt hatte, sie brauche jeden Monat mindestens 50 000 Dollar Taschengeld.

Timur Iwanow, 48, General und stellvertretender Verteidigungsminister Russlands, genoss ein Luxusleben, das mit seinem offiziellem Jahresgehalt von etwa 136 000 Euro nicht zu bezahlen war. Alexej Nawalnys Antikorruptionsstiftung FBK berichtete darüber schon Ende 2022 ausführlich. Aber Nawalny ist tot, seine FBK in Russland zur extremistischen Vereinigung erklärt worden.

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Radioaktives Hochwasser?

Gestern jedoch hat ein Moskauer Gericht Timur Iwanow in U-Haft gesteckt, und das tatsächlich wegen Bestechung in besonders großem Ausmaß. Für das politische Russland eine Bombenüberraschung. Sicher, Iwanow, Mathematiker, kontrollierte im Ministerium für Bauwesen schmiergeldträchtige Großprojekte wie die etwa 300 Millionen Euro teure Errichtung des Kriegsereignisparks „Patriot“ bei Moskau. Aber Schiebereien auf öffentlichen Baustellen gelten in Russland längst als Kavaliersdelikt. Und Iwanow ist Vertrauter von Verteidigungsminister Sergej Schoigu, der ihn 2012 aus der Moskauer Gebietsregierung ins Ministerium mitbrachte. Schon wird in der Hauptstadt spekuliert, ob Schoigu selbst bei Wladimir Putin in Ungnade gefallen ist.

„Wegen Korruption hätte Iwanow niemand festgenommen“, erklärte ein anonymer Geheimdienstler dem Exilportal Waschnije Istorii. Darüber wisse man im Kreml längst Bescheid. Auch der Publizist Maxim Schewtschenko verweist darauf, dass Iwanow zum engsten Kreis Schoigus gehörte. „Für Schoigu ist das schlicht eine Katastrophe.“

Zielt Schlag auf Militärelite?

Schewtschenko glaubt, der Schlag ziele auf eine ganze Schicht der Militärelite, die sich seit Jahrzehnten in einem Luxusleben eingerichtet hätte. Und Schewtschenko sowie mehrere Kriegsblogger versichern, Iwanows Verhaftung habe die Laune vieler Offiziere und Soldaten enorm gehoben. „An der Front herrscht Freude, als wäre ein größerer Ort erobert worden“, schreibt der Ultranationalist Oleg Zarjow auf Telegram.

Auch bei den Sicherheitsorganen dürfte eine gewisse Genugtuung herrschen. Laut dem Portal lenta.ru sammelte der FSB schon fünf Jahre lang Material gegen Iwanow. FSB-Direktor Alexander Bortnikow gilt als Konkurrent Schoigus um Putins Gunst. Und laut zwei Geheimdienstquellen von Waschnije Istorii ist die Bestechungsanklage gegen Iwanow fürs breite Publikum gedacht, tatsächlich verdächtige man ihn des Staatsverrats. Putin habe die Festnahme Iwanows genehmigt, nachdem man ihn überzeugen konnte, dass es um Landesverrat geht.

Zu Stalins Zeiten wurden hohe Parteifunktionäre als Staatsverräter erschossen, eine Verrats-Anklage gegen Iwanow könnte jetzt auch Schoigus politischen Tod bedeuten. Kremlsprecher Dmitrij Peskow versicherte gestern, Schoigu sei von der Festnahme seines Stellvertreters vorzeitig informiert worden. Aber auch der als Liberalpatriot geltende Peskow könnte jetzt nervös werden: Es gibt Videos, die zeigen, wie er sich bestens auf Partys mit Iwanow und dessen teurer Gattin amüsiert.

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