GAZA-KRIEG: ISRAEL SCHLIEßT WICHTIGSTEN GRENZüBERGANG ZUM GAZASTREIFEN

Die Hamas hat sich zu einem Angriff auf den Grenzübergang Kerem Schalom bekannt. Nun lässt Israel vorerst niemanden mehr passieren. Zeitgleich stocken die Gespräche mit Israel über eine Waffenruhe.

Israel hat den derzeit wichtigsten Grenzübergang für Hilfsgüter in den Gazastreifen nach Raketenbeschuss aus dem Palästinensergebiet geschlossen. Aus einem Gebiet nahe der Stadt Rafah seien zehn Geschosse in Richtung des Übergangs Kerem Schalom abgefeuert worden, erklärte die Armee am Sonntag. Daher sei der Grenzübergang für Lastwagen mit humanitären Hilfslieferungen für den Gazastreifen vorerst geschlossen worden.

DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war - und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Die Hamas hat den Angriff für sich reklamiert. Ziel seien israelische Truppen gewesen, hieß es in der Mitteilung der Kassam-Brigaden, dem militärischen Arm der palästinensischen Terrororganisation. Angaben der israelischen Armee zufolge gab es Raketenalarm in der Ortschaft Kerem Schalom nahe der Grenze zum Gazastreifen. Die Nachrichtenseite ynet schrieb, es seien rund zehn Raketen aus der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens auf Kerem Schalom abgefeuert worden. Es gab Berichte über mehrere Verletzte.

Der Angriff erfolgte, während die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine Waffenruhe in Kairo weiterlaufen. Am zweiten Tag der aktuellen Gesprächsrunde gibt es bisher keine Anzeichen für einen Fortschritt. Stattdessen bekräftigten beide Seiten noch einmal ihre Position.

Netanyahu lehnt Forderung nach Kriegsende weiter ab

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat seine Ablehnung zu der Hamas-Forderung nach einem Kriegsende im Gazastreifen wiederholt. »Der Staat Israel kann dies nicht akzeptieren«, sagte er am Sonntag in einer Videobotschaft. Zuvor hatte die Terrororganisation Hamas erklärt, sie werde »unter keinen Umständen einem Abkommen zustimmen, das nicht ausdrücklich eine Beendigung des Krieges vorsieht«.

Israel wird den Krieg laut den Worten Netanjahus fortsetzen, bis alle Ziele erreicht sind. Mit Blick auf die Verhandlungen in Kairo über eine neue Feuerpause und Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge sagte der israelische Ministerpräsident in seiner Videobotschaft: »Eine Kapitulation gegenüber den Forderungen der Hamas wäre eine furchtbare Niederlage für den Staat Israel.«

Es wäre ein Sieg für »die Hamas, Iran, die gesamte Achse des Bösen«, erklärte der Regierungschef weiter. Würde Israel auf diese Weise Schwäche zeigen, werde es nur den nächsten Krieg näherbringen »und den nächsten Friedensvertrag in die Ferne rücken lassen«, warnte er. »Bündnisse schließt man nicht mit dem Schwachen und dem Besiegten, Bündnisse schließt man mit dem Starken und dem Sieger.«

Bei den Verhandlungen in Kairo habe Israel Flexibilität gezeigt, die Hamas verharre hingegen auf ihren »radikalen Forderungen, allen voran die Forderung, dass wir alle unsere Truppen aus dem Gazastreifen abziehen, den Krieg beenden und die Hamas an der Macht belassen«.

Ein Vertreter der Hamas machte hingegen Israel für das Stocken der Gespräche verantwortlich und wiederholte die Forderungen der Terrororganisation: »Eine Vereinbarung muss dazu führen, dass der Krieg endet und israelische Truppen den Gazastreifen verlassen«, sagt der Hamas-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will, der Nachrichtenagentur Reuters. Israel habe bisher noch nicht signalisiert, dass es dazu bereit sei.

Vorerst offenbar kein Team aus Israel in Kairo

Gegenstand der indirekten Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, ist ein Vorschlag, der die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie die Einstellung der Kampfhandlungen im Gazastreifen seitens Israels in mehreren Phasen vorsieht. Die Hamas forderte bis zuletzt einen umfassenden Waffenstillstand, einschließlich eines vollständigen Abzugs der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.

Israel schickt anders als die Hamas vorerst kein Team zu den indirekten Verhandlungen in die ägyptische Hauptstadt. Das Land werde erst eine Delegation nach Kairo entsenden, wenn die Hamas auf einen Vorschlag für ein Abkommen geantwortet habe, berichtete der israelische Sender Kan am Samstag unter Berufung auf einen Regierungsvertreter. Vertreter der politischen Führung der Hamas waren am Samstag aus Katar kommend in Kairo eingetroffen, um die Gespräche fortzusetzen.

2024-05-05T20:22:13Z dg43tfdfdgfd