GRENZSTADT IN ESTLAND HäNGT GROßES PUTIN-PROTESTPLAKAT AUF

In Sichtweite zu Russland hängt an einer Außenwand in der estnischen Stadt Narva ein Plakat, das Wladimir Putin einen Kriegsverbrecher nennt. Was wie eine Aktion von Aktivisten aussieht, kommt tatsächlich von ganz oben.

In der estnischen Stadt Narva direkt an der Grenze zu Russland ist am Donnerstag ein großes Protestplakat an der Außenwand der mittelalterlichen Hermannsfeste angebracht worden. Darauf zu sehen ist ein blutverschmiertes Porträt des russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Aufschrift »Putin War Criminal«, also »Putin Kriegsverbrecher«. Das mehrere Meter große Plakat kann von der gegenüberliegenden russischen Stadt Iwangorod aus gesehen werden, wie der estnische Rundfunk am Donnerstag berichtete. Es hängt an der Burgmauer neben den Flaggen Estlands, der Europäischen Union und der Ukraine.

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»Unsere Botschaft ist einfach: In Narva verläuft eine Grenze zwischen einem freien Europa und einem terroristischen Russland, wo auf der einen Seite Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit, und auf der anderen Seite Zensur, Zerstörung menschlicher Dinge und Gewalt stehen«, so Kulturministerin Heidy Purga in einer Pressemitteilung.

Narva und Iwangorod werden nur vom Fluss Narva getrennt, der die Grenzlinie zwischen der EU und Russland sowie die östliche Außengrenze der Nato bildet. Platziert wurde das Plakat wie im Vorjahr direkt gegenüber dem russischen Flussufer, wo eine Bühne für die Feiern am sogenannten »Tag des Sieges« am 9. Mai aufgebaut ist, dem russischen Feiertag zum Gedenken an den sowjetischen Sieg über Hitler-Deutschland. Estland dagegen feiert an diesem Tag den Europatag.

Narvas Bevölkerung besteht zu mehr als 90 Prozent aus ethnischen Russen. Unter den rund 60.000 Einwohnern der Stadt hatte das Poster im Vorjahr gemischte Reaktionen hervorgerufen. Daher soll es dieses Jahr statt einer Woche lang nur am 9. Mai hängen.

Ministerpräsidentin zur Fahndung ausgeschrieben

Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas steht seit Februar auf einer russischen Fahndungsliste, weil Estland im Sommer 2022, wenige Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, ein sowjetisches Kriegsdenkmal in Narva an der Grenze zu Russland abgerissen hat.

Estland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Deutschland besetzt. Nach Kriegsende blieb das Land bis 1991 Teil der Sowjetunion. 2004 trat es der EU und der Nato bei.

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