IRAN: ZUM TODE VERURTEILTER TOOMAJ SALEHI ERHäLT TELEFONVERBOT

Toomaj Salehi erhielt vor wenigen Tagen das Todesurteil – nun die Isolation von der Außenwelt. Seine Anwälte können keinen Kontakt mehr zu dem iranischen Rapper aufnehmen.

Nur wenige Tage, nachdem der bekannte iranische Rapper Toomaj Salehi zum Tode verurteilt worden ist, wurde er laut seinen Anwälten mit einem Telefonverbot belegt. Es sei kein Kontakt mehr mit dem Musiker möglich, berichtete dessen Verteidiger Amir Raisian am Dienstag auf X, ehemals Twitter. Der Grund dafür sei die Aktivität auf Salehis Kanälen in den sozialen Medien, die Angehörige betreiben.

Am Wochenende war Salehis Todesurteil bekannt geworden. Die Nachricht löste in Iran, aber auch anderen Ländern der Welt Entrüstung aus. Kritik an dem Urteil, das im Zusammenhang mit Salehis Unterstützung für die Massenproteste im Herbst 2022 gefallen war, kam auch aus Deutschland. Salehis Verteidiger planen, juristisch gegen das Urteil vorzugehen.

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Regimekritische Texte und Social-Media-Posts

Im November war Salehi überraschend auf Kaution freigekommen. Wenige Tage später veröffentlichte der 33-Jährige auf YouTube ein Video, in dem er der Justiz Folter während seiner Haft in Isfahan vorwarf. Daraufhin wurde der Musiker erneut verhaftet. Salehi war während der Protestwelle im Herbst 2022 festgenommen und später zunächst zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der Rapper hatte in der Vergangenheit mit seinen kritischen Texten soziale und politische Missstände in dem Land angeprangert. In den sozialen Medien solidarisierte er sich früh mit den Demonstranten, die gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem protestierten.

Im Zusammenhang mit Salehis Fall hatte die EU im Juni 2023 Verantwortliche mit Sanktionen belegt. Betroffen war unter anderem der Generalstaatsanwalt der Provinz Isfahan. Dieser hatte nach EU-Angaben damals Anklage gegen den Musiker erhoben. Der Rapper sei unter grausamen Bedingungen inhaftiert, hieß es im vergangenen Jahr.

Menschenrechtsaktivisten kritisieren die Anwendung der Todesstrafe in Iran seit Jahrzehnten. Offizielle Zahlen zu Hinrichtungen gibt es nicht. Laut Amnesty International wurden im vergangenen Jahr 853 Menschen hingerichtet – so viele wie seit 2015 nicht mehr. Für besonders großen internationalen Protest hatten Exekutionen im Kontext der Massenproteste vom Herbst 2022 ausgelöst. Davon sind mindestens neun Fälle bekannt.

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