ISRAEL-GAZA-KRIEG: HAMAS WARNT VOR »KATASTROPHALE AUSWIRKUNGEN« DER RAFAH-RäUMUNG

Die Hamas hat die Räumung der Stadt Rafah scharf kritisiert. Die Aktion schade den Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und einen möglichen Waffenstillstand. Israel werde seine Kriegsziele nicht erreichen.

Die Terrororganisation Hamas hat den Beginn der israelischen Räumung der Stadt Rafah vor einem Militäreinsatz scharf kritisiert. Israel schädige damit allen Bemühungen, eine Waffenruhe im Gazakrieg zu erzielen, sagte Mahmud Merdawi, ein ranghohes Hamas-Mitglied, der Nachrichtenagentur dpa. Der Schritt werde sich negativ auf die indirekten Verhandlungen auswirken und »katastrophale Auswirkungen« auf die örtliche Bevölkerung haben, sagte er. Merdawi betonte, ein israelischer Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens nahe der ägyptischen Grenze werde den Druck auf die Hamas nicht erhöhen. Es werde Israel nicht gelingen, die Kriegsziele zu erreichen.

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Erst vergangene Woche hatte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu gesagt, er werde an der Militäroffensive festhalten. Bei einem Treffen mit Angehörigen israelischer Geiseln und gefallener Soldaten sagte Netanyahu nach Angaben seines Büros: »Wir werden nach Rafah hineingehen und die Bataillone der Hamas dort zerschlagen – mit Deal oder ohne Deal.« Der Regierungschef sagte demnach weiter: »Die Idee, dass wir den Krieg stoppen, bevor alle seine Ziele erreicht sind, kommt nicht infrage.« Ziel sei weiter der »totale Sieg« über die islamistische Terrororganisation Hamas.

100.000 Menschen in Rafah betroffen

Mitglieder des militärischen Hamas-Arms hatten am Sonntag Raketen auf den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom, der sich nicht weit von Rafah entfernt befindet, gefeuert und dabei vier israelische Soldaten getötet. Kerem Schalom ist der wichtigste Grenzübergang für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen. Die Armee schloss ihn nach dem Raketenangriff vorübergehend für humanitäre Transporte.

Das Militär bombardierte im Anschluss nach eigenen Angaben im Gazastreifen den Ort in der Nähe des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten, von dem der Angriff ausgegangen war. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, bei verschiedenen israelischen Angriffen in Rafah seit Sonntagabend seien mindestens 28 Palästinenser getötet worden. Auch am Montag gab es Berichte über heftige Angriffe im Osten der Stadt Rafah.

Israels Militär hatte am Montag mit der Evakuierung Rafahs begonnen. Das Militär rief die Einwohner des östlichen Teils der Stadt dazu auf, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager am Mittelmeer zu begeben. Betroffen sind schätzungsweise 100.000 Menschen, wie ein Militärsprecher sagte.

Bundesregierung warnt vor humanitären Folgen

Die Bundesregierung bekräftige Warnungen vor den Folgen eines großen Militäreinsatzes der israelischen Streitkräfte in Rafah. In dem Gebiet hielten sich mehr als eine Million Menschen auf, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Sie forderte: »Diese Menschen brauchen Schutz. Sie brauchen natürlich humanitäre Unterstützung. Und die Bundesregierung und auch die Außenministerin haben bereits in Vergangenheit wiederholt gesagt, dass eine groß angelegte Bodenoffensive auf Rafah eine humanitäre Katastrophe wäre, und zwar eine humanitäre Katastrophe mit Ansage.«

Die Sprecherin forderte auch, laufende und schwierige Verhandlungen über eine Feuerpause nicht zu gefährden. »Gleichzeitig erleben wir eine Situation, wo weit über 100 Menschen in Gefangenschaft, in Geiselhaft der Hamas sind, die befreit werden müssen«, sagte sie. Alle Seiten müssten nun »maximale Anstrengungen« unternehmen. »Denn es muss zu einer Situation kommen, dass sowohl die Menschen in Gaza bestmöglich versorgt werden können mit humanitären Gütern und gleichzeitig die Geiseln befreit werden können«, sagte die Sprecherin.

Auch das französische Außenministerium betonte seinen »entschiedenen Widerstand« gegen Israels Offensive in Rafah. »Frankreich erinnert im Übrigen daran, dass die Zwangsumsiedlung einer Zivilbevölkerung ein Kriegsverbrechen im Sinne des Völkerrechts darstellt«, hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums. Die Geiseln der Hamas müssten sofort freigelassen werden, und ein dauerhafter Waffenstillstand müsse den Schutz ermöglichen, den die Zivilbevölkerung brauche, hieß es. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich am Sonntag bereits ähnlich geäußert.

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