NAHOST-KONFLIKT: STREIT ZWISCHEN BAERBOCK UND NETANJAHU WIRD öFFENTLICH

Eine israelische Journalistin berichtet über einen Streit zwischen der deutschen Außenministerin und dem israelischen Regierungschef. Baerbock nennt den Bericht „verzerrend“.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat einen Bericht über eine Auseinandersetzung zwischen ihr und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Freitag als „verzerrend“ bezeichnet. Am Donnerstagabend hatte eine israelische Journalistin darüber berichtet, dass es bei einem Gespräch zwischen Baerbock und Netanjahu am Mittwoch zu Differenzen bezüglich der humanitären Lage in Gaza gekommen sei.

Am Rande des G7-Außenministertreffens in Capri auf die Berichte angesprochen, wirkte Baerbock verärgert und stellte zunächst klar: „Wir berichten nicht aus vertraulichen Gesprächen.“ Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, sei mit dem Stab des israelischen Premierministers in Kontakt und habe klargemacht, „was wir von solchen verzerrenden Veröffentlichungen halten“, so Baerbock. „Uns gegenüber wurde Bedauern über die Veröffentlichung – deren Quelle unklar sei – ausgedrückt.“

In einem direkten Bezug auf die Darstellung der Journalistin hatte Seibert am Freitag auf der Plattform X, vormals Twitter, geschrieben: „Der Bericht über das einstündige Treffen zwischen Außenministerin Baerbock und Premierminister Netanjahu ist in wesentlichen Punkten falsch und irreführend.“

Baerbock war am Anfang der Woche gemeinsam mit ihrem britischen Amtskollegen David Cameron zu einem Besuch nach Israel gereist, um sich in Gesprächen mit der israelischen Regierung für eine Entschärfung des Konflikts mit dem Iran einzusetzen.

Die Außenministerin hatte den beispiellosen iranischen Angriff auf Israel vom vergangenen Wochenende erneut scharf verurteilt. Aus der „brandgefährlichen Lage“ dürfe jedoch kein Flächenbrand werden, sagte Baerbock nach einem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. „Es müssen jetzt alle besonnen und verantwortungsvoll handeln“, sagte sie.

Ich möchte klarstellen, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen.

Neben Netanjahu hatten Baerbock und Cameron auch Staatspräsident Isaac Herzog, Außenminister Israel Katz und Oppositionspolitiker Benny Gantz, der dem Kriegskabinett angehört, getroffen. Netanjahu hatte nach den Gesprächen kühl reagiert. „Ich möchte klarstellen, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen“, erklärte er. „Israel wird alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen.“

Die Journalistin des israelischen TV-Senders Channel 13 hatte berichtet, dass Baerbock Aufnahmen aus dem Gazastreifen gezeigt wurden, auf denen mit Lebensmittel ausgestattete Märkte zu sehen waren. Die Grünen-Politikerin habe daraufhin auf den Hunger der Menschen in dem Küstengebiet hingewiesen.

Lebensmittelmangel im Gazastreifen?

Netanjahu soll erwidert haben, sie solle sich Fotos der Märkte und auch von Menschen am Strand anschauen, es gebe keine Fälle von Hunger dort. Tatsächlich berichten jedoch Menschenrechtsorganisationen immer wieder, dass es den Menschen in dem Gebiet massiv an Essen mangelt.

Baerbock riet Netanjahu dem Bericht zufolge dazu, die Bilder nicht zu zeigen, da sie nicht der Realität im Gazastreifen entsprächen. Israels Regierungschef wiederum soll die Stimme erhoben und erwidert haben, dass die Fotos echt seien und Israel nicht wie die Nazis eine erfundene Realität zeige.

Baerbock solle Netanjahu daraufhin gefragt haben, ob er sagen wolle, dass etwa Mediziner im Gazastreifen sowie internationale Medien nicht die Wahrheit berichteten.

Menschenrechtsorganisationen und Regierungen weltweit kritisieren bereits seit Monaten die verheerende humanitäre Lage in Gaza. Das UN-Menschenrechtsbüro erhob erst in dieser Woche erneut schwere Vorwürfe gegen die israelische Regierung. „Israel verhängt weiterhin rechtswidrige Beschränkungen für die Einfuhr und die Verteilung humanitärer Hilfe und führt weitreichende Zerstörungen der zivilen Infrastruktur durch“, sagte eine Sprecherin.

Jüngst hatten die USA, Deutschland und andere Länder sehr teure und ineffiziente Abwürfe von Lebensmitteln aus der Luft sowie Lieferungen auf dem Seeweg gestartet, um die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern.

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