RüCKKEHR AUS DEN NEGATIVSCHLAGZEILEN

Philipp Amthor

Rückkehr aus den Negativschlagzeilen

Philipp Amthor wird neuer Mitgliederbeauftragter der Bundes-CDU. Die Wahl gilt innerhalb der Partei als umstritten.

Für Philipp Amthor läuft es – wieder. Der 31-Jährige ist erst vor wenigen Wochen Generalsekretär der Mecklenburg-Vorpommern-CDU geworden. Und nun hat Amthor, den der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann gerne ein „Unikat“ nennt, den Posten des Mitgliederbeauftragten der Bundes-CDU übernommen. Die Delegierten haben ihn auf dem Bundesparteitag gewählt, allerdings mit einem schwachen Ergebnis von 67,9 Prozent.

Dass er 2024 ein wichtiges Amt in der Bundespartei bekleiden wird, war noch vor wenigen Jahren nicht absehbar. 2020 geriet der Jurist in Negativschlagzeilen, weil er als Abgeordneter Lobbyarbeit für die – mittlerweile insolvente – US-amerikanische IT-Firma Augustus Intelligence machte. Amthor selbst nannte seinen Einsatz im Nachhinein einen „Fehler“. 2021 machte der Innenpolitiker dann ein Foto mit zwei Männern, die ein unterstützendes T-Shirt für die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck trugen. Den Aufdruck habe er nicht gesehen, sagte er damals, und entschuldigte sich.

Nach einigen Jahren, in denen er sich eher im Hintergrund gehalten hatte, bekommt Amthor nun eine neue Chance. Seine Wahl gilt als umstritten, aber nicht nur wegen des Lobbyskandals.

Als bekannt wurde, dass der Vorgänger Henning Otte das Amt abgibt und Amthor übernimmt, waren einige in der CDU nicht begeistert. Manch einer fragte sich, warum nicht eine CDU-Frau den Posten übernehmen könne. Die Boygroups hätten sich durchgesetzt, hieß es. Zudem sehen Teile des sozial-liberalen Flügels kritisch, dass mit Amthor erneut ein Vertreter des konservativen Lagers und Merz-Unterstützer der ersten Stunde einen herausragenden Posten bekommt. Amthor kennt die Kritik, will aber alle Flügel einbinden: „Es ist mein erklärter Anspruch, alle inhaltlichen Strömungen der Partei einzubeziehen“, sagt der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Flügelkämpfe bringen uns nicht voran.“

Dass Amthor mit seinen jungen Jahren, konservativen Anzügen und strengem Seitenscheitel quasi Dauergast in der „Heute“-Show ist und Komiker:innen gerne über ihn als „ältester Abgeordneter“ herziehen, hilft ihm nicht bei allen CDU-Kolleginnen und -Kollegen. Doch Amthor ist bekannt, eine Marke – im Gegensatz zu vielen anderen CDU-Leuten in den Führungsgremien. Seine Popularität wird von CDU-Chef Merz und Generalsekretär Linnemann als Trumpf gesehen. Wenn man ihn zu Partei-Talkformaten einlade, gebe es großes Interesse, heißt es in der Parteispitze.

Sein Vorgänger Otte hatte dagegen nicht viel Schlagkraft, als es um die Mobilisierung der Mitglieder ging. Amthor will in seiner Rolle neue Talkformate veranstalten. „Ich habe in den vergangenen zwei Jahren sehr intensiv am Grundsatzprogrammprozess mitgearbeitet, bei dem es uns sehr gutgetan hat, dass wir die Parteibasis intensiv einbezogen haben“, sagt er. Erfolgreiche Formate wolle er „dauerhaft implementieren“.

Es gibt in der Partei die Theorie, dass der Posten des Mitgliederbeauftragten Sprungbrett für Amthor sein soll. Vielleicht geht es also dauerhaft bergauf für den jungen CDU-Politiker – wenn er denn keine Fehler mehr macht.

2024-05-07T13:09:52Z dg43tfdfdgfd