„EINE SCHANDE“ – DIREKTOR VON PARISER SCHULE TRITT NACH MORDDROHUNGEN ZURüCK

Ende Februar ist ein Schulleiter in Paris mit einer Schülerin wegen ihres Kopftuchs in eine Auseinandersetzung geraten. Danach erhielt er im Internet Morddrohungen. Jetzt legte er sein Amt „aus Sicherheitsgründen“ nieder. Die Opposition spricht von einer „Schande“ für das Land.

Die Vorfälle an einer Pariser Schule, die nun zum Rücktritt des Schulleiters führten, haben in der französischen Politik für Entsetzen und Empörung gesorgt. Der Schulleiter war Ende Februar am Lycée Maurice-Ravel in der französischen Hauptstadt mit einer Schülerin in Streit geraten, nachdem er sie aufgefordert hatte, ihr Kopftuch abzunehmen. Danach wurde der Mann im Internet mit dem Tod bedroht.

Der Schulleiter habe „sein Amt aus Sicherheitsgründen niedergelegt“, zitierte die französische Nachrichtenagentur AFP aus einem Schreiben, das am Dienstag an Eltern, Schüler und Lehrer geschickt wurde. Er habe wenige Monate vor der Pension gestanden und angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen entschieden, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, zitierte die französische Zeitung „Les Echos“ aus einer Mitteilung der Pariser Schulbehörde.

Laut der Pariser Staatsanwaltschaft erinnerte der Schulleiter am 28. Februar drei Schülerinnen an ihre Pflicht, ihr Kopftuch auf dem Schulgelände abzulegen. Eine der Schülerinnen, bereits volljährig, habe den Schulleiter ignoriert, was zu einem Streit führte, berichtet „Les Echos“ unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft.

Schülerin zeigte Schulleiter an – Premier spricht von Verleumdung

Frankreich versteht sich als laizistisches Land, in dem eine strikte Trennung von Staat und Religion herrscht. Bereits 1994 trat ein Gesetz in Kraft, dass in Schulen nur noch diskrete – nicht aber auffällige – religiöse Symbole erlaubte. Zehn Jahre später wurden Kopftuch und Kippa in Schulen vollständig verboten – ebenso auffällig große Kreuze. 2010 folgte das Verbot der Vollverschleierung in der Öffentlichkeit.

Nach dem Vorfall kam die Polizei zur Schule. Die Schülerin zeigte den Schulleiter an und warf ihm vor, sie gestoßen und geschlagen zu haben. Der Fall sorgte für Schlagzeilen in Frankreich, dutzende Schüler demonstrierten Anfang März vor dem Schulgelände und forderten den Rücktritt des Schulleiters.

Gegen den Mann wurden in sozialen Netzwerken mehrere Morddrohungen ausgesprochen. Außerdem wurde mit der Zerstörung der Schule gedroht, wie französische Medien berichteten. An diesem Mittwoch stellte die Pariser Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen der Anzeige der Schülerin ein und teilte mit, die Vorwürfe seien „nicht ausreichend charakterisiert“.

Frankreichs Premierminister Gabriel Attal traf sich am Mittwoch mit dem Schulleiter. Am Abend erklärte er in einem TV-Interview, es werde eine Klage gegen die Schülerin wegen Verleumdung geben.

Pariser Staatsanwaltschaft meldet eine Festnahme

Bildungsministerin Nicole Belloubet hatte bereits nach Bekanntwerden des Vorfalls die Schule besucht, um den Schulleiter zu unterstützen. Sie nannte Drohungen gegen die Schule „absolut inakzeptabel“. Die Polizei und die Schulbehörde ergriffen bereits ab dem 29. Februar mehrere Maßnahmen, um die Sicherheit der Schule und des Leiters zu gewähren, heißt es in einer Pressemitteilung des Bildungsministeriums.

Ein 26-jähriger Mann, der keine Verbindung zur Schule aufweise, wurde inzwischen festgenommen, weil er Morddrohungen gegen den Schulleiter im Internet ausgesprochen haben soll. Er soll Ende April vor Gericht kommen.

Außerdem sprach ihm die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, ihre „volle Unterstützung“ in einem Telefonat aus. Die Bürgermeisterin sei „entsetzt und bestürzt über die Situation“, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ einen Sprecher.

Der Vorsitzende der konservativen Oppositionspartei Républicains im Oberhaus, Bruno Retailleau, schrieb am Mittwoch auf X, der Rücktritt des Schulleiters sei eine „Schande“ für das Land.

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